Christliche Kunstblätter, 92. Jg., 1954, Heft 1

10.5 cm breit, eine Platte von grauem Mar mor^) . - Über Ursprung, Alter und Plerkunft be sitzen wir keine einzige urkundliche Notiz. Ein pietätvolles Jahrhundert — voran der Seckauer Stiftschronist M. F. Gauster (1699 bis 1749)^) — bringt es mit der Gründung des ältesten steirischen Augustinerchor herrenstiftes Seckau durch den Hochfreien Adalram v. AValdeck am TO. Jänner 1140 in Verbindung, weshalb es auch in der Haustradition das „Ursprungsbild" genannt wird. Die Legende weiß zu berichten, daß der Stifter Adalram einen Edelhirsch weit hinein in jene dichten Waldungen, die sich auf der Hochfläche ausbreiteten, wo heute das imposante Kloster Seckau sich erhebt, verfolgte. Ermüdet von der langen Jagd legte sich Adalram unter einen Baum, um kurze Zeit auszuruhen. Plötzlich erhellte himmlischer Glanz den dunklen Wald, und Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm schwebte auf goldenem Gewölk vorüber. Dabei vernahm der Hochfreie deutlich den Ruf: ,,PI i c seca!" (Liier fälle!). Als Adalram dann nach St. Marein, dem ersten Gründungsort — ungefähr iVe Stunden von Seckau entfernt — zurückkehrte und dem Propste Wernher sein Erlebnis mitteilte. Bisherige Literatur mit Abbildungen: Kirchensclimiick (BI. d. christl. Kunstvereines der Diözese Seckau); Graus, II (1871), Nr. 8, S. 90; IV (1873), Nr. 8, S. 113, Anmerkung; XI (1880), Nr. 7, S. 77—79, das ,,Ursprungsbild" zu Seckau mit Abbildung nach einer photographischen Aufnahme J. Graus', gezeichnet von R. Mikovics. — Janisch, J. A., Topographisch-statistisches Lexikon von Steiermark, III. Bd., 1883, S. 871—878. — Keller, P. Gregor, OSB, Abtei Seckau in Obersteiermark, T902, S. 53 f. (byzantinischen Ursprunges, 10. Jh.!); zweite Aufl. v. Stocker, P. Wolf gang, OSB, 1917; dritte, veränderte Aufl., 1928, auf Seite g Abbildung des Marmorreliefs vor der Restaurierung und Be malung (1885/87) und Aufstellung in der Bischofs bzw. Gnadenkapelle, S. 59. — Tomek, E., Geschichte der Diözese Seckau, 1. Bd., 1917, S. 301, Abbildung und Beschreibung nach J. Graus (Kirchenschmuck a. a. O., XI ti88o], Nr. 7, S. 77—79); derselbe. Kurze Geschichte der Diözese Seckau, 1918, S. 25, Abbildung. — Roth, B,, Die Basilika zu Seckau, in; Kl, deutsche Kirchenführer, X'r, 378/379, S. 3, Gnadenbild ,,U. L. Hausfrau zu Seckau" in der Gnadenkapelle (Verlag Dr. Schnell & Dr. Steiner, München); derselbe, Führer durch den Dom von Seckau, 1950. 22 meinte dieser, daß dies ein Wink des Him mels sei. Beide begaben sich zur Stelle, wo der Baum stand, und als man ihn fällte, fand man darin jenes Marienbild, das sich heute noch in der Basilika befindet. Dieses wunderbare Ereignis war die Veranlassung, daß man das Kloster an dieser Stelle er baute. Das Bild, das im Baum gefunden wurde, erhielt den Namen „Ursprungsbild" und die Kapelle, die daselbst erbaut wurde, ,,Ursprungskapelle", in der durch mehrere Jahrhunderte das Relief zur Verehrung aufgestellt war. Soweit die Legende-')! Zum ersten Male begegnen, wir einer urkundlichen Erwähnung des wohl schon im 13. Jahrhundert im Kloster hochverehr ten Bildes am 17. Dezember 1332, an wel chem Tage unter Papst Johannes XXII. zu Avignon allen Gläubigen der Seckauer Diö zese bei jedem Besuch unter der Bedingung: 7 Gegrüßest seist Du Maria, ein Ablaß von 40 Tagen gewährt wird''). In dieser von fünf Bischöfen ausgestellten Ablaßurkunde heißt es u. a.: ... . . ut imago D*: Mariae Virginis in Claustro Canonicorum Regularium Ordinis S. Augustini Seccoviensis Dioecesis cor.am Cairitulo sita congruis honoribus frequentetur et a Christi fidelibus iugitcr veneretur . . .", d. h. daß dieses Bild im Kreuzgang der Augustinerchorherren der Seckauer Diözese vor dem Kapitel mit gebührenden Ehren oft besucht und von den Christgläubigen stets verehrt wird. Dieser Wortlaut setzt zweifelsohne schon eine län ger überlieferte Verehrung voraus. Die Haustradition weiß zu berichten, daß zuerst im hl. Wettstreit die Chorherren mnd Chor frauen des Doppelklosters sich in dessen ') Krains, /., Mythen und Sagen aus dem slei- , rischen Flochland, 1880, S. 72. — Diese wohl im 17. Jh. entstandene pietätvolle Legende wurde pla stisch in dem von Propst Franz Paul Poiz (1703 bis 1733) errichteten Altar in der ..Ursprungs kapelle" (Kapitel) festgehalten: ein geschnitztes und reich vergoldetes Holzrelief, das inmitten einen Baum zeigt, von einer Krone übersetzt, darunter im Stamme war die „Nikopoia" eingesetzt, was den ursprünglichen Fundort und die legendäre Ent stehung des Stiftes andeuten sollte. Heute ist dieses Schnitzwerk an der Rückwand des Einganges der Klosterpforte aufgestellt. -) Gauster, P.M., Collectanea, Papierhandschrift (um 1740), S. 366, Pfarrarchiv Seckau: vgl. auch Roth, B., Matthias Ferdinand Gauster, Seckauer ,\rchivar und Stiftschronist (1699—1749), in: ^us Archiv und Chronik (Blätter für Seckauer Diözesangcschichte, 1. Jahrgang, 1948, Heft T, S. 2,3—27. ■'J Gauster, F. M., Collectanea, S. 364 f.; auch erwähnt im Archivregister des ehem. Domstiftes ■ Seckau: Rapsodus u.sw. a Joanne Jurichio scriptus (Papier-F-olio-Hand.schrift, t7. Jh., S. 83, Indulgentia ad Imaginem B. Mariae Virginis ante Capitulum Seccovii, 17. Dez. 1332): vgl. auch Keller, Gr., a. a. O., S. 54, und Tomek, E., Kurze Geschicjite, S. 78.

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