Christliche Kunstblätter, 92. Jg., 1954, Heft 1

teil (las Muttergottesbild bei der Verehrung durch das Volk zum Kuß. Da es schließlich dazu noch eine sichtliche Beschädigung am rechten Knie der Gottesmutter aufwies, ließ Erzabt Dr. Maurus Wolter dasselbe durch den Beuroner Malerbruder Simon Schultes aus Emaus-Prag restaurieren und neu fas sen^ j. Der Gnadenschrein und die Neufassung des Reliefs Um einen wirkungsvollen Raum für die neue Gnadenkapelle zu gewinnen, wurde an läßlich der Um- bzw. Neuaufstellung von Altären im November bis Dezember 1950 in der Basilika in der ehemaligen Benediktus-(Tauf-)kapelle eine bauliche Verände rung durchgeführt. Die zwei Nischen in der Nordwand wurden abgetragen, die zahl reichen Fensterchen an der Stirnwand zu gemauert, ein neuer Balken in die Kassetten decke eingezogen, wodurch der Raum um 1.50 Meter vergrößert wurde. In der Mitte fand ein Reliquienaltar im Beuroner Stil Aufstellung. Die Retabel ist mit vier Holz reliefs: Vermählung Mariä mit Josef, Mariä Heimsuchung, Anbetung der drei Wei sen, Darstellung Jesu im Tempel, geziert, flankiert von zwei zu öffnenden Reliquiensch reinen. Den freien Raum der Mitte über dem Al tar schmückt ein eindrucksvolles, gotisches Klreuz vom archisierenden Typus des 14. Jahrhunderts (um 1500 geschnitzt). In mehr als einer Hinsicht erwies sich die Ver bindung von Sakramentsaltar — früher war das Allerheiligste auf dem Hochaltar auf bewahrt — und Gnadenaltar als sehr vorteil haft. Über dem Tabernakel (Holz) des Altares wurde provisorisch in einem Ro kokorahmen aus Metall das Gnadenbild ein gesetzt. Zu Weihnachten 1950 fanden somit die vordringlichsten Arbeiten ihren Ab schluß. Im folgenden Jahre wurden die rieuen Bänke und das eicherne Kommunion gitter aufgestellt. 1952 wurde die Holz mensa durch einen Steinaltar (Sandstein aus dem Seckauer Sandsteinbruch) mit einer Confessio ersetzt^®)- ") Amialen der Abtei zum Jahre 1885; vgl. auch Roth, B., Die Restaurierung der Seckauer Basilika unter Abt Ildephnns Schober, a. a. O., S. ,32, im Manuskript. Roth, B., Fülirer durch den Dom von Seckau (1950), Nachtrag. 26 Gstern 1953 stellte der Goldschmied Br. Bernward mit seinem Gehilfen Br. Paulinus Cordeil (Beuron) mit Verwendung weniger alter Ornamentteile einen neuen Tabernakel mit Leuchterbank aus Edelmetall her, der ganzen Anlage angeglichen. Schon im Jahre 1950 wurde an eine „Neufassung" des Gniadenbildes gedacht. Da die Altarretabel in annähernd quadratische Felder gegliedert ist, lag die Form der Gestaltung für den Rahmen des Gnadenbildes — gefaßt in eine Mandorla im Schrein — sehr nahe. Nach vielen Skizzen und Zeichnungen, beeinflußt durch die Seckauer „Baumlegende", ent schied sich Br. Bernward für die Idee des sogenannten Jessebaumes (nach Isaias 11, i; Röm. 15, 12). Die heilige Siebenzahl des Heiligen Geistes nahm er sich ebenfalls zur Richtschnur. Den heiligen Baum mit seiner Edelfrucht Maria stellte er in den Goldgrund der Ewig keit — goldenes Haus (Lauretanische Li tanei!) —, dessen Rahmen, dunkelbraunrot gefärbtes Kupfer, unsere Erdenzeit symIxjlisie.rt. Die Decke des Schreines ist kassetiert und in sieben Strahlen (die sieben Ga ben des Heiligen Geistes) aufgeteilt, die Felder zieren sieben Blumen mit Stempel und Blättern, Zeichen des Lebens. Das „GeIrälk" tragen zwei Säulen aus heimischen Serpentin, aus Bernstein im Burgenland, fußend auf einer Brüstung, die das Halb rund der „Apsis" noch besonders unterstrei chen soll und das Auge des Menschen noch eigens „einfangen" möchte. Der Schrein selbst ist aus Bunitmetall (Kupfer-Messing), vergoldet und teilversilbert. Auf dem Ge bälk steht der Wahlspruch des großen Sekkauer Kunstmäzens und großen Marienver ehrers, des Propstes Johannes Dürnberger (1480—1510): AVE SPES MEA JESUS ET VIRGO MARIA (Sei gegrüßt, o, Hoff nung mein, Jesus und Maria rein). Monstranzartig steht das gefaßte Gnaden bild im Schrein, das ,,ikonenartig" dem Auge näher gebracht ist. Die Madonna sitzt auf dem leicht angedeuteten Thron mit dem Kind in der Mitte. Im Anschluß an Texte aus der Liturgie des Festes Mariä Himmel fahrt ist die Throngestaltung ausgeführt: Flügel von Cheruben in Gold-Silberbelötung bilden den mit Rubinen geschmückten Thron. Unter der Madonna liegt der Tep pich von Brillanten und Turmaline; um das Haupt der Gottesmutter ein Nimbus, der liiifcifiirhfi'r iTni 11 ii fiiiii

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