Christliche Kunstblätter, 92. Jg., 1954, Heft 2

Bundeshilfe für den Salzburger Dom Der Ministerrat stimmte einer Beteiligung des Bundes am Wiederaufbau des Salzburger Domes, gemeinsam mit dem Land Salzburg, der Gemeinde Salzburg und der Erzdiözese Salzburg zu. Die Wiederaufbauarbeiten werden vier Jahre dauern und etwa 12 Millionen Schilling kosten, die in vier Jahresraten zur Hälfte vom Bund, zur anderen Hälfte vom Land, der Gemeinde und der Erzdiözese aufzubringen sein werden. Gleichzeitig wurde bekannt, daß im derzeit ab gegrenzten Chorraum des Salzburger Doms, vor aussichtlich noch heuer, bedeutende wissenschaft liche Grabungen begonnen werden, bei denen man auf den 774 vom hl. Virgil geweihten Dom und auf die Fundamente der von Erzbischof Wolf Diet rich begonnenen, aber nicht vollendeten Kathedrale zu stoßen hofft. Den Ausgrabungsarbeiten kommt das schon lange gehegte Projekt einer Krypta zu statten, die unter dem Chor entstehen soll. Aus österreichischen Galerien G R A Z. Die Neue Galerie in Graz veranstaltete zusammen mit der Galerie Welz in Salzburg eine umfassende Gedächtnisausstellung für den Maler Wilhelm Thöny (gest. 1949 in New York). Mit der Bewunderung des Werkes an und für sich ver bindet sich die tiefe Trauer, daß dieser feinsinnige und große Maler und Graphiker so früh sterben mußte. Thöny hat nie die Naturforra verleugnet und wurde dennoch zu einem führenden, wirklich modernen Maler. LINZ. Die Neue Galerie der Stadt Linz (Gurlitt-Museum) zeigt eine umfangreiche Kollektion von Aquarellen und Zeichnungen des großen zu tiefst katholischen Malers Eduard v. Steinle (1810 bis 1887). Es ist erfreulich, wenn gerade im Jahre des Schwind-Jubiläums auch seines großen J..andsmannes und Kollegen Steinle gedacht wird. Seine ."Aquarelle und die in größter Zahl gearbeiteten Zeichnungen zeigen Tiefe der Empfindung, unkon ventionelle Auffassung und hohe Schönheit im rein Technischen. Unter den Zeichnungen nehmen die Illustrationen einen besonders hohen Platz ein; im Illustrieren haben die süddeutschen Romantiker oft ihr Bestes gegeben. WIEN. Im Kunsthistorischen Museum ist ein Meisterwerk Rembrandts aus seiner späten Schaf fensperiode, nämlich seine „Verleugnung Petri" vorübergehend zu sehen. Dank des Entgegenkom mens des holländischen Unterrichtsministeriums und des Generaldirektors des Reichsmuseums in Amsterdam, Jonkheer D. C. Röl, haben die Wiener Gelegenheit, sechs Wochen dieses Bild im Rahmen der Wiener Rembrandtsammlung zu sehen. Seit 1900, da die Schönboru-Galcrie Rembrandts ,,Blen dung Simsons" abgegeben hat, war keine Figureukomposition des Malers mehr in Wien vorhanden oder ausgestellt. Mitte Juni wird diese kostbare Leihgabe mit einer großen Auswahl der hollän dischen Abteilung der Gemäldegalerie des Kunst historischen Museums nach Klagenfurt gehen: Diese Ausstellung wird im Klagenfurter Künstler haus unter dem Titel ,,Rembrandt und seine Zeit" bis zum Herbst dem Publikum zugänglich sein. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang v. W u r z b a c h, Enkel des Verfassers des vielbändigen „Biographi schen Lexicons des Kaisertums Österreich" und Sohn des Autors des berühmten ,,Niederländi.schen Künstlerlexicons", hat, in der l'orm eines bei Leb zeiten an seine Wohnung gebundenen Legates, der Galerie der Akademie der bildenden Künste in Wien 30 durchaus erstrangige Gemälde holländischer Meister des 17. Jahrhunderts überwiesen. Der größte Teil dieser Sammlung ist bisher der Wissen schaft und dem Kunstfreund unbekannt geblieben. N A L Z B U R G. Die Residenzgalerie in Salz burg hat als Leihgabe auf die Dauer von 16 Jahren große Teile der Wiener Czcrningalerie übernom men. Das Land Salzburg verpflichtete sich, diese Bilder ehebaldigst reinigen, im Bedarfsfalle auch neu rahmen zu lassen und spätestens ab 1955 sie durch mindestens vier Monate im Jahr öffentlich auszustellen. Salzburg hat damit einen kunstkulturelleu Anziehungspunkt ersten Ranges erhalten. Eine kritische Überprüfung der übernommenen Werke wäre zu empfehlen. Prof. E. Schaffran. „Der große Entschluß" im Dienste einer Erneuerung kirchlicher Kunst Seit dem Februarheft 1954 hat der ,,Große Ent schluß" nach vorausgegangenen Versuchen über ausdrücklichen Wunsch des Herrn Kardinals von Wien nun laufend Bildbeilagen moderner Kirchen kunst aufgenommen. Die Auswahl wird von der wieder neu gebildeten Österreichischen Gesellschaft für christliche Kunst zur Verfügung gestellt. Daß die Veröffentlichungen der Gesellschaft im Rah men der längst anerkannten, um die religiöse Er neuerung außerordentlich geschickt bemühten Zeits( hrift „Der große Entschluß" ermöglicht wurden, ist wohl in mehrfacher Hinsicht besonders be grüßenswert. Einmal, weil man doch nur offenen Sinn für die nicht immer leicht verständlichen, stets aber im Sinne einer lahmen, nur äußerlichen Tra ditionspflege ungewohnten Gebilde neuer Kirchen kunst dort erwarten kann, wo überhaupt das Emp finden für eine ernste Besinnung auf das Wesent liche, wirklich Notwendige wach geworden ist, wie es bei den Lesern im ,,Großen Entschluß" voraus gesetzt werden kann. Anderseits werden Kreise, die vorwiegend an Kunst interessiert sind, über 76

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