Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

sehe Schrift und gegenwärtige Formen. Je einen Sdlritt weiter bedeutet die zeichnerische Ausbildung in den wesentlichsten heraldischen Figuren, wie Adler, Panther und Löwe, ferner in den Proportionen der mensdtlichen Ge- stalt, in der perspektivischen Darstellung einfacher Objekte und im Ko- pieren nach Vorlagen. Den Übergang zum Ornament bilden Pflanzenstudien und ihre dekorative Auswertung. Oberstes Gebot bleibt immer, Ziel und Zweck der zeichnerisdlen Aus- bildung im Auge zu behalten. Es kommt weniger auf künstlerisch graphische Reize und Effekte an, als auf reine, klare Ausführung in Linie und Form, die bei der praktisdlen Arbeit in Metall wichtig und notwendig ist. Somit gehört auch das Entwurfzeichnen für Arbeiten in den verschiedenen Tech- niken wie Gravur, Stahlsdlnitt, Email usw. in das Ausbildungsprogramm. Auf der Grundlage Zeichnen ist der Beruf der Metallgestalter aufge- baut, die Grundlage entscheidet. Freudig soll festgestellt werden, daß Österreichs Jugend in ihrer so reid1 gestalteten Heimat mit ihren Bergen und Tälern, Wäldern, Flüssen und Seen, viel Formengefühl in sich trägt und daher bildungsfähig zu uns kommt und mit schönen Erfolgen in der Praxis aufwartet. K. A . Krepcih Schmuckstücke aus Stahl Stahlschnitt Einern amerikanischen Geschäftsmann, der unsere Sdlule besuchte, wurde ein in Stahl gesdlnittener Anhänger gezeigt. Auf seine Frage wurde ihm der handelsübliche Preis genannt, den er als viel' zu hoch empfand und meinte, daß man in Amerika nur einen kleinen Bruchteil der Summe dafür bezahlen würde. Als ihm aber erklärt wurde, daß es sich nicht um ein Mas- senerzeugnis, also eines von Tausenden, sondern um ein Einzelstück handle, das genau so, viel Entwurfs- und Ausführungsarbeit verlange wie ein Präge,. stock für Tausende, weil die gleidle Form in beiden Fällen in Stahl ge- schnitten werden muß, ob positiv oder negativ ist gleichgültig, da begriff er den Unterschied. Von einem Stahlschnitt im eigentlichen Sinn spricht man also dann, wenn das in künstlerisch gestalteter Form hergestellte Stück auch das End- produkt ist und nicht etwa „nur" oder „bloß " Werkzeug (Prägestock) für ein damit herzustellendes Endprodukt. Beadttenswert ist dabei die, natürlich zu Unrecht bestehende, psychologische Abwertung des Negativschnittes (Werkzeug) gegenübe.r dem Positivschnitt (Schmuckstück), obwohl sie durch gleichwertige Leistungen entstehen. Hier sei auch noch vermerkt, daß z. B. das Münzkabinett des kunsthistorischen Museums in Wien eine ganze Reihe handgeschnittener Stahlprägestücke aus der Barockzeit für Hochreliefmedail- len besitzt, die mit zum künstlerisch und technisch Vollendetsten gehören, was je in Stahl und aus Stahl geschnitten wurde, obwohl es sich da'bei auch um keine „Unikate" im eigentlichen Sinn, sondern „nur" um Prägewerk- zeuge handelt. Wenn nun bei uns in der Schule auch der Stahlschnitt gepflegt wird, dann in erster Linie deshalb, weil es für den Lernerfolg gleichgültig ist, ob 80

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