Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

Gruppen der Unternehmer einerseits und der Lohn-(Gehalts-)empfänger an- dererseits zu treten. Der Staat übernimmt damit eine wohl sehr schwierige Aufgabe, denn: ,jedem Manne recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann ' . Als erschwerendes Moment tritt noch der Umstand hinzu, daß die Regierung den demokratischen Regeln zufolge, den Wählerwillen respektieren will und andererseits ein harter Druck durch Streiks zur Durchsetzung von Forderun-- gen angewendet werden kann. Um die Interessengruppen gerecht zu vertre- ten, hat sie unter der Aufsicht des Innenministeriums die „Paritätische Lohn- und Preiskommission" gebildet, die in diesen Fragen nach genauer Über- prüfung der Bilanzen und unter Bed°achtnahme auf alle volkswirtschaftlichen Interessen zu entscheiden hat. Man spricht in diesem Fall von einer staatlich gelenkten Marktwirtschaft. Dadurch wird dem freien Spiel von Angebot und Nachfrage, wie dies zur Zeit des Merkantilismus zum Nachteil der wirt- schaftlich Schwachen der Fall war, derl Boden entzogen. Durch Bewertung der Produktionsfaktoren: Arbeit, Boden und Kapital wird die wirtschaftliche Leistungskraft unseres Volkes im sogenannten So- zialprodukt ziffemmäßig geboten. (Im Jahre 19 62 rd. 18 6 Milliarden Schil- ling) . Nur dieses erarbeitete Sozialprodukt kann unter unserem Volke ver- teilt werden. Leider betrug der Zuwachs des Bruttosozialproduktes 1962 nur 2,3 Prozent gegenüber ,,2 Prozent im Jahre 1961. Bildhaft wird dieses Sozialprodukt mit einem Kuchen verglichen, von dem jedem Öster- reicher, seiner Leistung entsprechend, ein größeres oder kleineres Stück zufällt. Je größer der ,Kuchen' gebacken werden kann, desto größer wird das Stück für den einzelnen ausfallen können. Damiti die Vergrößerung erreicht werden kann, sind Maßnahmen erforderlich, wie: Technisierung und planmäßige Organisation zur Steigerung und Verbilligung der Gütererzeugung. Durch Technisieren ist ein Verlagern der unmittelbaren Lohnkosten (variable Kosten) auf die fixen Kosten für Maschinen, bauliche Anlagen etc. möglich, sodaß nach der Formel fixe Kosten Produktionskosten =-,--,-----,---,----- Menge des Erzeugten plus variable Kosten eine Produktionsverbilligung möglich wird, wenn die unmittelbaren Lohn- kosten geringer werden und dabei mehr erzeugt wird. Es kann eine größere Menge verbilligt verkauft werden, ein größeres Angebot wirkt sich preis- drückend aus. Durch diese Rationalisierungs- und Technisierungsmaßnahmen war es auch möglich, die Arbeitszeit zu verkürzen. Durch Investitionen, die der Staat steuerlich begünstigt, wird der Un- ternehmer in die Lage versetzt, neue bessere Maschinen anzuschaffen bzw. bauliche Erweiterungen des Betriebes durchzuführen. Viel Kapital ist für diesen Zweck notwendig, das der Unternehmer nur durch Inanspruchnahme von Krediten auftreiben karm. Die Kreditinstitute sind aber auch nur deshalb in der Lage, Kredite einzuräumen, weil die Sparbeträge der Österreicher von Jahr zu Jahr ansteigen. Das Kapital erfüllt also neben dem Faktor Arbeit eine große volkswirtschaftliche Aufgabe. Der hohe Lebensstandard des amerikanischen Arbeiters ist in erster Linie vom Faktor Kapital bestimmt. 87

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