Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

(Nach einer Statistik kostet in den USA die Einrichtung eines Ar'beitsplatzes durchschnittlich S 210.000,-). Wir haben zwei verlorene Kriege hinter uns. Nicht nur große Opfer im Verzichten waren für das österreichische Volk notwendig, sondern auch viel Arbeit, um das wieder zu errichten, was die Kriege zerstörten. Nur langsam kann sich der Gesundungsprozeß vollziehen. Ich möchte mit den Worten eines bedeutenden Volkswirtschaftlers schließen, der sagt : ,Die Zu- kunft wird nicht den Staaten mit den größten Menschenmassen gehören, nicht jenen mit den reichsten Naturschätzen, auch nicht denen, die die besten technischen Einrichtungen haben, sondern der V o l k s w i r t s c h a f t, die in einem genügend großen Wirkungsraum die geistig-seelisch tüchtigste Arbeiterschaft in den Wirtschaftsprozeß am besten einzugliedern und dabei alle Produktionselemente aufeinander abzustimmen vermag"'. P. Rudelstorfer Kurz und gut Stenographie Mit sichtlicher Befriedigung verliest der Lehrer am Beginn des Nach- mittagsunterrichtes im Juni eine Mitteilung des Stenographenverbandes, wo- nach die Schüler Sigel, Kurz und Schnell je ein Diplom für sehr gute Leistung im Preisrichtigschreiben erhalten. Voll Freude nehmen die Jungen die Preise in Empfang. Wenn auch nicht zwingend vorgeschrieben, so ist doch die Kurzschrift ein sehr wichtiger Behelf während der Schulzeit und mehr noch im Leben. Es wird daher nach Möglichkeit getrachtet, allen Schülern ausreichende Kenntnisse im raschen und richtigen! Stenographieren zu vermitteln. Manche Schüler sind im September, wenn sie die erste Kurzschriftstunde besuchen, verblüfft, da sie nun die Folgen ihrer Bequemlichkeit in den Hauptschul- jahren zu spüren bekommen. Da sitzen sie nun als stenographische Säuglinge neben einem Kameraden, der 'bereits nach der Ansage des Lehrers oder Schülers mitschreiben kann. Es dauert jedoch nicht lange, dann haben sich diese Anfänger zu einer Gruppe zusammengefunden, in der gemeinsam ge- trachtet wird, das Versäumte nachzuholen. Die Kurzschrift soll den Schüler befähigen, seine Aufzeichnungen ras~ auf das Papier zu bringen, um sie dann später im Studium auswerten zu kön- nen. Zu Beginn des Schuljahres besteht die erste Aufgabe des Kurzschrift- unterrichtes darin, von dem starren und geschwindigkeitshemmenden Panzer des Fünfliniensystems loszukommen und die Kurzschrift einlinig oder gar linienlos zu schreiben. Daß sie dabei doch leserlich bleibt, ist oft sehr schwer zu erreichen. Bis zum zweiten Halbjahr sind dann die meisten Schüler so weit gekommen, daß sie nach der Ansage in der üblicherr Sprechgeschwindigkeit mit der Niederschrift folgen und das Mitgeschriebene später auch le- sen können. Der letzte Teil des Schuljahres dient dann dazu, durch weitere Vereinfachung der Wortbilder die Schreibgeschwindigkeit noch zu steigern und für häufig vorkommende Fachausdrücke praktische Kürzungen zu finden und anzuwenden. 88

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2