Christliche Kunstblätter, 92. Jg., 1954, Heft 1

Ciüldkranz von zwölf Sternen (Apoka lypse, 12, i), ebenfalls Brillanten; ein Saphir und zwei Brillaniten bilden eine Krone auf dem Haupte der Madonna. Das j^anze Relief umrahmt eine Mandorla, die wie alles andei'e aus Silber ist. Strahlen förmig aufgereiht zieren Topase, Aqua marin und Karneole die vergoldete Man dorla. Auf einer in Silber gefalzten Serpentin platte, deren Vorderseite sieben Turmaline schmücken, ruht Jesse, in Silber getrieben — altgemacht — umgeben von Wurzeln, aus deren altem, abgedorrtem Stock zwei frische ßlütcnzvveigc .sprießen — je zwei Blüten aus der steirischen Alpenflora: Steinnelken, Johanniskraut, Schneerosen, Weidenröschen und Edelweiß. Die Blüten böden bilden Edelsteine: Topase, Aqua marine und Bergkristalle. Ein duftiger Blü tenkranz umschließt das altehrwürdige Muttergottesgnadenbild: Unsere liebe Plausfrau von Seckau^®). Für nähere Angaben bin ich Br. Bernward Schmid, O. S. B., zum Dank verpflichtet. — Das Werk konnte nur durch zahlreiche, opferwillige Geld- und Materialspenden von Pfarrangehörigen, F'reunden und Gönnern finanziert werden. DAS FORU M Gedanken aus den Vorträgen der Salzburger Hochschulwochen 1953 zur Lage im modernen Kirchenbau Das Wort modern, ehrwürdigen, frühmittel alterlichen Ursprungs, ist heute vielfach positiv oder negativ wirkend zu finden. Gemeint sei hier aber das Neue, das im Bauen seit 1900 deutlich sichtbar wird. Eine Umfrage, was unter moderner Architektur zu verstehen sei, würde wohl ergeben, daß sich die meisten unter „neuem Bauen" die Verwendung von Beton und Stahlkonstruktion und die Auflösung der Wände in großen Glasflächen vorstellen. Die Auflösung der Wände in Glas ist aber nicht neu, das Hochmittelalter hat dies längst großartig vorweggenommen und Beton und Stahlkonstruk tion sind es im Grunde auch nicht, denn sie stellen nur die Verwendung von Spannungselementen in der Architektur dar, etwas, was auch der Gotik schon geläufig war. Viel eher i.st es der Schalencharakter der wirk lich modernen Architektur, das Neue, die Memhranartigkeit der schließenden Wände, wenn wir überhaupt von der modernen Architektur spre chen wollen, die ja vielfältig genug i.st. Ein Rückblick auf die Zeit seit 1800 zeigt neben dem Stilpluralismus sozusagen eine illegitime, echte architektonische Entwicklung bis ins 20. Jahr hundert herauf: Die mächtigen Stahlkonstruktionen der Ausstellungshallen und Brückenbauten, durch aus gotisch im Spannungsprinzip ihrer Konstruk tion. Das Technische, ,,w i e man's macht", war der alten Baukunst immer sehr wesentlich, und es muß auch dem Architekten heute sein, das heißt, es müssen ihn alle neuen konstruktiven Mög lichkeiten lebhaft interessieren. Nun ist die Technik mit ihren Spitzenleistungen des Rennwagens und l'lugzeuges sozusagen in Bewegung geraten und hat der Architektur ihre archaischen Mittel zu rückgelassen. So ist heute, im Gegensatz zu frü her, da sie führend war, die Architektur eine altertümliche technische Kunst. Die beiden polaren elementaren Möglichkeiten des Bauens, ein Setzen von Massen — Kubus, Zy linder, Kegel, Kugel sind nicht nur in Antike und Romanik Bau formen —und anderseits der ,,Zelt charakter" der Gotik, bleiben bestehen. Neu ist heute der Begriff der Materialgerechtigkeit, ein nicht unanfechtbares ästhetisches Dogma, ein Abgehen von symmetrischen Anlagen und die Vorliebe für ein mehr labileres Ausgewogensein der Baumassen, ein Aufgeschlossensein der Wände, das den Perroncharakter neuester Architektur (Sedlmayr), das Paraventartige hervorruft. Die „Schubladen kastenform" der Hochbauten, Flächen- und Raumverschlingungen. Wellblechschirme, Nierenformen und Laufstege (Verkehrsausstellung München 1953, aber auch neue Schweizer Kirchen) sind wohl modi sche Züge. Lösungen von Mies van der Rohe bedeu ten daneben bleibende, moderne Architektur, wie sie von Meistern wie Otto Wagner, Adolf Loos und anderen angebahnt wurde. Wie steht es nun mit dem neuen Kirchenbau, dem letzten und höchsten Anliegen jeder Archi tektur überhaupt? Rudolf Schwarz (Köln), dem in Salzburg ein Arbeitskreis darüber anvertraut war, und dessen Ausführungen wir im Vorhergehenden bereits ge folgt sind, bekennt für sich, ohne damit verallge meinern zu wollen, daß ihm die Ästhetik bei seinen Bemühungen um einen neuen Kirchenbau keinerlei Hilfe geboten habe. Die,sc Ansicht scheint sich mit den Forderungen Hans Sedlmayrs (Vortrag zur Festversammlung) nach einer neuen, tauglichen Ästhetik für die Erscheinungen moderner Bild kunst übereinzustimmen. „Architektur habe immer der Gemeinschaft ge dient und ihr zu dienen, und könne nur teilnehmend 27

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