Christliche Kunstblätter, 92. Jg., 1954, Heft 1

Symbole von Ekklesia und Synagoge und darüber Gott Vater und Sohn. Das Altarwerk ist eines der ergreifendsten Schöpfungen der modernen Kirchen kunst. Der Altar wurde vor kurzem konsekriert. DÜSSELDORF. An Stelle der zerstörten neuromanischen Kirche St. Rochus wird jetzt eine der modernsten katholi.schen Kirchen Westdeutsch lands erstehen. Es handelt sich um einen Zentral bau, dessen Grundriß aus drei sich überschneidenden Kreisen besteht. Von den Außenrändern dieser Kreise gehen drei ellipsenförmige Schalen zu der Kunstnachrichten aus Italien BOLOGNA, die Portalplastiken des Jacopo della Quercia. Restaurierungsarbeiten an der Fassade von San Petronio in Bologna lenken die Aufmerksamkeit neuerlich auf den Bildhauer Jacopo della Quercia (1374—1438). Begonnen im hrühjahr 142.5, wurde die umfangreiche plastische Dekoration (Reliefs und Statuen) erst 1438 vollen det. In den 15 Reliefs behandelte Jacopo della Quercia Szenen aus der Genesis und dem Leben Christi und gab ihnen in einer Zeit, die für Bo logna erst zaghaft werdende Frührenaissance be deutete, eine Größe der Formgestaltung und eine Mächtigkeit des Inhaltes, wodurch dieser Zyklus nicht nur allein auf Donatello vorweist, sondern in seinem Habitus einer Vorstufe zu Signorelli (Dom Orvieto) und Michelangelo ähnelt. Gotische Formelemente sind beinahe ganz verschwunden, vortrefflich ist die plastische und anatomische Be handlung des Nackten (worin sichtlich Masaccio mitwirkt), und wenn schon eine Verbindung zur Vergangenheit gesucht werden soll, so weit weni ger zu Maitani in Orvielto, als wie zu hellenisti schen Sarkophagen der Kaiserzeit. ^ Im Vergleich zur Porta del Paradiso des Ghiberti in Florenz (Taufkirche) demonstrie ren die Reliefs des Jacopo della Quercia in S. Petronio in Bologna einen betont plastischen Weg zur Erringung der neuen Formideale, wäh rend Ghiberti zusätzlich malerische Elemente ein führte. Die sehr große entwicklungsgeschichtliche Bedeutung der Bologneser Portalreliefs wird erst durch die Gegenüberstellung mit Ghiberti und Donatello klar; Donatello igt ohne J. della Quercia nicht zu verstehen, wogegen Ghiberti abseits bleibt. Bei Quercia ist ferner das Einmalige die unerhörte geistige und formale Konzentration des Themas; es wird nach reifster Durchdenkung auf eine Art 28 Meter hohen Kuppel. Diese Schalen sind in ihrer Naht durch Glas miteinander verbunden. Die Glas streifen werden nach oben hin breiter, so daß sie die ganze Lichtfülle aus dem Gipfelpunkt der Kup pel in die Kirche eindringen lassen. Die ellipsenförmigen Schalen, die nach außen mit grünen Kupferplatten bedeckt werden, ruhen auf zwölf schlanken Säulen und werden zur ebenen Erde von einem sieben Meter hohen Sockel begrenzt, der far big gestaltet werden soll. DDr. Herbert Paulus, Erlangen.' Ur-Type gebracht, und es mag gerade diese be reits hochrenaissanccartige Kompromierung die Ursache gewesen sein, daß Michelangelo bei sei nen Sistina-Fresken sich so stark der Psychologie Quercias erinnerte. Für diesen bedeutete die Arbeit eine unerhörte geistige und körperliche Belastung. Denn gleichzeitig liefen die Arbeiten am Tauf brunnen in Siena und, Opfer des dadurch ent brannten Streites zwischen Siena und Bologna ge worden, hatte sich Quercia buchstäblich zu Tode gearbeitet. B R E S C I A. Unter den seit Kriegsende mit imposanter Tatkraft vorgenommenen Neuaufstel lungen großer Gemäldesammlungen nimmt die Tosio-Pinakothek in Brescia (Palazzo Martinengo) einen hervorragenden Platz ein. In erster Linie wichtig für die Kenntnis der Renaissancemalerei in Brescia mit dem wohlbekannten Moretto und dem ungerecht zurückbleibenden Savoldo, wichtig auch für weitere oberitalienische Schulen des 16. Jahrhundertes, birgt die Galerie auch ein be deutendes Triptychon des Meisters von Utrecht (um 3530) und im Bildnis Heinrich III. von Frank reich ein Hauptwerk des Frangois Clouet, noch vor der Thronbesteigung des Fürsten gemalt. (Neapel). Die Ausgrabung der beiden mächtigen Thermen von Bajä wurde nach längerer Llnterbrechung wieder aufgenommen; wichtige Er gebnisse wurden bereits erzielt. Es handelt sich hiebei um z-wei für die Provinz ungewöhnlich umfang reiche Bäderanlagen, von denen eine mit einem Tempel der Venus, die andere mit einem solchen des Merkurs in Verbindung steht. Nach Vollendung der Ausgrabungen soll dann hier eine Art „archäo logischer Vergnügungspark", eine Fremdenattrak tion ersten Ranges entstehen. E. Schaffran. NACHRICHTEN AUS ALLER WELT In Pompeji ist bei Ausgrabungen eine Statue gefunden worden, die von den Archäologen für ein Werk des griechischen Bildhauers Phidias (.5. Jh. V. Chr.) gehalten wird. Die Statue ist aus Marmor und stellt eine Frau dar, die eine Kugel in ihren Händen hält. Bei Ausgrabungsarbeiten im Dom zu Salerno wurden die Gräber von vier römischen Märtyrern, die 1081 dorthin gebracht wurden, aufgefunden. Im Dorfe Antona in Italien wurden bei Aus grabungsarbeiten wertvolle, gut erhaltene Fresken aus dem dritten Jahrhundert entdeckt. Die Archäo logen fanden die Fresken in den Ruinen einer alten Kirche. Sie stießen ferner auf eine alte Straße, die mit Marmor ausgelegt war. Das Dorf Antona liegt auf derselben Stelle, wie die ehemalige Hafenstadt Antogna, die um das Jahr 1000 von den Sarazenen überfallen und eingeäschert wurde. 35

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