harkeit sind dann noch die vielen Mosaiken, Gemälde aus unzähligen farbigen Stein chen zusammengefügt. Sie leuchten von Decken und Wänden hernieder und halten den Betrachter in Bann. Elfenbeinernes Weiß, Rot, Grün, Blau, Braun und vor al lem Gold sind die Farben, die auf geheim nisvolle Weise zu schillern beginnen, wenn die Sonne ihre Strahlen auf sie wirft. Man hat .den Eindruck, daß hier alle Erden schwere im Glanz von Farben überwunden ist. Es ist der Himmel, der die Gläubigen umgeben will, der sie vom Gelärme der Welt abziehen möchte in die feierliche Stille einer ewigen, göttlichen Welt hinein. Das wird noch deutlicher, wenn man die dar gestellten Heiligen betrachtet. Sie ste hen meistens frontal und fast ohne jede Be wegung. Was sich leicht bewegt und be hende dreht, ist ja dem Menschen und dem Irdischen zu sehr verwandt. Das Heilige und Göttliche aber ist in unveränderlicher Ruhe, wobei diese Ruhe immer auch ein Ausdruck des Erhabenen ist. Das zeigt sich am deutlichsten in der Darstellung Christi selber. In St. Paul vor den Mauern finden wir in der Mitte des Bogens zum Altar raum hin, dem Triumphbogen, eine solche. Es ist der triumphierende Christus oder der Christus in erhabener feierlicher Mäch tigkeit, den die Griechen Pantokrator nennen. In kostbar farbiger Gewandung, auf einem Thron sitzend vor einem Goldgrund, mit großer segnender, das heißt gnadenspen dender Geste, schaut er auf die Gläubigen hernieder, wendet er sich ihnen zu. Man muß schon sagen: nichts Menschliches, nichts Irdisches ist an ihm. Er ist den Men schen weit entrückt und zieht sie doch un widerstehlich zu sich hin. Das wollen auch die großen, ja übergroßen Augen besagen. Man hat in ihnen einen Ausdruck der All wissenheit sehen wollen. Das ist aber wohl kaum richtig. Sie sind vielmehr wie ein gro ßes geöffnetes Tor, durch das die Menschen ins Innerste der göttlichen Eiebe und der göttlichen Herrlichkeit hineinschreiten sol len. Diese großen .Augen frühchristlicher Christus-Pantokrator-Darstellungen saugen gleichsam die Menschen vom Irdischen weg ins Heilige, ins Göttliche hinein. Man kann ihnen nicht widertehen. Man wird in die Knie gezwungen, ob man will oder nicht. Man fühlt sich dem Göttlichen ausgeliefert. Um dieses Göttliche aber geht es immer 42 bei der frühchristlichen Basilika und ihrer einzigartigen Mosaikkunst, nicht um das Menschliche oder doch nur insoweit, als es fähig ist, in die göttliche Verklärung mit hineingenommen zu werden. Deshalb muß eine solche Kunst auch immer zum echten Beten führen, im letzten zur Anbetung dessen, der als. der wahre Herr über allem thront. Wieviel wäre von einer solchen Kunst zu lernen, besonders in einer Zeit, wo sich bisweilen das Menschliche und Ir dische, d.as ganz Private, im Kirchenraum allzu breit macht, wo es den Künstlern auf fallend darauf ankommt, nicht Gott, son dern sich selber in der Kunst, auch inner halb der Kirchen, zu verherrlichen. 3. Romanische Kunst Wer hätte nicht schon vom Aachener Münster gehört! Viele kennen und bewun dern es. In ihm werden die berühmten Reli quien der Aachener Heiligtumsfahrt auf bewahrt. Daß es — in seinem achteckigen mittleren Rundbau wenigstens — eines der ältesten Gotteshäuser aus Stein ist, mag wohl weniger gewußt sein. Es stammt aus der Zeit Karls des Großen, der im Jahre 814 starb. Aus dieser Zeit gibt es nur wenige noch erhaltene Bauten, außerdem Kleinbildnerei als Elfenbeinschnitzerei und Buch malereien. Allen erhaltenen Kunstwerken dieser Zeit aber ist es anzumerken, daß sie sich an die den Germanen fremde Kunst welt des klassischen Altertums oder des be reits christlich gewordenen Griechentums anlehnen. Das gilt in vieler Hinsicht auch für die Kunst der ottonischen Kaiserzeit, die wir in die Zeit vom letzten Drittel des zehnten Jahrhunderts bis ins erste Drittel des elften Jahrhunderts ansetzen. Vor allem die damals entstehende Buchmalerei im Kloster Mittelzell auf der Insel Reichenau im Bodensee verrät stark den Einfluß der griechisch-byzantinischen Kunst. Auch die figürliche Kunst ist von daher beeinflußt. Sie ist Reliefkunst, also flach und nicht freifigürlich. Schönstes Beispiel sind die Bronzetüren am Dom zu Hildesheim, die dem heiligen Bischof Bernward zugeschrie ben werden. In Hildesheim ist auch das besterhaltene Bauwerk aus ottonischer Zeit, die St. Michaelskirche. Eine andere berühmte Kirche aus dieser Zeit ist die Stiftskirche zu Gernrode im Harz. Gerade diese Kirchenbauten sind es.
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