ßer Wahrscheinlichkeit der in Reims an sässigen Werkstatt zuschreiben. Zur Zeit Kaiser Maximilians I. schuf der Nürnber ger Meister Hans von Reutlingen dazu einen kostbaren, mit Edelsteinen besetzten vergoldeten Silbereinband. Auch die Stephansbursa hängt 'mit der in Reims ansässigen Schule zusammen. Sie ist ein Reliquiar in Form einer Pilgertasche, ihre Vorderseite ist reich mit Edelsteinen besetzt. Die seitlichen Wände tragen Me daillons, die Beziehungen zum sogenannten Utrechter Psalter aufweisen. Das Reliquiar soll Erde, die mit dem Blut des hl. Stephanus getränkt war, enthalten haben. Das dritte Stück der Aachener Insignien, der Säbel Karls des Großen, gehört der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts an. Er ist leicht gekrümmt, die Klinge besitzt eine Kupfer einlage mit vergoldeten Drachenornamen ten, Griff und Scheide sind mit reichem Flechtwerk geschmückt. Seiner Form und Wrzierung nach weist der Säbel auf öst lichen Einfluß; vielleicht ist er eines der Geschenke, welche der Kalif Flarun-al-Raschid Karl dem Großen überreichen ließ. Diesen ältesten Kleinodien kam bei den Krönungszeremonien eine wichtige Funk tion zu: auf das Evangeliar legte der zu Krönende seinen Eid ab, die Stephansbursa stand auf dem Kredenztisch, und mit dem Säbel wurde der König bei der Krönung gegürtet. Die weit größere Gruppe der Nürnberger Insignien stammt in der Hauptsache aus der Blütezeit des Heiligen Römischen Reiches unter den ottonischen, salischen und staufi schen Herrschern. Erst aus dem Jahre 1246 jedoch ist ein Inventar erhalten, jenes, das für König Konrad IV. angelegt wurde, als die Kastellanin Ysengard von Falkenstein dem König den Kronschatz übergab, der auf der Reichsfeste Trifels aufljewahrt wurde. Es faßt das Ergebnis eines fast 300 Jahre währenden Sammeins und Schen kens zusammen. Das älteste Stück ist die Fleilige Lanze, die König Heinrich I. vom Burgunderkönig Rudolf erwarb. Es ist ein Lanzenblatt, in dessen Mitte ein Eisenstück eingelassen ist, das als Nagel vom Kreuz Christi bezeichnet wird. Seiner Form nach ist es kein römischer Nagel, und wahr scheinlich handelt es sich um eine „Sekundarreliquie", die mit einem als heilig ver ehrten Nagel im Berührung gekommen ist. Nicht nur wegen ihres Reliquiencharakters, sondern auch wegen ihrer Bedeutung als Krönungsspeer der Langobarden und dem damit verbundenen Anspruch auf diesen Thron hatte Heinrich alle Anstrengungen gemacht, in ihren Besitz zu kommen. Denn die Herrschaft über Italien war die Vorbe dingung zur Erlangung der Kaiserwürde. Der Tod Heinrichs i. im Jahre 936 hat diese Pläne jedoch zunichte gemacht. Sein Sohn Otto, mit dem Beinamen ,,der Große", strebte von Anbeginn an der universalen Kaiseridee zu und wurde am Mariä Licht meß-Tag des Jahres 962 vom Papst zum Kaiser gekrönt. Bei dieser Krönung wurde zum ersten Male die Krone verwendet, die dann durch 800 Jahre das Symbol des Reiches war. Es handelt sich um die berühmte achtplattige Krone mit dem monumentalen Kreuz über der Stirnplatte und dem einfachen Hoch bügel, der sich von der Stirn zum Nacken spannt. Die Kronenplatten sind älter als der Bügel und das Kreuz, welches zeitlich zwischen den beiden entstanden ist. Alle drei entstammen einer großen Werkstatt, die sich durch die ganze ottonische Periode verfolgen läßt und mit großer Wahrschein lichkeit mit der im Kloster Reichenau am Bodensee ansässigen Werkstatt identisch sein dürfte. Die einzelnen Teile der Krone haben sich aus der spätantiken Kaisertracht, dem Kaiserhelm und dem Stephanos, ent wickelt. Dort sind der Reif, der ursprüng liche Lorbeerkranz, der Bügel und die Pendilien — die heute verlorenen seitlichen An hänger der Reichskrone — vorgebildet. Dem Mittelalter war dieser Zusammenhang nicht mehr bewußt. Man war vor allem bemüht, der Krone theologische Sinndeutung zu ge ben. Die Darstellungen auf den Kronen platten — alttestamentliche Könige und Propheten — sind Symbole der hohen Stel lung des Kaisers, der als Stellvertreter Christi dem alttestamentlichen Hohen priester vergleichbar war. Die Könige Sa lomen und David und die Propheten Isaias und Ezechiel der Seitenplatten verkörpern, was die sie umlaufenden Spruchbänder auch verkünden: die Prinzipien allen gerechten Herrschens. Sie sind Weisungen, nach denen der Träger der Krone seine H.andlungen richten soll. Die mit kostbaren Edel steinen besetzten Platten sind Ausweis und Symbol der Macht des Kaisers. Die Stirn platte trug ursprünglich einen besonderen 59
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