Innsbrucker Kunstgespräch Im Tiroler Graphikwettbewerb, der jetzt schon zu einer alljährlich wiederkehrenden und für ganz Österreich interessanten Leistungsschau geworden ist, trugen im vergangenen Sommer Werner Berg und Kurt M o 1 d o v a n Preise davon. Beide waren gleichzeitig in Innsbruck in Sonderausstellungen zu sehen, Berg mit seinen ungemein geschlossenen, herben und klaren Holzschnitten im Tiroler Kunst- |)avillon, Moldovan mit der auch in Wien bereits l)estens bekannten lernte seines Pariser Studien jahres im Institut Francais. Dessen Direktor, Pro fessor B e s s e t, rief nun in diesem Rahmen fünf Künstler der jüngeren Generation zusammen — Paul Flor a, Walter H o n e d e r, Kurt M o 1 d oV a n, Claus Pack und Max Weiler —, um sie ein „Gespräch über die Kunst von heute" führen zu lassen. Flin Gespräch, in das sich weder Kunstgelehrte noch Laien einmischen sollten, sondern das dazu bestimmt war, das (um die Plätze kämpfende) Publikum mit den Ansichten der am unmittelbar sten an der modernen Kunst Beteiligten bekanntzu machen. Der Gedanke erwies sich als überaus glück lich und fruchtbar. Mochte man zu den Ansichten stehen wie man wollte, allein w i e sie vorgebracht wurden, ließ in aller Deutlichkeit die menschlichen Umrisse jeder einzelnen Gestalt, ihre persönliche Note, den Ernst und die Ehrlichkeit ihrer Bemü hungen spüren und stellte schon dadurch einen echten Kontakt zum Publikum her. Er wurde noch dadurch vertieft, daß die Künstler gleich zu Anfang über ihr eigenes Verhältnis zum Publikum .sprachen und im weiteren Verlauf der Diskussion darauf hinwiesen, daß die Zeiten revolutionären Ansturms auf seifen der Künstler, heftigster Reaktionen auf seifen des Publikums vorüber seien. Die Gesprächsl)artner betrachteten sich als die dritte Generation nach den großen Erneuerern, in der kein Bedürfnis melir nach Zusammenschluß in militanten Künstler bünden besteht, wie sie noch nach dem F.rsten Welt krieg überall Mode waren. Mehr oder minder geht jeder seinen eigenen Weg, wobei aber alle über einstimmten, daß die Wendung von zeitweise sehr naturalistischen Anfängen zur eigenen Ausdrucks- . form in dem Augenblick erfolgte, in dem ihnen die Gegenwart mit ihren großen Künstlern und ihrer unverwechselbaren Sprache bewußt wurde. Einig keit herrschte darüber, daß jedes echte Kunstwerk eine ,,Abstraktion" ist, einstimmig aber wurde die rein ungegenständliche Malerei mit einer gewissen Zurückhaltung beurteilt. Das Gespräch der fünf Künstler, das mit aus gezeichneten Formulierungen, mit gelegentlicher heiterer Auflockerung insgesamt fast zwei Stunden dauerte, vermochte das Publikum von Anfang bis zum Ende fesseln und hat zweifellos einer beson ders ansprechenden Form der Kontaktnahme ge dient. —er Die Presse, 6. März 1954. Bericht über eine Debatte in Düsseldorf über die moderne christliche Kunst Das Subsekretariat für Kunst der internationalen studentischen PH.V ROM AN das sich seit zwei Jahren mit Sitz in Düsseldorf in Deutschland be findet, veranstaltete in der Zeit vom 13. bis zum lö. April eine Delegiertentagung im katholischen Studentenheim in Düsseldorf. Im Anschluß an grundlegende Referate wurden eifrigst Fragen der christlichen, kirchlichen und gegenstandslosen Kunst diskutiert. Es sprachen der Düsseldorfer Studenten pfarrer und Dozent an der dortigen Staatlichen Kunstakademie, Dr. Leonhard Küppers, über „Mög lichkeit und Wesen einer echten christlichen Kunst", Professor Dr. Neuss aus Bonn über „Möglichkeit und Wesen einer kirchlichen Kunst" und der Mit arbeiter von Pere Regamay in Paris, Pere Capellades O. P., über ,,Die Möglichkeit einer gegen standslosen Kunst im Kirchenraum. Während Pro fessor Neuss sein Thema geschichtlich behandelte und aufwies, wie sich unter der Wandlung der l'Tömmigkeit im Laufe der Zeit auch die kirchliche Kunst gewandelt hätte, faßten die beiden andern Redner ihr Thema vom Grundsätzlichen her an. Dr. Küppers forderte — und das war das Facit seiner Ausführungen — vor allem auch die echte Christlichkeit des I'Cünstlers als Grundvoraussetzung einer echten christlichen Kunst. Dabei ließ er durch aus Stufungen zu und im Sinne Theodor Haeckers selb.st eine „christliche Kunst in spe". Lebhafte Auseinandersetzungen bewirkten die Ausführungen von Pere Capellades, der sich zum Verteidiger der gegenstandslosen Kunst in der christlichen Kirche machte. Immer wieder wurde dabei die Frage'laut nach der Möglichkeit einer Kunst atheistischer Künstler im Gotteshaus, wie sie vor allem in letzter Zeit in Frankreich in verschiedenen Kirchen auf tauche. (Assy, Vence etc.) Pere Capellades fand unter seinen Hörern ebensoviel Anhänger wie Geg ner. Daß es sich bei der erwähnten gegenstaiidslosen (abstrakt lehnte er ab) Kunst durchaus nicht um etwas letztgültiges handele, ja daß es sich nicht einmal immer um echte Kunst handele, wie bei dem Kruzifixus von Germaine Richier in Assy, mußte auch Pere Capellades bestätigen. An der Tagung nahmen die Vertreter der ver schiedensten Nationen teil, so aus Österreich, Australien, Nordamerika, F'rankreich, Holland, Dänemark und Deutschland, etwa 30 Personen. Die Stadt Düsseldorf gab den Delegierten einen Emp fang. Die Kunstakademie war durch den Direktor, Herrn Professor Kamps, und das Kultusministerium durch Herrn Ministerialrat Dr. Busley vertreten. Es war eine Tagung ernster Arbeit und guter Be gegnung im Sinne der FAX ROM AN A. Dr. L. Küppers. 73
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