D i e H i mberger Pfarrkirche Von Dr. Franziska S c h m i d, Wien (Dazu die Abbildungen 7, 8) Im Südosten von Wien, in jenem Teil des Wiener Beckens, der durch den Was serreichtum der Flüsse fruchtbar ist, liegen Markt und Pfarre Himberg. Nach den Zerstörungen des Krieges und nach jahrzehntelanger Vernachlässigung begann im Jahre 1952 der jetzige Pfarrer Franz P i e r m e y r mit Hilfe des kirch lichen Bauamtes und mit finanzieller Un terstützung der Finanzkammer der Erz diözese Wien und unter der sachgemäßen Leitung des jungen Dipl.-Architekten An ton Seemann die Restaurierungsarbeiten an der Himberger Pfarrkirche. Bei diesen Arbeiten traten interessante, bisher unbekannte Einzelheiten ans Licht. Zur .Geschichte Himbergs^) Himberg war der Stammsitz eines der ältesten Adelsgeschlechter von Niederöster reich, der Plerren von Hindberg (auch Hintperg). Marquard von Hindberg, der erste dieses Geschlechtes, der urkundlich nachweisbar ist (1120)^), gehörte zu den Ministerialen des Markgrafen Leopold IIP, des Heiligen. Nach dem großen Ungarneinfall von II 18 wurde der Osten der Markgrafschaft befestigt. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde im Zuge der Wehrbarmachung Mar quard I. von Hindberg mit dem Gebiete von Himberg belehnt und erbaute auf dem heute freien Platz vor der und um die Kirche die Ve.ste Hindberg mit ihrem Vor werk Rauhenwart (heute Rauchenwart)®). Ulrich I. von Hindberg (1186—1192), wahrscheinlich der Sohn Marquards I., war mit seinem Landesherrn Heinrich beim Re gensburger Reichstag, bei dem die Ostmark zum Herzogtum erhoben wurde (1156 *) Denkschriften der k. Akademie der Wissen schaften, Bd. 8, 1857. Meiller: Herrn von Hind berg, p. 49 ff. ') Vgl. Meiller: Regesten der Babenberger, 1850. p. 15, Nr. 22.. — Vgl. hier die urkundlichen Nach weise der Testattätigkeit Marquards I. (fragliche Urkunden). Meiller: Bd. 8, a. a. O., p. 95. Zusam menfassung. •') Das Gebiet, das Marquard von Leopold Hl. zu Lehen erhielt, muß also ziemlich groß gewesen sein. ,,Privilegium minus"). Bei seinem Tode war der Besitz der Hindberger schon be deutend vergrößert worden; seine Witwe Tuta schenkt beim Begräbnis ihres Man nes dem Stifte Heiligenkreuz einen Meier hof in der Nähe von Pillichsdorf, am lin ken Donauufer gelegen. Als Zeugen dieser Schenkung treten Mitglieder der Familie Ulrichskirchen auf. Dies läßt darauf schlie ßen, daß Tuta aus diesem Geschlechte stammt und daß die Besitzungen an der linken Donauseite durch Heirat in die Hände der Hindberger kamen. Unter dem Nachfolger Ulrichs, seinem ältesten Sohn Marquard II., erfreut sich das Geschlecht der Hindberger schon eines beachtlichen Einflusses, in wirtschaft licher^) wie auch politischer®) Hinsicht. Von 1171—1215 findet man ihn ununter brochen in der nächsten Umgebung Leo polds V. und Leopolds VI. In seinem Ge folge ist er um 1220 gestorben. Auch sein Sohn Irnfried 1. ist im Gefolge des Lan desfürsten nachzuweisen. Zum erstenmal testiert er gemeinsam mit seinem Vater 1198 (vgl. B. U. B. Nr. 102). Mit Leopold VI. reist er durch ganz Österreich und Steiermark; nach Deutsch land, Spanien und in das Heilige Land be gleitet er seinen Herrn und 1230 ist er mit den höchsten Ministerialen Österreichs (Hadmar von Chuenring und Heinrich von Brünn)") bei den Friedensverhandlungen von San Germano anwesend. Das Geschlecht der Hindberger gehört nun zu den einflußreichsten Ministerialen Österreichs. Mit den mächtigen Kuenringern verschwägert — Irnfrieds Frau ist Euphemia, die Tochter Heinrichs von Kuenring — übernehmen diese beiden Ge schlechter den Schutz des Herzogtums ge gen Osten und Norden. Die Bedeutung der Hindberger und ihr Reichtum steigern sich ') Bischof Mangold von Passau leiht von ihm 160 Mark Silber. ") Vgl. Babenberger Urkundenbuch, 1950. Nr. 42, 45, 63, 86, 87, 102, 108, 113, 115, 117, 126, 132, 136, 139.. 140, 142, 145, 149. ISO, ISS, IS9, 161, 167, 171, 172, 173, 180, 185, 189, 195. ") Vgl. Meiller: Reg. d. Bbg. Nr. 247—230 inkl., p. 146. 17
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