Christliche Kunstblätter, 92. Jg., 1954, Heft 1

Zur Geschichte von Burg und Pfarre Wie schon oben erwähnt, wurde die Burg Hindberg um 1120 von Marquard 1. er richtet. Es handelt sich dabei um eine ziem lich ausgedehnte Wasserburg^^), die an zwei Seiten, im Süden und Osten, durch den Kalten Gang, an den beiden anderen •Seiten durch tiefe ausgehobene Gräben^®), in die das Wasser des Flusses geleitet wurde, geschützt war. Unmittelbar an die Burg, mit dem Eingang vom Pallas aus, war die Kirche erbaut. (Spätestens 1130 unter Marquard I.) Sie war in die Vertei digungsanlage der Burg miteinbezogen (vgl. Lageplan). Sie war ähnlich, wenn auch bescheidener in der Anlage wie die Burganlage von Oberranna^®). Ähnlichkei ten sind auch bei den Burganlagen von Hainburg und Rauheneck zu bemerken, ob wohl es sich bei den -angegebenen Beispie len durchwegs um Bergburgen handelt. Schon 1236 war Hindberg der Sitz eines Dekans ,,Wolfhardus decanus de Hindberg"^D. Um 1320 wurde es dann zur Pfarre erhoben^®). Von nun an schweigen die Urkunden bezüglich der Pfarre 300 Jahre. Die pfarrliche Entwicklung wird wohl ähnlich der anderen, unter dem Vize- ") Bei der Anlage eines Kanals konnte Anton Seemann Teile der alten Burgmauer feststellen. Die Mauerreste sind jetzt wieder verschüttet worden, trotzdem war aus ihnen die ungefähre Ausdehnung der Wasserburg ersichtlich. (Vgl. Plan.) Die Gräben sind für den aufmerksamen Be obachter auch heute noch zu erkennen, und zwar läuft der eine im Norden senkrecht zum Kalten Gang, der westliche senkt sich steil zu einem mit Auwald bestandenen Gebiet. Dieser westliche Gra ben ist in seinem alten Verlauf nicht mit voller Sicherheit festzustellen, da auf dem sich bildenden Plateau jetzt ein Denkmal (Fam. Robert) und, etwas weiter nördlich, die Schule steht. Es kann sein, daß der Platz, um Raum für diese Bauten zu schaffen, künstlich vergrößert wurde. Tatsache jedoch ist, daß das umliegende Gelände ein bedeu tend tieferes Niveau aufzeigt. — (Der Trennungs graben, der heute zwischen der Kirche und dem ehem.aligen Burgreal läuft, ist erst viel später, wahr scheinlich im 19. Jahrhundert bei der Wieder instandsetzung der Kirche gezogen worden, [s. w. o.] Er befand sich nicht im alten Burg bereich. Die Bauherren haben auch die Absicht, im Zuge der Renovierungsarbeiten diesen Graben zu zuschütten. ^") R. K. Doniri: Zur Kunstgeschichte Öster reichs, 1951, p. 72—8,3. Plan vgl. a. a. O., p. 78. O Vgl. Urkunde des Heiligenkreuzer Archivs (hg. Meiller: Babenbergerreg. Nr. 11,3—114. ") 1328 wird ein Pfarrer Jakob erwähnt. domamt stehenden landesfürstlichen Besit zungen gewesen sein. Sicherlich hat das Stift Heiligenlcreuz, das ja auch den Habsburgern nahestand, interessanterweise aber auch Krems, Ingerenzen auf die Pfarre^^). In der Zeit der ersten Türkenkriege und der nachfolgenden Periode hören wir nichts von Pfarre und Kirche. Auch der Burg wird nach ihrer letzten Erwähnung von 1448 nicht mehr gedacht. Wahrscheinlich war sie von Ungarn und Türken vollstän dig zerstört worden. Da man ihrer nicht mehr bedurfte, wurde sie auch nicht mehr aufgebaut. Was von den Ruinen noch er halten war, wurde durch den zweiten Tür keneinfall zerstört, die Steine aber zum Aufbau der Fläuser und wahrscheinlich auch der Kirche verwendet. So kommt es, daß von der Flimberger Wasserburg, die ehemals eine mächtige und bedeutende An lage war, nichts mehr erhalten blieb. Die lutherische Infiltration dürfte in Himberg nicht sehr groß .gewesen sein. 1613 berichtet Pfarrer Martin Sebald^") stolz, daß sich nur zwei Ketzer in seinem Pfarrsprengel befinden. Bei der zweiten Türkenbelagerung 1683 flohen die Bewohner mit ihrem Pfarrer Magister Franz Joachim Ostermayer^^) nach dem nahegelegenen Lanzendorf und verschanzten sich in der dortigen Burg. Himberg wurde völlig zerstört und aus geraubt. 1684^^) erhält der Pfarrer auf seine Eingabe an das Vizedomamt von die sem 200 fl.; die Kirche kann notdürftig wiederhergestellt und die nötigsten Paramente angeschafft werden, um den Gottes dienst abhalten zu können. Die Subvention reicht allerdings nicht hin, um auch den zer.störten Pfarrhof wohnlich zu machen: der Pfarrer zieht zu seinen Pfarrkindern. Erst 1733^®) wird der noch heute stehende Pfarrhof unter dem Pfarrer Ignaz Joseph Anton Maria Brügler von Herkuisberg er baut. Beim Prozeß gegen die Sekte der Lollharden griffen die Kremser Dominikaner ein. In Wien war dieser Orden auch vertreten und hatte hier großen Einfluß. Die folgenden pfarrlichen Berichte und Ur kunden, vgl.: Kirchliche Topographie für Nieder österreich, 1824. Artikel Himberg. ") a. a. O. ^'-') a. a.. O. =») a. a. O. 19

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