Christliche Kunstblätter, 92. Jg., 1954, Heft 1

Durch die wirtschaftlich gute Lage, in der sich Himberg befindet (vgl. w. o.), ist es auch möglich, die Kirche im Zeit geschmack auszubauen. Ein nördlicher Sa kristeianbau, Zwiebelturm mit Laterne und die Inneneinrichtung zeugen vom Baueifer der Himberger Bürger. Während der Kriegshandlungen 1945 wurde die Kirche teilweise zerstört. Dies und die vorangegangene jahrzehntelange Vernachlässigung waren der Grund für die Restaurierungsarbeiten und der in derem Gefolge auftretenden Freilegungen und Entdeckungen. Baugeschichte der Kirche Romanik I Der älteste Teil der Kirche, spätestens um 1130 erbaut, besteht aus einer einschif figen, querschiff losen Anlage (vgl. Plan) von 16 Meter Länge und 11 Meter Breite, Niveau 77 Zentimeter. Diese streng geostete Kirche hatte eine Hauptapside, die von außen sichtbar vor sprang und durch drei Rundbogenfenster erhellt wurde. Die Fensteröffnungen waren voraussichtlich schmal und hatten un- oder nur wenig profilierte Schräggewände^^). An beiden Seiten der Apsis befand sich je eine Apsideole, in die Mauerdicke hinein gearbeitet und daher von außen nicht er kennbar. Sie hatten je ein schmales, sehr tiefes Schlitzfenster (Abb. 2), das noch heute erhalten ist. Durch die Renovierungs arbeiten wurde der alte Fußboden freigelegt (Steinplattenbelag) und ebenso fand man die Reste der Apsis, die sich heute inner halb des gotischen Chors befinden. Die LTmfassungsmauer ist an drei Seiten, O, N, S, von bedeutender Stärke: 1.40 Me ter, an der Westseite beträgt die Mauer dicke nur 75 Zentimeter. Dies und das Feh len eines künstlerisch hervorgehobenen Portals ist Beweis dafür, daß die Kirche an die Burg angebaut war. Das Portal war wahrscheinlich der kä'mpfer- und kapitällose Typus, mit Rundbogen versehen, den man bei verschiedenen Burgkapellen vor findet-"). Die alte Mauergliederung: Rund bogenfries auf kegelartig geformten Kon solen mit Kämpferglied und schmalen Runddiensten mit Würfelkapitälen auf den — durch die Renovierungsarbeiten jetzt wieder freigelegten — fein profilierten Ba sen ist ani der Nordseite der Kirche gut erhalten (vgl. Abb. 3). Der Wehrcharakter der ersten romani schen Kirche bedingte auch die Anordnung der Fensteröffnungen. Die Mauerstärke verringerte sich nach oben zu um ein Be trächtliches (unten 1.40 Meter, oben 56 Zen timeter, vgl. Skizze). An den beiden Lang hausseiten konnten unten je zwei sehr schmale (6,5 Zentimeter) Schlitzfenster mit unprofiliertem Schräggewände nachgewie sen werden, darüber befanden sich, in der schmalen Mauerzone unterhalb des Frieses, je zwei zirka 20 Zentimeter breite Rund bogenfenster mit Schräggewände ohne Pro filierung (jetzt freigelegt, nur vom Kirchen dachboden aus zu sehen, vgl. Abb. i und 4). Die in der oberen Zone schwache Mauer und die geringe Gliederung läßt mit aller Wahrscheinlichkeit darauf schließen, daß die Kirche flach gedeckt war^®). Romanik II Die Bauströmungen des beginnenden 13. Jhs. charakterisieren sich in unserem Gebiet durch das Aufgreifen westfranzö sischen und normannischen Gedankengutes. Die Baulinie kann man über Mainz, Worms, Bamberg, Regensburg (mit St. Jakob und dem Kreuzgang von St. Emmeran) nach Wien (mit den Bauten: St. Peter, St. Ru precht, Schottenkirche, St. Stephan mit dem Riesentor) verfolgen. Hier, so nehmen Do nin und Buchowiecki-'^) an, hätte die Hütte bleibenden Sitz genommen und auf weiten Umkreis bis nach Ungarn (St. Jek) und Mähren (Tischnowitz) auf die Bauentwick lung Einfluß genommen (vgl. die Bauten von St. Pölten, Deutsch-Altenburg, Mödling, Schöngrabern etc.). In diesen Bauab lauf gehört auch der Südkapellenanbau der Himberger Pfarrkirche. ^9 Vgl. Abb. I des freigelegten romanischen Fensters an der Langseite, I. Stock. Vgl. hierzu auch Burgkapellenruine von Hainburg und Burg kirche von Ranna, die aus derselben Zeit stammt. Donin: Zur Kunstge.schichte Österreichs, 1951. Vgl. Burgkapelle in Rauheneck. Vgl. St. Martin in Bruck an der Leitha, Deutsch-Altenburg und Lanzendorf. Vgl. hierzu Donin: Zur Kunstgeschichte Österreichs, 1951, p. 151. U Buchowiecki: Die gotischen Kirchen Ö.sterreichs, 1952. p. 202 ff. 20

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