Christliche Kunstblätter, 92. Jg., 1954, Heft 1

Die Südkapelle wurde um 1230 errichtet. Ein rechteckiger Bau von 4.73 Meter Länge und 3.10 Meter Breite, hat diese Kapelle eine durch drei Rundbogenfenster erhellte Apsis^®). Alle Fenster der Kapelle haben unprofiliertes Schräggewände. Die Halb kuppel besteht aus Bruchsteinlagen, das übrige aus Quadermauerwerk. An der Süd seite-") befinden sich zwei Rundbogenfen ster, die Nordwand war einst durch das eine aus Romanik T. stammende Südfenster und einen neugeschaffenen Eingang in das Hauptschiff aufgegliedert. Einen gesonder ten Eingang vom Freien besaß die Kapelle nicht. Das Niveau war das gleiche wie das des Hauptschiffes, nämlich 77 Zentimeter. Niveaumessungen nach dem heutigen Ni veaustand. Die Kapelle ist tonnengewölbt""), Apside und Kapellenraum sind durch einen mächtigen, aus Quadern gebauten, einmal gestuften Triumphbogen"'') getrennt. Der Außenbau zeigt die ausgewogene Wandgliederung dieser Bauepoche. Die Langseite der Kapelle zeigt feinprofilierten Rundbogenfries, in der Mitte zwischen den beiden Rundfenstern läuft ein schlanker Runddienst mit Blattkapitäl bis zum Boden und endigt in einer Basis, bestehend aus kleinem flachen Wulst, Ecke, Kehle und stark vorspringendem Rundwulst mit Eck knollen auf einem Sockel. Die Sockelprofilierung findet sich nicht nur an der Süd-.^ Seite, sondern auch an der Apside. Grabun gen bestätigen die Annahme, daß die portal lose Westseite (durch den gotischen Anbau zerstört) denselben Sockel aufwies. Die Wandgliederung der Apside zeigt ebenfalls durchlaufende Rundbogen mit Blattkapitälen, Rundbogenfries, vermehrt durch einen Zahnschnittfries. Der mittlere Runddienst verläuft im Scheitel des Fen sters, so daß nur das reichgearbeitete Blatt kapitäl vorhanden ist"") (vgl. Abb. i). Die Bestimmung dieser Kapelle ist heute nicht mehr zu eruieren. Spuren eines Altares waren zwar nicht zu finden, jedoch die vollständige Altarstufe. "Vielleicht folgten die Herren von Hindberg, damals im Zenith ihrer Bedeutung, der allgemeinen Mode Kirchen zu bauen oder wenigstens zu ver größern und zu verschönern, vielleicht er füllten sie ein Gelübde, vielleicht aber war das alte Gotteshaus zu klein geworden. Wie schon oben erwähnt, war Hindberg 1236 der Sitz eines Dekans, der sicherlich in der Veste wohnte. Möglicherweise ist der Bau der Kapelle auf seine Berufung, vielleicht sogar auf seine Initiative zurückzuführen. Vgl. Abb. (2), s. Vgl. Abb. 6. Vgl. Abb. (4), 7. ■») Vgl. Abb. 5. '-) Der auf der Abbildung .sichtbare Mauerstutzen oberhalb des Gesimses ist bereits im Zuge der Renovierungsarbeiten entfernt worden. Eben so wurde der Runddienst bis zum Niveau — 77 er gänzt, da die Basis noch vorhanden ist. LITItRATUR Toi)ographie für Niederösterreich. Bd. 3. 1896. — Babenberger Urkundenbtlch, 1950. — Dopscli, A.: Die landesfürstlichen Urbare Niederösterreichs und Oberösterreichs, 1904. — Mitis O. v.: Studien zum älteren österreichischen Urkundenwesen, 1912. — Urkundenbuch des Stiftes Heiligenkreuz, 1856. — Denkschriften der k. Akademie der Wissenschaf ten, Bd. 8, 1857. — Meiller: Herren von Hind berg, p, 49. — Meiller A. v.: Regesten der Baben berger, 1850. — Schuchhardt C.: Die Burg im Wandel der Weltgeschichte, J931. — Donin R. K.: Zur Kunstgeschichte Österreichs. Gesammelte Auf sätze, 19ST. — Buchowiecki W.: Die gotischen Kirchen Österreichs, 1952. —• Pühringer R.: Denk mäler der früh- und hochromanischen Baukunst in Österreich (Akad. der Wissenschaften, phil. hist. Klasse 70), 1931. — Borodajkewycz T. v.: Die Kirche in Österreich. (hk)rtsetzung folgt.) Die Seckauer „Nikopoia" Von Dr. P. Benno Roth, O. S. B., Seck au (Dazu die Abbildung 9) Die Seckauer Basilika ]:)irgt unter ihren Kunstschätzen aus dem Mittelalter ein kost bares Kleinod, das bis auf den heutigen Tag eine ganz Itesondere Verehrung genießt und zweifelsohne zu den. ältesten Gnaden bildern Österreichs gerechnet werden luuß: ein Mannorrelief vom Typus der Nikopoi.a, Maria mit dem Christkind, 22 cm hocii, 21

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