Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

Und nun einige Kurzberichte über Lehrfahrten : 1. Jahrgang : Bleistiftfabrik L. &. C. Hardtmuth, Attnang-Puchheim. Gleich zu Anfang, beim Betreten der Lagerräume, war mir unfaßbar, daß solche Mengen von Rohstoffen, die aus aller Welt hier zusammenlaufen, durch Schreiben und Zeidmen je aufgebraucht werden könnten. Kisten und Fässer, Behälter aller Art lagerten im Magazin in aller Ruhe. ,. Vorsicht, jun- ger Mann! " ruft mir unser Begleitmann zu. ,.Hier ist ein sehr stark und dauernd färbender roter Metallfarbstoff drinnen. Nicht anstreifen !" Wir gehen über den Hof. Dröhnender Lärm schlägt uns entgegen, so daß man kein Wort verstehen kann. Später erfuhr ich, daß in den Trommeln, die sich hinter den Schutzgittern polternd drehten, nach ganz bestimmten Rezepten, die Firmengeheimnis sind, Farbstoffe mit Bindemitteln durchge- knetet werden. Verblüfft hat mich, daß die Farbstoffminen feucht und bieg - sam wie gekochte Fadennudeln aus Düsen ausgepreßt werden. Ohne Schwie- rigkeit reißt eine Arbeiterin den „Faden" ab und ordnet viele lange Stränge auf einem Handbrett. Im nächsten Raum ist wieder Grabesstille, und es riecht nach e'ben verlöschten Christbaumkerzen am Weihnachtsabend. ,. In den Tauchkästen sind erhitzte Wachse", wird erklärt. ,. In diesen Behältern wird Ton für feine Zeichenstifte geschlämmt, die wir in siebzehn Härten liefern. Er wird als Bindemittel für den Graphit verwendet und muß äußerst fein- körnig sein. Der Graphit wird in Trommelmühlen, die in dem lärmenden Raum nebenan stehen, feinst gemahlen." Wir sahen den Brei aus Graphit und Ton, das Auspressen der Minen wie vorhin. Ich habe zugesehen, wie jede Mine auf die gewünschte Länge abgeschnitten und mit dem Firmen- namen und der Härtebezeichnung bedruckt wird. In die Brennkammer, in welcher die Minen hart gebrannt werden, durften wir nicht hineinsehen. Eine eigene Betriebsabteilung erzeugt die Holzfassung für die Stifte. Mehrere Holzarten werden verwendet, jedes Stück muß astfrei sein. In Brett- chen für mehrere halbe Bleistifte nebeneinander, werden Rillen gefräst und di e Hälften nach Einlegen der Minen zusammengeleimt. Ein Fräser trennt dann die Blättchen in einzelne Stifte auf. sodaß sie zylindrisch oder sechskantig ausfallen. Schließlich werden sie lackiert, bedruckt, in Pakete oder in schöne Schachteln gepackt. Wahrscheinlich werde ich irgendeinen dieser Stifte irgend- wo kaufen. Ich weiß jetzt und bin stolz darauf, daß der geschätzte „Koh-i - noor" ein österreichisches Fabrikat ist. F. W. I 1. Jahrgang: Steyr-Daimler-Pul'h-AG., Werk Tonndorf. Der Werksingenieur, der uns begrüßt und führen wird, gedenkt zuerst des technischen Pioniers und großen Österreichers Johann Puch, der das Werk gegründet hat. Zuerst wurden nur Fahrräder erzeugt. Das Puch-Rad war und ist heute noch eine in der ganzen Welt bekannte und geschätzte Marke. Eine Rohrstraße für die Herstellung dünnwandigen nahtlosen Stahlrohres aus endlosem Bandstahl setzt uns mächtig in Erstaunen; die Maschine arbeitet vollautomatisch. Dann sehen wir Automaten für Leichtmetallguß, die pausen- los im Einsatz stehen, um die Motorblöcke für Mopeds zu liefern. Ganze 99

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