Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

Freudenbringer Lehrwerkstätte : Gravieren Wer einen Ehrentag erlebt, einen Preis erringt oder eine Auszeichnung erhält, der möchte Datum, Namen oder Gelegenheit festgehalten wissen, um sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Eingeschnitten in edles Metall, das schön geformt wurde, sind diese Schriftzüge Erinnerung, Freude und Zier zugleich. Solche Freudenbringer zu werden, müssen sich unsere Schüler und Schülerinnen bemühen. Sie lernen das Datum und den Anlaß in den Siegerpokal zu gravieren, Namen und Hochzeitstag in die Eheringe. Diese Tätigkeit des Graveurs ist allerdings nur ein kleiner Teil seines Wirkens. Die Liga der Vereinten Nationen veranstaltet jedes Jahr einen Rede- wettbewerb. Die Preisträger erhalten Medaillen in Gold, Silber oder Bronze. Die Prägestöcke für diese doppelseitig geprägten Medaillen werden im Lehr- werkstättenunterricht von unseren Schülern hergestellt. Mit der mechanischen Bügelsäge wird von bestem Werkzeugstahl der Rohling abgeschnitten und auf der Drehmaschine die Grundform gedreht. Unter Verwendung des rein gezeichneten Entwurfes wird die Schablone angefertigt und auf der Gravier- maschine das Negativ auf den Prägestock im Naturmaß übertragen. Von Hand aus wird die Gravur nachgearbeitet und schließlich der fertige Stem- pel gehärtet. Jetzt kann die Ausprägung beliebig vieler Stücke auf schweren Pressen erfolgen. Bald werden unter dem Beifall der Zuschauer die Preis- träger freudig ihre Medaillen in Empfang nehmen. Freude empfindet aber auch das Kind über das nette farbige Spielzeug aus Kunststoff, der Schüler über seine neue Fü!Heder, die Mutter über die unzerbrechlichen Kunststoffschüsseln und Schalen, der Vater über die Karos- serie seines Wagens 1nit dem reichlichen Chromzierat. Wer denkt daran, daß alle diese Gegenstände in stählernen Formen entstehen, die der Graveur herzustellen oder zumindest fertigzustellen hat. Freihändig gravierend üben freihändige Gravierübung die Schüler Aug' und Hand, formen ihr Werkzeug, Stichel und Punzen, Bohrer und Schaber, und pflegen es sorglich. Zeichnerische Begabung, Kon- zentrationsfähigkeit, Genauigkeit und vor allem Liebe und Hingabe fordert der Beruf. Aber auch an der Maschine muß sich der Graveur von heute 82

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