Christliche Kunstblätter, 92. Jg., 1954, Heft 2

Buchschmuck für die Werke des Otto-MüllerVerlages erstellte („Singende Jugend"!). Als ihm der Auftrag zuteil wurde, die Innen gestaltung der Pfarrkirche von Weyregg zu über nehmen, war ihm die willkommene Gelegenheit gegeben, den engen bisherigen Rahmen seines Schaffens zu durchbrechen. Da waren es zunächst die kahlen Seitenwände, für die ihm als Thema gestellt wurde, sie mit Gruppen von Heimatheili gen, Schutzpatronen und Berufsheiligen zu schmükken. Während dessen reifte Plan und Auftrag für einen Rosenkranzzyklus in den Feldern des Netzgevvölbes derselben Kirche; es entstand eine Prunk decke von unerhörter Beschwingtheit, Farbenpracht und Ausdruckskraft; maßvolle Moderne mit Zügen byzantinisch-romanischer Sakralkunst gepaart. Im April d. J. fand dann noch ein Seitenaltar von ihm Aufstellung, ein dem Herzen Jesu geweihter Flü gelaltar mit dem Flauptbild, fünf kleineren, vier Bildern in den Giebelfeldern und zwei auf der Außenseite für die Fastenzeit; alle Bilder sind auf Goldgrund gemalt und thematisch zusammengefaßt im Johanneswort „Gott ist die Liebe". In jedem dieser Werke offenbart sich Weiser als einen aus tiefer Innerlichkeit schaffenden Künstler, zuchtvoll und straff in der Zeichnung, eigenwillig in der Farbe, herb und echt im Aus druck. Gegenwärtig arbeitet Weiser an den Entwürfen zu Glasgemälden für die St.-Andrä-Kirche in Salz burg, während solche für Mühlbach und Hoch könig in Arbeit sind. In Auftrag sind eine Schutz mantelmadonna für Lofer und der Kreuzweg für Weyregg. Karl Weiser — geboren am 4. Juli igii — steht in den besten Jahren. Dies und seine bisherigen Werke lassen erwarten, daß er noch vielen unserer Kirchen wahren und würdigen Bildschmuck in sakraler Moderne schenken werde. A. Kaiser, Pf. Tätigkeitsbericht des Linzer Diözesankunstrates über das Jahr 1953 Der Diözcsankunstrat hatte im genannten Jahre die Entwürfe für folgende Kirchenneubauten zu begutachten: Redl-Zipf (A'rch. Nobis) ; ViechtwangScharnstein (Arch. Paar); Kleinreifling (Arch. Forstenlechner). Unter den zahlreichen Gegenstän den von Kircheninnen- und -außenrenovierungen sind zu nennen: Mond.see (s. Christi. Kunstbl. 1953, S. 92); Zell a. d. Pram (s. Christi. Kunstbl. 1953, S. 132 f.); Obernberg am Inn. In Weyregg wurde die Neugestaltung der Kirche weilergeführt. Ferner lagen vor: 15 Projekte von Kriegerdenkmalerrich tungen bzw. -erweiterungen, 17 Projekte von Fried hofanlagen und Leichenhäusern.- Unter ihnen i.st Ebelsberg zu erwähnen. Man kann erwarten, daß dort eine weihevolle Begräbnis.stätte in modernen Formen erstehen wird. 22 Pfarrheim- und 9 Pfarr hofprojekte wurden behandelt. Berger Kunstpflege in Linz Auf dem Gebiete der bildenden Kunst wurde im Jahre 1947 die Kunstschule der Stadt Linz gegründet, die, wenn auch als Privatlehranstalt, doch auf akademischer Grundlage Meisterklassen für Malerei (Prof. Dimmel), Bildhauerei (Professor Ritter), Graphik (Prof. Dr. Ortner), Schrift (Pro fessor Neugebauer) und Innenarchitektur-Entwerfen (Prof. Wersin) führt. Im vergangenen Herbst konnte diese Schule einen ersten Ausbildungsturnus abschließen, der aus vier Jahren allgemeiner und zwei Jahren spezieller Ausbildung besteht. Es ist der Kunstschule bereits gelungen. Brücken zur Wirtschaft zu schlagen, und es steht zu hoffen, daß die Absolventen dieser Schule ohne Schwierigkeiten in das Berufsleben eintreten können. Eine Neugründung, welche den Kulturwillen der Stadt Linz wohl in ganz besonderem Maße zum Ausdruck bringt, ist die Neue Galerie der Stadt Linz. Die Gemälde des seinerzeitigen Ber liner Kunstsammlers und Kunsthändlers Wolfgang Gurlitt, die während des Krieges im Salzkammer gut verlagert waren, konnten im Jahre 1947 als Leihmuseum gewonnen und in der Hauptsache nach langwierigen Verhandlungen am 2. Jänner 1953 in das Eigentum der Stadt Linz übernommen werden. Es handelt sich dabei um charakteristische Ölbilder und Graphiken der bedeutendsten deutschen und österreichischen Maler von der Romantik bis in die zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts. Darunter befinden sich einzigartige Stücke, wie z. B. mehrere Werke Oskar Kokoschkas, die derzeit als österrei chische Leihgabe bei der zweiten Biennale in Sao Paulo in Südamerika gezeigt werden. Die Erwer bung der Neuen Galerie durch die Stadt Linz um den Betrag von annähernd 2 Millionen Schilling darf als eine der größten österreichischen Kultur taten der zweiten Republik bezeichnet werden, denn es ist uns kein Fall bekannt, in welchem ein Bun desland oder eine Stadt einen Kulturbesitz von der artiger Bedeutung für Österreich gesichert hätte. Der Neuen Galerie angeschlossen ist das K u b i nKabinett, das nicht nur das gesamte Illustra tionswerk des Künstlers in Büchern, Mappen usw., sondern darüber hinaus noch 36 Aquarelle, 311 Zeichnungen, 110 Lithographien, 106 Drucke zu Buchpublikationen und 4 Exlibris aus allen Schaf fensperioden Kubins enthält. Alfred Kubin, der be kanntlich in der Nähe von Wernstein in Olterösterreich lebt, ist seit 1947 Ehrenbürger der Stadt Linz. Die Neue Galerie der Stadt Linz ist zu einem Kulturfaktor von gesamtösterreichischer Bedeutung geworden. Sie bietet in ihren Wechselausstellungen nicht nur repräsentativen österreichischen Künst lern Raum (derzeit wird die Anton-Faistauer-Ausstellung gezeigt), sondern sie bildet auch das „Fen ster nach draußen" und hat seit ihrem Bestehen 29 amerikanische, 33 englische, 91 französische, 58 deutsche, 36 italienische, 22 Schweizer, 7 nieder ländische und je einen norwegi.schen und spanischen Maler in vorbildlichen Ausstellungen gezeigt. K. 75

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