Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

Und doch kennt man - selbst in Steyr - heute nur mehr den Namen Porsche, da dieser genialste aller Konstrukteure schon 1. 930 in Stuttgart ein eigenes Konstruktionsbüro gegründet hatte, aus dem später die „Doktor Ingenieur h. c. Porsche K. G. in Stuttgart/ Zuffenhausen" hervorgegangen ist. Einen schnittigen „Porsche" zu fahren, ist heute der Wunschtraum aller jungen Leute. Schon seit Jahrzehnten tragen diese bewährten Sportwagen und die aus zahlreichen Automobilkonkurrenzen siegreich hervorgegangenen Rennwagen den Namen ihres Erbauers in allei Welt. Heute wird etwa jeder dritte Wagen nach Amerika exportiert. Im Jahre 1950 wurde der „Porsche 35 6 " gebaut. Welch geheimnisvolle Zahl! Sind es die PS? Das wäre wohl zu viel. Also könnte es nach den Gepflogenheiten nur eine Angabe· für da; Hubvolumen in cm' sein? Das wäre aber doch wieder zu wenig. In diesem Fall bezeidmet die Typenzahl die 35 6. und letzte Konstrnktion Porsd1es ! Welch ungeheures Lebenswerk ist damit dokumentiert! Einige wichtige Marksteine aus Porsches Lauf'bahn seien herausgegrif- fen: Mit 31 Jahren Direktor der Österreichischen Daimler-Motoren-Gesel1 - schaft in Wr. Neustadt wurde er dort zehn Jahre später Generaldirektor und Doktor der technischen Wissensdrnften e. h. an der T. H. Wien, später Dr. Ing. h. c. an der T. H. in Stuttgart. Im Jahre 1929 übernahm er die technische Gesamtleitung der Steyr-Werke-AG. Seinen größten Erfolg errang er mit der Konstruktion des Volkswagens kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges. Porsche hat auch beim Bau des Volkswagenwerkes in Wolfs- burg entscheidend mitgewirkt. Fast zur gleichen Zeit konstruierte er neben- bei im Auftrag der „Daimler-Benz" einen über acht Meter langen Renn- wagen, der den damaligen absoluten Weltrekord des Engländers John Cobb von 592 km/ h nach Deutschland bringen sollte. 1939 war der Wagen fertig- gestellt. Für den Antrieb der vier Hinterräder war ein 12-Zylinder-V-Flug- zeugmotor mit einem Hubvolumen von 44 Litern (r) und einer Leistung von 3000 PS vorgesehen. Der Kriegsaus'bruch verhinderte den Einsatz dieses Wa- gens, der laut Beredmung den Weltrekord um mindestens 100 km/ h ver- bessert hätte. Trotz seiner außergewöhnlichen Leistungen und zahlreichen Ehrungen, die er im Laufe seines Lebens erfahren hatte, hat Dr. Ing. Ferdinand Porsche aber niemals seine Überlegenheit zur Schau getragen und ist immer in einem kameradschaftlichen Verhältnis zu seinen Mitarbeitern gestanden. Ein eige- nes Erlebnis möge abschließend sein Persönlichkeitsbild abrunden: Nad1 dem Ende des Frankreichfeldzuges erhielt die „Steyr-Daimler- Puch-AG." den Auftrag, einen großen Personenwagen für den Einsatz „na<ll dem Endsieg" in den Ostgebieten zu konstruieren. Bis 1942 wurden zwei Versud1swagen dieser neuen Type, angetrieben dur<ll einen neu entwickelten, wassergekühlten V-8-Motor, gebaut. Nur die letzte Fonngeilmng der Ka- rosserie war no<ll umstritten. Im hatte damals als blutjunger Konstrukteur öfters mit der Versu<lls- abteilung Rückspra<lle zu halten. Als ich eines Tages die Montagehalle be- trat, standen im Halbkreis um einen hellerleuchteten neuen Wagen eine 8

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