Christliche Kunstblätter, 92. Jg., 1954, Heft 2

Höhe von 45 Metern aufweisen, die zwei inneren Seitenschiffe 29 Meter bei gleichem Niveau wie das Mittelschiff. In den äußeren Seitenschiffen, die höher liegen, sind Em poren für die Frauen vorgesehen, von denen man bequem auf den Altar sehen kann. Hier wird auch der Platz sein für die Frauenchöre, für 1500 Sängerinnen. In der Apsis sind Triforien für die Kinderchöre, während die Männerchöre in den Triforien, die um die ganze Kirche laufen, ihren Platz haben werden. Das obere Triforium, eine Galerie unter der Vierung, ist bestimmt für die Musikkapelle. Eine andere Galerie läuft in einer Höhe von drei Metern über den Boden um die Mauern. Wir sehen aus all dem, daß Gaudi allem eine symbolische Bedeutung beimißt: die Kirche ist die geheimnisvolle Stadt des Friedens, das himmlische Jerusalem. Die lArmelemente des Gebäudes werden in Symbole umgewandelt, die die Lehren der Kirche unterstreichen und auf die Gnadenniittel hinweisen. Gaudi war ein unermüdlicher Arbeiter, bewußt des Werkes, das er sich aufgeladen hatte. Er scheute keine Anstrengung, kein Opfer. Er verzichtete auf Geld und irdi schen Wohlstand, seit 1914 übernahm er keinen anderen Auftrag mehr, sondern weihte sein ganzes Leben, seine Liebe und seine Bestrebungen der Kirche. Bei seinem Hinscheiden waren aber doch nur Teile fertig: Krypta, Apsis und Weihnachtsfas sade. Er gab seine Arbeit nicht aus Schwäche auf (obwohl er schon 74 Jahre zählte) —• die Schöpfungen seiner letzten Jahre sind die delikatesten, schönsten —, sondern es war ein gewaltsamer Tod, der ihn 1926 holte: Er wurde von einer Tram überfah ren; seine Kleidung war so ärmlich, daß er, mit einem Armen verwechselt, ins Armen hospital „Santa Cruz" überführt wurde. Seine letzte Ruhestätte fand er in der Krypta seiner Kirche. Das Werk schreitet nur langsam vor wärts, die Kirche wird ja ausschließlich von Almosen gebaut, aber nach den Plänen, die sein genialer Schöpfer hinterlassen hat. Der Name „JESUS" in der Kunst (Dazu die Abbildung 23) Von Dipl.-Ing. P. Gottfried Engelhardt, Stift Seitenstetten, Niederösterreich Die Abkürzungsformel IHS finden wir als das populärste christliche Buchstaben symbol in Stadt und Land, in Kirchen und an kirchlichen Kultgegenständen, an Häu sern und profanen (jebrauchsgegenständen. Aber nicht jedem ist verständlich, was diese Buchstaben bedeuten und je nach Ansicht des Gefragten und der ortsüblichen Aus legung ist die Antwort sehr verschieden. In der ursprünglichen Bedeutung ist IHS die Abkürzung des Namens ,,Jesus", ent standen aus der griechisch geschriebenen Form, indem die beiden ersten und der letzte Buchstabe geschrieben wurden: IHI, später wurde an Stelle des ^ das ornamen talere S angewandt und IHS geschrieben. Diese Form erscheint in der Vulgata und Itala bereits im vierten Jahrhundert, im Codex Claramontanus im sechsten Jahr hundert, auf einem Ciborium von St. Marco in Venedig aus der ersten Hälfte des sech sten Jahrhunderts bereits mit dem Kreuz vereint. Seit Justianian II. (685—711) er scheint ihs. Ein Elfenbeindiptychon des Klosters Rambona zeigt IHS, desgleichen finden wir IHS über Christus auf einem Elfenbeinrelief aus der Zeit Kaiser Otto I. In den Minuskelhandschriften der Karolin gerzeit, in Mosaiken, Reliefs, Stoffen, im Evangelistar Karl des Großen von 781 (Pariser Nationalbibliothek), sowie auf dem Titulus des sgn. Weifenkreuzes sehen wir in kostbarem Material den Namen In dem Streben, alle drei Buchstaben als lateinisch zu erklären, ging man dann soweit, in jedem der drei Buch staben ein selbständiges Wort zu ver muten. Zweifellos sind die Ableitungen des IPIS aus: „Jesus hominum Salvator", ,,Jesus Homo Sanctus", „In PIoc Salus"^) erst jüngeren Datums. Eine weitere AusJesus, Retter der Menschen, Jesus, heiliger Mensch, in diesem ist Heil. 54

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2