Aachener Domstift aufbewahrten Stücke der Kleinodien — das Evangeliar, die SteI)hansbursa und der Säbel — kamen 1801 ebenfalls nach Wien. Seitdem waren die Reichskleinodien in Wien, im Besitz des Herrschergeschlechtes, das durch 400 Jahre dem Reich den Kaiser gestellt hatte. 1938 wurden sie nach Nürnberg gebracht, von wo sie im Jahre 1946 wieder nach Wien zu rückkehrten. Die Oberkirche und die Krypta von St. Pantaleon an der Ennsmündung Von E. Schaffran, Wien (Dazu die Abbildungen 25, 26) Die Pfarrkirche zu .St. I-^antaleon, nahe der Ennsmündung, auf niederösterreichi schem Boden gelegen, besteht aus einem hohen spätgotischen Chor, dem niedrigeren, aber auch spätgotischen Langhaus und im Westteil aus einer Oberkirche (Westwerk) mit einer „halb versenkten" Krypta. Über diesem Westteil soll nun näher gesprochen werden^). Die archivalischen und geschichtlichen Materialien über St. Pantaleon sind, na mentlich wenn man aus ihnen zur Datierung des Westteiles gelangen wollte, dürftig. Der Ort hieß bis 1429 Zwislichenkirchen (der Name tritt in verschiedenen Abwandlungen auf)^). Dann wurde aus einem heute nicht mehr ersichtlichen Grunde das Patrozinium der Kirche (Pfarrkirche ab 1381) auf den Ortsnamen übertragen. Eine leider nicht belegbare Nachricht behauptet, Zwislichen kirchen (heute St. Pantaleon) wäre 1050 von der Pfarre St. Valentin abgetrennt worden®), daraus ließen sich eventuell Da tierungsmöglichkeiten ableiten, wenn diese Nachricht einwandfrei zu belegen wäre. Es müßten überhaupt einmal Historiker und Ortsnamenforscher sich um die wichtige Gegend zwischen St. Valentin bis zur Enns mündung näher interessieren, weil hier sehr bedeutungsvolle Verhältnisse vorlie gen, die gerade die Geschichte des 11. und ') Vgl. meine Untersuchung in ,.Unsere Hei mat" (Blätter des Ver. f. Landeskunde v. NÖ., Februar 1935). -) Kerschbaumer, Geschichte des Bistums Sankt Pölten; für die Mutationen des Namens: Monum. boica, XXVIII, 2. T., S 505, und A. Fuchs, Die Urbare des Stiftes Göttweig, 1302—1536, S. 26, Nr. 94. ') Kerschbaumer, a. a. O., S. 233. Ließe sich diese Abtrennung archivalisch oder irgendwie quellen mäßig belegen, so wäre dadurch wenigstens die Existenz eines Gotteshauses um 1050 bewiesen. 12. Jahrhunderts klären könnten. Für Sankt Pantaleon sind ferner wichtig für 1194 Grunderwerb des Hochstiftes Passau in der Nähe^) und die unweit erfolgte Gründung des Benediktinerinnenstiftes Erla in jenem Jahre 1050®), in welchem Zwislichenkirchen von St. Valentin abgetrennt wurde. Allem Anschein nach bestehen zwischen den beiden Nachrichten ursächliche Zusammenhänge. Leider sind Gründungs- und Frühgeschichte von Stift Erla noch nicht geklärt. Das ist das ganze historische Material für St. Pantaleon in der romanischen Zeit, es ist mehr wie dürftig und für Datierungen unverwendbar. Erst durch die fioch aus ständige Bearbeitung der Gründungs geschichte von Stift Erla, könnte vielleicht auch für St. Pantaleon eine Aufklärung er folgen. Der Westteil der Kirche besteht aus einer ■Art Oberkirche und einer unter ihr liegen den Krypta. Zuerst die Vertikalmaße. Der Fußboden der Krypta liegt (nach meinen Messungen im Jahre 1935) 1,43 Meter un ter jenem des heutigen Langhauses, die innere Höhe der Krypta mißt 2,38 Meter. Rechnet man nun dazu noch mindestens 30 bis 35 Zentimeter für Gewölbedicke, Schüttung und Bodenbelag, so liegt der Fußboden der Oberkirche ungefähr 1,30 Meter höher als jener des heutigen Langhauses. Die Krypta liegt somit unge fähr 1,93 Meter unter dem Niveau des Lang hauses, ist also als ,,halbversenkt" zu be zeichnen. ') Schmieder, Matricula epic. passav. saec. XV., S. 247, Anm. 1848. •'') Literatur bei Riesenhuber, Die kirchlichen Kunstdenkmäler des Bistums St. Pölten, S. 61 u. f. Ob die dort vom Verfasser angekündigte kunst topographische Schrift über Erla erschienen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. 61
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