Christliche Kunstblätter, 92. Jg., 1954, Heft 2

Wahrscheinlich wurde sie während der Türkenbelagerung durch Brand zerstört. Auch an den erhaltenen Gewölben fand man starke Brandspuren. Gotik II Um 1430 bis 1440 wurden an der Him berger Pfarrkirche abermals Um- und An bauten vorgenommen. Und zwar wurde nun ein Westturm, ein südseitig gelegener Kir cheneingang und ein Anbau an die alte romanische Kapelle gebaut. Der Turm Der rechteckige Turm, aus Quadermauer werk an die Westseite der Kirche angebaut, hat bis zur Gesim.soberkante die Höhe von 25.50 Meter, eine Länge von 7.69 und eine Breite von 7.05 Meter, ist in seinem Grund riß also fast quadratisch. Die Mauern sind von beträchtlicher Dicke, nämlich 1.95 Me ter. Der eigentliche Turmraum (3.15 Meter breit und 4.70 Meter lang) hatte den alten ehemaligen Kircheneingang als Tor, außer dem besitzt der Turmraum auch noch einen süd.seitigen und einen nordseitigen Eingang (an der Südseite zweimal gestuft, an der Nordseite'^") mit der Profilierung: Ecke, starkem Wulst, Spitzecke, Kehle und Wulst. Vom zartprofilierten gotischen Portal (Spitzbogen mit Rankenornament) gelangt man an beiden Seiten (N. u. S.) in ein kleines Oktagon, aus der Mauerdicke herausgearbeitet, mit herumlaufender Sokkelprofilierung und Kreuzgewölbe mit her untergeleiteten Diensten. Von hier kommt man durch ein Spitzbogenportal in den eigentlichen Turmraum. Brände haben das Kreuzrippengewölbe in der oberen Zone fast völlig zerstört. Durch die Kriegshandlungen wurde das barocke Zwiebeldach des Turmes zerstört, seit einigen Monaten ist der Turm mit einem 8 Meter hohen Satteldach versehen. Der südliche Kircheiieingang und die Ver größerung der Kapelle Gleichzeitig mit dem Turmbau ging man daran, die romanische Kapelle zu vergrö ßern und einen südseitigen Kircheneingang zu schaffen, da der alte Westeingang durch den Turm nunmehr ungünstig gelegen war. Die romanische Kapellenwestseite wurde niedergerissen, die Seitenkapelle um ins gesamt elf Meter verlängert. Die Breite des Neuanbaues beträgt 4.90 Meter. Da die neue gotische Kapelle um 1.74 Meter höher ist als der alte romanische Bau, wurde ein Ziegelbogen eingezogen (vgl. Abb. 7). Das Unorganische dieser Lösung deutet darauf hin, daß der völlige Ausbau und das An gleichen an die romanische Kapelle wahr scheinlich durch die Geldnot des Vizedom amtes und das Einbrechen der Ungarn und später durch die Türkenkriege verhindert wurde. Die Seitenkapelle hat ein sechstei liges dreijochiges Kreuzrippengewölbe, die Kreuzrippen in rotem, Naturstein mit Birnstabprofilierung, doch roher und geeckter als die des Chores. Die Rippen sitzen auf Konsolen, keine Dienste. Die zwei romani schen Fenster der Kapellennordseite (alte Kirchensüdseite) wurden zugemauert, dafür wurde ein zweiter Eingang ins Hauptschiff herausgebrochen. Die Kapellensüdseite war durch zwei gotische Spitzbogenfenster er hellt (mit unprofiliertem Schräggewände). Diese Fenster sind maßwerklos und schmal, die Wand ist massiv und materialbetont (Quader- und Bruchsteinmauerwerk)^"). Ein drittes Fenster der Seitenkapelle (vgl. Plan) ist seltsamerweise ein kleines Rund bogenfenster und durch den Südeingang zum Teil verbaut. An der Außenmauer befinden sich drei Strebepfeiler. Der Südeingang besteht aus einem goti schen Vorbau von 2.60 Meter Länge und 1.82 Meter Breite^^). Durch ein offenes Spitzbogenportal kommt man in den Vor raum, von wo ein zweites, in .späterer Zeit eingesetztes Portal in die Seitenkapelle und somit in die Kirche führt. Das äußere Por tal ist einfach profiliert. Nähere Einzelhei ten wie z. B. die Sockelprofilierung können möglicherweise bei einer weiteren Grabung bzw. Absenkung des Niveaus zutage treten. Nach dem zweiten Türkenkrieg ging die Bevölkerung von Himberg daran, ihre Kirche wieder aufzubauen. Nachdem zu- .1«) norcLseilige Tuniifingang wurde erst bei der Renovierung aufgedeckt, lir war bis 1953 ver mauert gewesen. "') Vgl. Bettelordenkirchen Wiener-Neustadt und Minoritenkirche Wien. '') Er besteht noch heute in derselben Größe, wurde aber in der barocken Bauperiode verputzt und barockisiert, mit einem Tor versehen und mit Sandsteinplastiken an der Front geschmückt. Die wertlosen Statuen wurden entfernt und befinden sich jetzt im Pfarrhofe. 66

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