Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

Jahrhunderte geändert. Aus dem mittelhochdeutschen „gurtelaere" oder dem niederdeutschen „gordeler"· entstand der Name „Gürtler". Sie fertigten da- mals sämtliche Bedarfs- und Kunstgegenstände für Haus, Burg und Kirche an. Vielerorts wurde auch die Tradition der Panzermacher von ihnen fort- gesetzt. Heute betätigt sich der Gürtler in der Schmuck- (nach Gablonzer Art) und Beleuchtungskörper-Erzeugung, er liefert Bronzewaren, Beschläge und kirchl iches Gerät, er stellt Muster und Modelle für die Serienfertigung her. Ebenso verdient das Metalltreiben besondere Beachtung. An der Fachschule für gestaltendes Metallhandwerk stellt die Gürtlerei eine wesentliche Ergänzung und Bereicherung der handwerklichen Techniken und der gewerblichen Möglichkeiten dar. Die Schüler lernen das Schmieden. Treiben, Löten sowie die verschiedensten Methoden der Behandlung der Me- talloberfläche. Gleichzeitig findet eine planvolle Schulung des Formgefühls 'besondere Beachtung. Der Begriff „Form" ist immer eng verbunden mit der Funktion des Gegenstandes, der Art des Materials und der Produktions- methode. Es ist daher unsere Aufgabe, allen modischen Affektiertheiten den Kampf anzusagen und die Schüler mit der klaren, einfachen1 und zweck- mäßigen Form vertraut zu machen: Der moderne Zeitgenosse kauft heute mit den Augen, und wir haben es daher notwendiger denn je, diese Grund- sätze zu beachten. Mit Eugen Roth gesprochen ist es mehr als nur ein Wortspiel, wenn wir in einer formlosen Zeit von einer zeitlosen Form sprechen. F. Schatz/ Der Tüchtige und Gelernte sichert seinem Volk die Zukunft Volks- und Betriebswirtschaftslehre Zur lebensnahen Gestaltung des Unterrichtes habe ich seit jeher eine ,,Fragestunde" eingeführt, in der jeder Schüler Gelegenheit hat, ihn inter- essierende! Probleme aus dem Gebiet der Volks- und Betriebswirtschaftslehre zur Sprache zu bringen. So stellte ein Schüler nach der Regierungsbildung im März d. J., als die Zeitungen eine bevorstehende Teuerung ankündigten, an mich die Frage, welche Maßnahmen möglich seien, um Preise und Löhne stabil zu erhalten. Mit dem ständigen Wechsel von steigenden Preisen und später nachgezo- genen Löhnen und Gehältern sei doch niemand gedient. Es entstünden un- gerechte soziale Härten, und die österreichische Wirtschaft auf dem Welt- markt könnte gefährdet werden. Durch die internationalen Vereinbarungen sei Österreich an die Relation zu anderen Währungen gebunden, und 'bei steigenden Inlandpreisen müsse auch der Ausländer für unsere Waren oder für einen Aufenthalt bei uns mehr Geld auslegen. Ich mußte auf diese umfassende Frage eine etwas weiter ausholende Antwort geben: ,,Wie Sie selbst erkennen, ·, ist die Preis- und; Lohnbewegung von größter volkswirtschaftlicher Bedeutung. Der Staat hat daher die Pflicht, und der österreichische Staat erfüllt sie, als „Kampfrichter" zwischen die 86

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