nächst das Nötigste ersetzt worden war (vgl. weiter oben, Abschnitt zur Geschichte von Burg und Pfarre), wurde 1733 unter dem Pfarrer Ignaz Brügler von Herkulsberg der Pfarrhof erbaut. Wahrscheinlich wurde zur gleichen Zeit ungefähr die Barockisierung der Kirche vorgenommen. Die Sakristei wurde angebaut (vgl. Plan), an der romanischen Kapellenapsis ein Mauerstutzen aufgeführt, oben mit einem Ochsenauge, das in die Apsidenkuppel ge brochen wurde. Das Innere der romanischen Kapellenapside wurde vermauert und in die Kapelle ein Holzaltar hineingestellt. (Im Zuge der jetzigen Restaurierungsarbeiten wurde der Mauerstutzen entfernt, das Mauerwerk abgetragen und so die romani sche Apsis in ihrer ursprünglichen Form wieder sichtbar gemacht.) Die Fenster der romanischen Kapelle wurden zugemauert und an der verlängerten Seitenkapelle kappte man die Spitzbogen und barockisierte so die Fenster. Im übrigen wurde die Kirche nach dem Zeitgeschmack innen und außen dick verputzt und wiederholt gefärbelt. Der Turm erhielt ein Zwiebeldach, der südliche Vorbau (vgl. oben) wurde verputzt und vollständig seines ursprünglichen Cha rakters entkleidet und mit Sandsteinplasti ken versehen. Der Innenraum der Kirche wurde barock ausgestaltet (Altäre, Orgel empore, Luster etc.). Abgesehen von gele gentlichen Färbelungen wurden später keine Veränderungen mehr vorgenommen. Dort, wo die barocken Änderungen wirk lich den architektonischen ursprünglichen Eindruck störten, wurden sie entfernt. Dank der nunmehr unter dem Pfarrer Franz P i e r m e y r und dem Architekten Anton Seemann durchgeführten Renovierungs- und Wiederaufbauarbeiten, die in diesem Jahre fortgesetzt werden sollen, stellt sich nunmehr die Himberger Pfarr kirche, bislang nahezu unbekannt, als ein wertvolles Bauwerk dar, in dem alle bei uns heimischen Baustile vertreten sind, nicht in einem mixtum compositum, sondern aus den verschiedenen Zeitauffassungen hervor gegangen und harmonisch miteinander zu einem bemerkenswerten Kunstwerk ver bunden. So hat die Kirchenbaukunst unserer Pleimat eine dankenswerte Bereicherung erfahren. DAS FORUM Liturgie und Kirchenkunst InauguraHonsrede Seiner Magnifizenz, des Rektors der üniversHüt Innsbruck^ P. Dr. Josef Andreas Jungmann S. J. Liturgie ist von jeher — und nicht bloß im Chri stentum — mit der Kunst verschwistert; sie ist besonders, wo sie festliche Formen annimmt, sozu sagen auf Schritt und Tritt auf den Dienst und die Hilfe der Kunst angewiesen. Die Kunstgeschichte hat in den letzten Jahrzehn ten, auch für den Außenstehenden sichtbar, eine gewaltige Entwicklung durchgemacht in der Rich tung, daß sie sich nicht mehr damit zufrieden gibt, die einzelnen Schöpfungen der Kunst zu verzeichnen und zu beschreiben, auch nicht damit, bestimmte Perioden nach Gesichtspunkten der Form und des Stiles zusammenzufassen, sondern daß sie vielmehr nun auch nach den geistigen Triebkräften fragt, die hinter den Erscheinungen stehen, nach den sozialen, politischen, philosophischen, religiösen Ideen und Idealen, als deren Ausdruck sie zu be trachten sind. Die Kunstgeschichte hat begonnen, Geistesgeschichte zu werden. Diese Betrachtungsweise ist besonders fruchtbar und wichtig für das Gebiet der christlichen Kunst und näherhin der kirchlichen Kunst, der Kunst also, die nicht nur christliche Stoffe behandelt, etwa als Wohnungsschmuck oder Buchschmuck, und die darum stärker von zufälligen Umständen abhängig sein kann, sondern die der kirchlichen Gemeinschaft dienen soll und die zur Ausstattung des gottes dienstlichen Raumes gehört, die also gewissermaßen Reflex der Liturgie und irgendwie selber Liturgie ist. Nur von diesem Bereich der christlichen Kunst soll hier die Rede sein. Und da ist es wohl ver ständlich, daß die inhaltliche, gedankliche Betrach tung von entscheidender Bedeutung ist. Nicht bloß in dem Sinne, daß man einiges von der Offen barungsgeschichte wissen muß, um die einzelnen Darstellungen zu verstehen, sondern auch in dem Sinne, daß erst die verschiedenen Prägungen, die der religiöse Gedanke in den einzelnen Zeitaltern eihalten hat, die verschiedene Art, wie er in der Liturgie ausgesprochen und dargestellt wurde, ein tieferes Verständnis ermöglicht, sowohl für die wechselnden Formen der kirchlichen Kunst wie auch für die jeweils bevorzugten Themen und Stoff67
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