Christliche Kunstblätter, 92. Jg., 1954, Heft 1

Li. a. m. bestehen somit aus dem gleichen Stein, wie jene in Linz und natürlich auch wie jene in Klagenfurt (Museum). Nun ist wenigstens bis heute in Südkärnten keine Steinmetzwerkstätte des achten und neun ten Jahrhunderts bekannt geworden, die derartige Reliefplatten gearbeitet hätte. Wohl aber kennen wir in Oberitalien bisher wenigstens zwei Orte, die solche Werkstät ten mit einem umfangreichen, auch auf Ex port eingerichteten Betrieb besaßen, näm lich in Como und besonders in Cividale. Wenn auch Dokumentationen dafür in der Form von schriftlichen Aufträgen und Ab rechnungen fehlen — in dieser Zeit nur zu begreiflich —, so bildeten sich an beiden Orten stilistisch stark ähnliche Denkmäler gruppen, in welche hinein sich die vielen anderen Flechtbandplatten,, soweit sie für Chorschranken, Cancelli, bestimmt waren, ohne viel Mühe einpassen lassen. Como wie Cividale, belegbar, arbeitend seit ungefähr 650/80, verfolgten, darin ähnlich allen an deren Werkstätten, die einmal erreichte sti listische Gestaltung mit ihren byzantini schen Beimengungen hartnäckig noch durch fast zwei Jahrhunderte; es war langobardische Art, in der Kunst starr und ohne wesentliche Änderungen an der Tradition so lange festzuhalten, bis die schließlich neuen Verwendungsmöglichkeiten diese Tradition von selbst ad absurdum führten^^). Natürlich rmterlag auch das Flecht bandmotiv auf den Cancelli zeitgebundenen Veränderungen, die in erster Linie eine formale Bereicherung waren, die Verflech tungen wurden komplizierter. Schlingen und Knoten, bereits von spätantiken Denk mälern her bekannt, werden neuerlich hin zugefügt und die wachsende Byzantinisierung der ganzen kulturellen Lage im langobardischen Reich ist auch motivisch bemerkbar. Dennoch bleibt der formal ornamentale Charakter im Grunde beste hen, der leer gehaltene Fond spielt bei den Chorschrankenplatten (und n u r diese kom men hier in Betracht, da die übrigen Flecht bandverwendungen meist ganz anderen Stilgesetzen folgten) stets die gleiche Rolle, es sind Variationen über ein hartnäckig bei behaltenes Thema. Fs besteht keine Möglichkeit, die Her stellung der Linzer Platten irgendwo in '-) E. Schaffran, Die Kunst der Langobarden in Ttrdien, n. a. O., besond. Kap. IV/I und V/b. Südkärnten zu lokalisieren, auch bei den gleichartigen Klagenfurter Stücken gelingt dies nicht. Die Zeit um 800 war in den deutschen Ostalpen dafür nicht geeignet. Dagegen ist der lebhafte Handelsverjcehr von ganz Kärnten mit Friaul bekannt. Die Klagenfurter Platten aus Moosburg stim men nun formal und materialmäßig mit den Stücken aus Friaul vollkommen über ein, die gleiche Übereinstimmung besteht zwischen den Linzer Flechtbandplatten mit den Klagenfurt-Moosburgern und damit auch im wreiteren Verfolg mit den Friulanern. Den Herstellungsort der Linzer Platten je archivalisch zu fixieren, wird bei der ganzen Sachlage kaum möglich wer den, es gelingt dies nicht einmal für Ober italien. Aber die stilistischen Übereinstim mungen lassen den Schluß zu, auch die Linzer Reliefplatten seien in Oberitalien — am ehesten in Cividale — gearbeitet und von dort an die Donau als Exportwäre ver bracht worden. Hätten wir an der öster reichischen Donau mehr Baudenkmäler der Zeit um 800, als bisher nur St. Martin in Linz, SO! wäre nicht daran zu zweifeln, daß noch andere solcher exportierter friulaner Schrankenplatten zum Vorschein kommen müßten. Auf Linz bezogen heißt dies; Der Bau von St. Martin trägt in seiner Nischenbil dung etc. unverkennbare karolingische Kennzeichen, dies ist bei dem Fehlen einer anderen christlichen Bautradition begreif lich, frühchristliche Architekturraomeiite waren nicht mehr wirksam. Von St. Mar tins damaliger Einrichtung hat sich hin gegen nichts — stilistisch — Karolingisches erhalten, denn die beiden Flecht bandplatten und damit auch die formal ähnlichen Klagenfurter Werke haben mit einer karolingischen Kunst gar nichts zu tun, wie dies Ginhart 1942 meinte, sondern nur mit der langobardischen. Denn es kön nen von-diesen Plattenrdiefs jede Einzel heit und natürlich auch das Gesamtbild, in dem großen spät- und nachlangobardischen Denkmälerbestand Oberitaliens nachgewie sen werden. Grundlos ist auch Ginharts Ikonstruktion einer karolingischen Reichs kunst volkstümlicher Prägung^^). Mag eine \olkstümliche Richtung bei dem bedenk lichen Partikularismus mancher langobardischer Herzöge vielleicht vorgekommen '•') In Eggcr Ee.st,Schrift, a. a. O., S. 2,30, 12

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