Moderne christliche Kunst in Frankreich Im Rahmen des Kath. Bildungswerkes Linz sprach Univ.-Prof. M. Besset, Paris, über die mutigen französischen Versuche einer radikalen Reform der längst saft- und kraftlos gewordenen traditionellen kirchlichen Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Als ein modernes Altarbild in einer unserer Kir chen, vor einiger Zeit enthüllt wurde, fand es bei den Kirchenbesuchern sehr geteilte Aufnahme. Gerade die sogenannten Gebildeten zeigten sich aber dabei als die weitaus engeren und schwer fälligeren Beurteiler. Bei kirchenfremden Betrach tern erregte es besonderes Aufsehen, weil man es als Zeichen religiöser Erneuerung begriff, die man nicht erwartet hatte. Sehen diese Außenstehenden recht ? Sicherlich ist der abgegriffene Formenapparat von Neugotik bis neubarocker Heimatkunst kein Ausdruck tieferen religiösen Lebens. Nicht, daß es dieses nicht etwa hinter einer toten Wand von Kir chenkunst geben könnte. Das Evangelium lobt aber nicht das unter den Scheffel gestellte Licht. Es gilt auch Wühl in diesem Zusammenhang das Wort von den alten Schläuchen, die untauglich für den jungen Wein sind. In Frankreich wurde durch eine Gruppe mutiger Kunstfreunde, voran durch den jüngst verstorbe nen Dominikanerpater Couturier, der Versuch ge wagt, französische Künstler von Rang und Namen für die Ausschmückung der Kirche von .'^ssy, eines an sich nicht gerade besonders guten neuen Kir chenbaues, zu gewinnen, ohne nach ihrer persön lichen Stellung zum Christentum zu fragen. Kaum einer der Künstler hat abgelehnt. Es wurde durch Prof. Besset besonders hervorgehoben, daß die Künstler mit großem Ernst und starker Hingabe sich in die von Theologen ausgearbeiteten Themen vertieft haben. Kaum einer der Künstler hatte den Auftrag abgelehnt. Dabei handelte es sich durchaus um Leute, die nicht nach Aufträgen suchen müssen. Mancher Künstler hat deshalb auch großzügig auf sein Honorar verzichten können. Matisse hat den Dorninikanerinnen von Vence eine ganze von ihm in allen Einzelheiten entworfene Kapelle geschenkt. Wir sind leider, sobald es sich um ungewohnte Erscheinungen handelt, geneigt, zuerst an weniger — der Sensation etwa — edle Beweggründe zu denken. Den herkömmlichen Dingen gegenüber sind wit dafür um so großzügiger, bis zum Fehlen jeder Kritik! Es ließe sich für das ig. Jahrhundert bei vielen mit kirchlichen Aufträgen beschäftigten Künstlern ein starker religiöser Indifferentismus nachweisen. Ein Innviertier Maler, der für die bekannte „Kiichliche Kunstanstalt" Benzinger damals in Amerika zum Beispiel tätig war, sah in seinen religiösen Bildern nachweisbar nur Broterwerb und hätte lieber seine weltlichen Genrebilder gemalt. Seine Kirchenbilder sehen auch danach aus, diese nur sanften, biedermeierlichen Wesen, selbst wenn es sich um Apostel und Propheten handelt. Ein senti mentaler Augenaufschlag steht für Ergriffenheit, theatralisches Pathos für Würde. Prof. Besset leitete seine Ausführungen mit einem Worte Claudels ein: „Womit soll man würzen, wenn das Salz schal geworden ist?" Die Christen heit von heute scheint zu antworten: ,,Mit Zucker!" Schlimmer als der „süße" Kit.sch, meint Besset, sei der „saure", dort wo man mit Pfeffer dann würzen will, um das schale Salz zu ersetzen. Das ergibt dann jene krampfhaft etwas modern zurechtgemachten Gebilde aus der Hand allzu eif riger und geschäftstüchtiger Maler und Bildhauer. Die großen Sinnbilder christlichen Glaubens, die jene in Assy und anderen Orten Frankreichs be schäftigten Talente schufen, sind inzwischen ja vielfach bekannt geworden und haben Aufsehen erregt nicht zuletzt leider, weil die Presse sie teil weise in sensationell aufgeputzten Berichten be kannt machte. Gerade diese Umstände haben vielleicht auch da und dort den alten Ghettogeist ängstlicher Abmauerung vor der bösen Welt wieder wachgerufen oder doch starke Bedenken gegenüber diesen fran zösischen Versuchen laut werden lassen. Um so wertvoller waren die sachlich vorzüglich fundierten Ausführungen Prof. Bessets, die von Lichtbildern unterstützt wurden, die der Vortra gende vielfach selbst in den Ateliers der Künstler machen konnte. Musterbeispiele eindrucksvoller Einführung in die moderne Kunst sind die verschiedenen Kultur filme über französische Künstler, von denen der Streifen über Ronaults ,,Misere" den mit herz lichem Dank entgegengenommenen überzeugenden Vortrag eindrucksvoll abschloß. A. S. BE RIC H T E Wir stellen vor: Karl Welser In den letzten Jahren erregte der Salzburger Künstler, akad. Maler Karl Weiser, allgemein Auf sehen, da er die Pfarrkirche in Weyregg a. A. mit reichem Freskenschmuck ausstattete. Nicht daß Weiser damit erst an die Öffentlichkeit getreten wäre, er hatte sich schon in einer Reihe von Aus stellungen, z. B. in Paris, Neapel, Wien, Linz und Salzburg gezeigt und hatte die Entwürfe für die Glasfenster in Pernitz, Nö., sowie den Kreuzweg in der Schwesternkapelle in Salzburg, Schwarz straße, geschaffen. Aus der Härte eines jungen Künstlerlebens heraus mußte er sich, obwohl der kirchlichen Kunst verschrieben, hauptsächlich der Graphik hingeben, in welcher Tätigkeit er den 74
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2