lehrers G. Grüll-, Landesarchiv). Thomas Zaisel scheint in den Steuerbüchern der Jahre 1650—1680 als Besitzer des Hauses in Linz, Donigasse Nr. 6, auf. Im Steuer buch vorn 1650 (Stadtarchiv Linz, Hs. 523) wird das Haus mit 400 fl, sein Gewerbe mit 200 fl eingeschätzt. Während in diesem Steuerbuch Zaisel nur als „Stuckhator" be zeichnet wird, scheint er im Steuerbuch von 1660 bereits als ,,Stuckhathor und Mitbür ger" und 1670 als ,,Bürger und Stuckhator" auf. Im Steuerbuch von 1680 ist die Ein tragung interessant, daß die Steuern erst 1682, gezahlt wurden; somit besaß Zaisel vermutlich das Haus in der Domgasse Nr. 6 auch noch nach 1680, wenn auch in späteren Steuerbüchern keine Eintragung mehr ist. Kreczi gibt Thomas Zaisel als Besitzer die ses Hauses vor 1650 bis nach 1680 an (H. Kreczi, Linzer Häuserchronik, Linz 1941, S. 143, Nr. 197). Dieses Haus besaß vor Thomas Zaisel Franz Cannaval, dessen Witwe, Martha Cannaval, nach dem Trauungsbuch der Lin zer Stadtpfarrkirche am 3. Juni 1649 Tho mas Zaisel heiratete. Auf diese Weise kam Zaisel in den Besitz des Hauses Domgasse Nr. 6. Aus dem Geschlecht der Cannaval übte eine ganze Reihe das Gewerbe eines Stukkateurs aus. So scheint im Jahre 1687 ein Lorenz Canaval auf, der Stuckarbeiten im Ereihaus der Grafen von Thürheim machte (Kreczi, Häuserchronik, S. 24, Nr. 15). Leider erlitt dieses Haus 1800 starke Brandschäden. Derselbe Lorenz Canaball (Canaval) scheint am 30. Juni 1672 bereits bei Rechnungen für Stuckarbeiten im Linzer Landhaus auf (H. Awecker, Lin zer Regesten aus den Bescheidprotokollen und Bescheidbüchern, Linz 1952, Bd. B II A 2, S. 15s, Nr. 2439). Von diesem Lorenz Cannaval besitzen wir auch vom 14. Okto ber 1729 eine Todfallabhandlung (Fr. Scho ber, Verlassenschafts-Abhandlungen und Testamente, Linzer Regesten, Lintz 1933, Bd. BIIB I, S. 52, Nr. 54). Martha Zaisel starb vor 1655, da wir vom 2. Jänner 1655 eine Todfallabhandlung be sitzen (Schober, Linzer Regesten, Bd. B II B I, S. 22, Nr. 27). Sie wird hier als Mit bürgerin und Stuckatorin bezeichnet. Das Gesamtvermögen betrug 83611 10 kr. Aus dieser Todfallabhandlung geht auch hervor, daß sie ,aus erster Ehe einen Sohn, Johann Bernhard Cannaval, hatte. Das Geburtsjahr von Thomas Zaisel kann man aus einer Aufzeichniung vom 16. Au gust 1679 schließen (H. Awecker, Bescheid protokolle und Bescheidbücher, Bd. B II B 2, S. 199, Nr. 2725). Danach bittet Thomas Zaisel, 78jähriger Bürger allhier, um Er teilung eines Wochengeldes, das ihm auch gewährt wurde. Zaisel wäre somit 1601 ge boren. Leider reicht das älteste Taufbuch der Linzer Stadtpfarrkirche nur bis 1603 zurück. Auch fand sich kein Testament von Thomas Zaisel. Thomas Zaisel ist, wenn auch bisher wenig bekannt, durch seine Arbeiten in der Lambacher Stiftskirche den bedeutenden heimischen Stuckmeistern an die Seite zu stellen. Er setzte alte heimische Tradition, so z. B. der Gebrüder Kandier (Stuckarbei ten im Stifte Schlägl) würdig fort. Ich möchte hier noch kurz die Frage des Baumeisters der Lambacher Stiftskirche anschneiden. Nach einem Vertrag zwischen dem Abt Plazidus Hieber und Johann Bap tist Spaz und seinem Sohne Peter vom II. Feb. 1657 sollten diese ein Portal an der neu erbauten Klosterkirche nach den Plänen des Philiberto Luchese errichten (Kloster archiv Lambach, Schuberband 53Ö/0/IH/6C; Linzer Regesten, Bd. IV/i, Nr. 270). Phili berto (Filiberto) Luchese stammte aus einer italienischen Architekten- und Steinmetz familie. Ihm wird der Entwurf für den Leopoldinischen Trakt der Wiener Hof burg zugeschrieben. (G. Wacha, Lambacher Miszellen zur nö. Kulturgeschichte, Unsere Heimat, 1953, Nr. 5—6.) 1652 ist der Hof architekt Luchese auch in Linz nachweis bar. Philiberto Luchese wurde auch vom Kaiser Ferdinand HI. zur Planverfassung der Regulierung der Traunufer von Lam bach bis zur Donaumündung bestimmt. Die Instruktionen und Vollmachten erhielt er am 4. September 1651 (Schmidt, Linzer Kunstchronik, 3. T., S. 87). Es ist nun hier zu überlegen, ob Luchese nur den Plan zum Kirchenportal verfertigt hat, oder ob dieser bedeutende Architekt nicht auch beim Bau der neuen Stiftskirche (1652—1656) betei ligt war, eine Frage, die vielleicht einmal durch stilistische Untersuchungen geklärt werden kann. J. Schmidt vermutet sogar, daß von ihm der Entwurf zur Stuckdecke in der Lambacher Stiftskirche stammt (Schmidt, Linizer Kunstchronik, 3. T., S. 88). 16
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