der werden, was sie im Ursprung waren, .Staub. Es ist auch seit jeher Wunisch der Kirche, daß die Lebenden die Stätte der Toten sorgsam behüten. Das und die natür liche Sehnsucht der Menschen, die Bande' der Liebe über den Tod hinaus zu erhalten, führten in allen Zeiten dazu, die Gräber der Toten zu schmücken. So war es auch bei den früheren Christen. Ihre Kunst ist vorzüglich G r a b k u n s t, und da sich die Gräljer der Verstorbenen in der christ lichen Frühzeit, vor allem in der Zeit der Christenverfolgung, in den Katakomben befanden, sprechen wir von K a t a k o mb e n k u n s t. Es handelt sich dabei um Wandgemälde in jenen unterirdischen Gän gen in Rom, in Syrakus, in Neapel, in Nordafrika und an manchen anderen Stel len, die bisweilen viele Kilometer lang waren. So mißt allein schon die kleine Ka takombe bei der Kirche der heiligen Agnes in Rom 1600 Meter und enthält 5763 Gräber. Die Gänge erweiterten sich oft zu größeren Kapellen, in denen sich außer rechteckigen Nischengräbern und quadra tischen Schiebegräbern die sogenannten Bogengräber befanden. Die Wände der Gänge, der Kapellen, die Verschlußplatten der Gräber und die Bogenfelder boten reich lich Gelegenheit zur Bemalunig. Dabei wurde der grobe Tuffboden vorher mit einem Vorputz von Marmorstaubmörtel überzogen. Auf den frischen Mörtel wur den die Farben aufgetragen. So kommt es, daß sie sich bis heute in ihrer Schönheit erhalten haben. Daß dabei die Farbe eine stärkere Rolle spielte als die Linie, ja daß die Malerei mit breitem PinseLstrich aus geführt wurde, wobei die Farben oft stark zerflossen, hängt zum Teil damit zus.ammen, daß die Maler für gewöhnlich Gehilfen der Totengräber, bei künstlichem und sehr schwachem Licht von öllämpchen arbeiten mußten. So kommt es auch, daß man heute manchmal an Gemälden vorbeigeht, weil das Auge sich nicht gleich zurechtfindet im Dunkel der langen Gänge. Jeder, der einmal in Rom die Katakomben besucht hat, kann, es feststellen. Die Kunst der frühen Christen kannte noch keinen sogenannten eigenen Stil. Man übernahm vielmehr den Stil der Zeit, wie er bis zum heutigen Tage noch erhalten ist an den Wänden der Fläuser des durch den Vesuvausbruch im Jahre 79 nach Christus zerstörten Pompeji bei Neapel. Von beson derem Interesse ist dabei der Gegens*t a n d, der dargestellt ist. Für die erste Zeit läßt sich mühelos fest stellen, daß die Christen die Katakomben gänge, die Grabkammern und Gräber mit den gleichen Gegenständen bemalten, die auch die heidnische Malerei der gleichen Zeit kannte. So finden wir Darstellungen der Jahres zeiten, der Traubenlese, der Obsternte und vor allem von Vögeln, Enten, Tauben, Pferden im Gerank von Blumen- und Blät tergirlanden. Man geht gewiß nicht fehl, wenn man annimmt, daß sich hier das christliche Bewußtsein von Gott als dem Urheber der gesamten Schöpfung und von Jesus Christus als dem Erlöser aller Krea tur künstlerisch ausdrückt. Als sich das Gebäude des christlichen Glaubens im drit ten Jahrhundert zu befestigen begann, zeigte sich das auch im den Gegenständen, die die Kunst darstellte. Aus dieser Zeit stammt die schöne Darstellung der Gottes mutter, die sich in der Katakombe der hei ligen Priszilla in Rom befindet. Maria ist in priesterlicher Flaltung und in priester lichem Gewand dargestellt, den Blick in die Ferne gerichtet, auf die Menschen hin, denen sie Mutter wurde, indem sie den Er löser gebar. Es handelt sich also hier um eine der frühesten wahrhaft großartigen Mariendarstellungen, die nichts ungesund Gefühlsbetontes hat, die Maria in ihrer großen Sendung auf das Menschen geschlecht hin. wiedergibt. Nun l>egann man auch Christus darzustellen, und zwar Chri stus direkt, in der machtvollen Herrlichkeit oder als Redner, der den Menschen die ewigen Wahrheiten verkündet. Das ist ein auffallender Fortschritt, wenn man bedenkt, daß bis zu dieser Zeit zwar auch biblische Szenen dargestellt wurden, vorzüglichst aus dem alten Testament, nicht aber der Flerr selber; höchstens Vorbilder für ihn, z. B. der heidnische Sänger Orpheus, der mit seinem schönen Gesang die wilden Tiere bezwang und der darauf hinweisen soll, daß Christus gleichsam mit dem Lied seiner erbarmenden Liebe, Sünde und Tod über wand. Als die Kirche noch einen weiteren Schritt hinein im die Welt tat, war auch das in den Gegenständen frühchristlicher Kunst zu spüren. Das geschah, als Kaiser Kon stantin der Große im Jahre 31^ dem Christentum die Freiheit gab. Damals erweiterte sich der Inhalt der in der Kunst
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