Seltener, meist als Schutzmittel gegen Blitz und Ungewitter scheint das Mono gramm an Glocken auf (Leogang i486). Häufiger hingegen ist der Name an Grab denkmälern in und an Kirchen anzutreffen, so z. B. in Mondsee auf Pastorale und Kasel gotischer Äbte-Epitaphien; in Eisenstadt auf dem Grabstein der Eva Arnold. Selbst verständlich sind viele oft prachtvoll aus gestattete Meßbücher der alten und neuen Zeit mit IH.S geziert. Eine Wiener Arbeit von Fran^ Rollinger verdient besondere Erwähnung. Nicht übergangen dürfen einige ganz seltene und kostbare Werke christlicher Kunst werden, an denen Jesu Name von gottbegnadeter Hand geformt seine V^erherrlichung fand. Da sind die Mosaiken und Stoffe der Karolingerzeit zu nennen, ferner ein Jesusknabe aus dem 8. Jh., auf dessen Kleid das IHS erstrahlt, und eine Fahne aus dem 10. Jh. Weiters gehört hieher eine kostbare als Buchdeckel verwendet gewe sene Grubenschmelzplatte aus dem 13. Jh. mit IHS über dem Bild des Gekreuzigten (Wien) und ein Bucheinband aus Weihen stephan aus dem 14. Jh. Von religiösem wie materiell-künstleri schem Wert steht einmalig vor uns das Kleinod der geistlichen Schatzkammer in Wien (Abb. 23). Das Kreuznagelreliquiar Leopold I. aus dem 3. Viertel des 18. Jh. Hier werden in wundervollem Aufbau die beiden knienden adorierenden Engel, das von ihnen gehaltene IHS und die von großen Halb edelsteinen und einem Blütenkranz umge bene Reliquienkapsel zu einer glanzvollen V'^ision. (Fortsetzung folgt.) Die Insignien und Kleinodien des Heiligen Römischen Reiches Von Dr. Dorothee B1aha, Wien (Dazu die Abbildung 24) Von den zahlreichen Publikationen der Reichs kleinodien seien hier genannt: Franz Bock, Die Kleinodien des Heiligen Römischen Reiches Deut scher Nation, Wien 1864; Quirin von Leitner, Die hervorragenden Kunstwerke der Schatzkammer des österreichischen Kaiserhauses, Wien 1870; das Monumentalwcrk Julius von Schlossers, Die Schatzkammer des Allerhöchsten Kaiserhauses in Wien, Wien 1918. Soeben erschien im Verlag Anton Schroll & Co., Wien, ein handliches Buch von Hermann Fillitz: Die Insignien und Klein odien des Heiligen Römischen Reiches (68 Seiten Text, 70 Bilder, davon 8 Farbtafeln), dem dieser Aufsatz im wesentlichen folgt. Dr. Dorothee B 1 a h a Ein großes Ereignis für Wien bedeutet die Wiedereröffnung der Weltlichen Schatz kammer in der Llofburg Ende Mai. Damit wird der bedeutendste Kronschatz, der aus dem Mittelalter erhalten ist, dem Publikum nach vielen Jahren wieder zugänglich. Er umfaßt die Herrscherzeichen und Reliquien, die seit Karl dem Großen die deutschen Könige in ihrer besonderen Stellung als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches auszeichneten. Durch die Reichsinsignien, die Krone, die Gewänder und heiligen Waf fen, war der Kaiser als der souveräne Herr scher aus allen anderen herausgehoben und sein Amt als Stellvertreter Christi deutlich gemacht. Sie waren durch fast ein Jahr tausend hindurch Symbol und Unterpfand der Macht. Wir teilen die Reichskleinodien in zwei Gruppen; die „Aachener" und die „Nürn berger Insignien", so benannt nach ihrem Aufbewahrungsort. Die erste Gruppe um faßt nur wenige Stücke: das Reichsevangeliar, die Stephansbursa und den soge nannten Säbel Karls des Großen. Sie sollen, der Überlieferung nach, von Otto III. im Grabe Karls des Großen in Aachen gefun den worden sein. Zur zweiten Gruppe der Kleinodien gehören die Krone, die Krö nungsgewänder, der Reichsapfel, die Szep ter, das Reichs- und das Zeremonienschwert, das Reichskreuz, die Heilige Lanze und alle übrigen Reliquien. Die Aachener Insignien stammen alle aus der karolingischen Zeit. Das älteste Kleinod ist das Reichsevangeliar, eine mit Gold und Silber auf mit Purpur eingefärbten Perga mentblättern geschriebene Prachthand schrift. Vier eingebundene Miniaturen zei gen die Evangelisten. Die monumentalen Figuren in der Haltung antiker Philo- .sophen sind ganz im Stil der .spätantiken impressionistischen Malerei gebildet. Man kann das Werk in die Zeit der Karolingi schen Renaissance einreihen und mit gro58
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