In diesem kiiroliiigiscIiEii Fünf-Nischen-Bmu fand man nun gleichzeitig, verkehrt eingemauert, einen Stein, dessen kurze Beschreibung ich der Freund lichkeit von Herrn Prof. Dr.-lng. Ftell, Salzburg, verdanke. Die Platte ist 59 cm lang und (nach Dok tor Idell) ungefähr 30 cm hoch, sie trägt, fast die ganze Höhe ausfüllend, einen kreisförmigen Kopf en face mit breitem Ringwulst als eine Art Nim bus, daneben rechts und klein Mitte und tfinterteil eines nach außen davonschleichenden Tieres. Diese Platte, deren Photographie noch nicht ge zeigt wurde, diente wohl als Kämpfer; nach den kurzen Angaben k a n n eine gewisse Ähnlichkeit mit den bekannten Reliefs in Untermais und in Wcigelsdorf vermutet werden. Diesen Stein nun zur Datierung der aufgefundenen jüngsten Vor läuferkirche zu verwenden, ist bedenklich, er kann ebenso von einem noch älteren Bau stammend ein gemauert worden, wie auch ein frühromanisches Relikt sein. So lange eine Photogra])hie oder die Besichtigung des Originals nicht freigegeben wird, erübrigen sich darüber alle Hypothesen. Fs heißt zuwarten, Ifbenso problematisch sind derzeit noch die Aus grabungen auf dem Platz der Hude des .18. Jahr hunderts abgetragenen und 1222 geweihten Capeila spcziosa neben der Stiftskirche von Klosterneu burg. Außer mittelalterlichen und noch jüngeren Mauern wurden auch hoch- und spätantike ange schnitten, es ist bis dato aber weder ein klares IHium b i 1 d, noch eine kläre Raum w i d m u n g zu erkennen. Wichtiger ist die teilweise Frei legung eines dreiapsidialen (?) Baues an der Nord westecke der Capella speziosa. Es handelt sich um einen Sakralbau in Trikonchosform (wie zum Beis])iel in Aquincum) ; ob er sich zu einem Lang hausbau ergänzen läßt oder zu einem vierteiligen Zentralbau, müssen die folgenden Ausgrabungen feststellen. Innerhalb der Capella speziosa wurde ein Rest eines ungefähr 14 Meter langen Lang hausbaues mit deutlich abgesetzter Halbrundapsis vorgefunden. In der Mauerung der mächtigen Apsis und der Langhausmauern bestehen Unter schiede, weshalb eine .spätere Anfügung der heute gefundenen Apsis möglich ist. Vielleicht war der ursprüngliche P.echteckbau ein Xenodochium ohne oder nur mit kleiner Apsis. Keine der bei den, sicher sakralen Architekturreste kann derzeit .schon datiert oder gar . _ wie überei'frige. Journa listen es wollten — als frühchristlich bezeichnet werden. Gefunden wurden zahlreiche Stücke römi scher Keramik, meist einheimischer Provenienz der verschiedensten Qualität, Ziegeln mit zivilen und militärischen Stempeln, darunter auch jenen' der für Asturis inschriftlich bezeugten Cohors I Aelia Sagittariorum. In .Klosterneuburg ist bisher eine erstaunlich lange continuatio vitae nachgewiesen worden, nur in der Zeit zwischen Spätantike (Räumung von ■ Ufernoricum unter Odoaker) und der Frühromanik klafft noch eine große, leider bis heute durch Funde noch nicht belegbare Lücke. Die ältesten aufgefundenen Denkmäler gehören der illyrischen Zeit an, dann kommen mächtige, meist zivile Bau ten der frühen und letzten Kaiserzeit, der vor erwähnte drciapsidialc Bau (dessen dritte Apsis bisher nicht zum Vorschein kam!) "und nördlich der Capella .speziosa ein ganzer Komplex von exakt Lindatierbaren, voraussichtlich frühchristlichen Bauanlagen. Was den bisher nur ,mit zwei Apsiden vorliegenden ,,Trikonchos" anbelangt, so sei die Vermutung geäußert, ob es sich hier nicht um eine, nach Stempelfunden nach im vierten Jahr hundert entstandene Badeanlage handelt. Der einapsiriialc Langhausbau " im Inneren der Capella speziosa besitzt Reste von hochromani schen Fresken, vermutlich um tiyo. Die Mauern hingegen sind weit älter, die Phantasie schaltete sich auch hier sofort ein und sprach entweder von der urkundlich erwähnten ersten Stiftskirche (vor TI08) oder sogar von einem frühchristlichen Bau. Weit glaubhafter wirken die im großen Umfang freigelegten Teile der. Babenbergerpfalz mit deren weiterer I'reilcgung im Frühjahr ICJ54 begonnen werden soll. Sollte nun der ungefähr im Ausmaß von 300 Quadratmeter bloßgelegte Grundriß der Capella speziosa identisch sein mit dem der 1222 geweih ten Kapelle, und hier also keine spätere - gotische Umänderung vorliegen, so wäre dann diese Capella speziosa der urkundlich und in Resten nachgewie sene älteste gotische Bau von Ost-Österreich und würde für ganz Österreich nur durch die 1217 ge- .weihte Dominikanerkirche in Friesach übertroffen .werden. „ i- c 1 rr Prot. lt. Schaifrau. Kunstchronik aus Deutschland I. Vorromanische Kunst SELIGENSTADT. Die Restaurierungen an der ehemaligen Benediktiner-Klosterkirche, die durch den Umbau des Langschiffes der berühm ten Basilika ausgelöst worden waren (vgl. Heft 3/1953, S. 95), sind zu einem vorläufigen Abschluß gekommen. Die Untersuchungen haben erbracht, daß fast die ganze karolingische Substanz der Flochschiffmauern erhalten ist. Die Mauern be stehen aus Steinen des römischen Legionslagers; so hat sich auf einem Stein eine Inschrift der römi schen Reiterkohorte erhalten. Allerdings ist die Suche nach den Resten der karolingischen Mittel schiff-Fenster ergebnislos geblieben. Dagegen ha ben sich Sohlbänke von Maßwerkfenstern gefunden. die ebenfalls für die beiden Querhausflügel schon nachgewiesen sind. Einen "Überblick über die bis herigen Arbeiten wird der zuständige Denkmal pfleger Dr. O. Müller demnächst in der Deut schen Kunst- und Denkmalpflege ver öffentlichen. FRAUENWÖRTII IM CHIEMSEE.' Eine eingehende Untersuchung des Münsters durch den bekannten Kunsthistoriker S. E. Dr. S. Graf von Pückler-Limpurg ergab eine weitgehende Übereinstimmung des ehemaligen Münstergrund risses mit dem Plan von St. Gallen. Graf Pückler will auch Reste der karolingischen "Anlage von 850—870 gefunden haben. So seien der noch erhal tene freistehende Turm, ebenso die Wände des 33
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