Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

bei 900 Umdrehungen je Minute 5 PS ab. Wie soll er jetz.t bei nur 700 Umdrehungen auf die gleiche Leistung kommen?" ,, Wir geben ihm halt einfach eine andere Wicklung!" ,, So einfach wie Sie sich das vorstellen ist das nicht, doch versuchen wollen wir es . Wir hätten damit gute Aussicht, rasch und für weniig Geld zu· einem langsam laufenden Motor für den Auf- zug zu kommen". Nun wurden Rotor- und Statorabmessungen festgelegt und Luftinduk- tion, Windungszahlen, Drahtdurchmesser und -querschnitte eingehend dis- kutiert. Dann mußten sich drei Schülerpaare hinsetzen und rechnen. Sehr eifrig und dennoch ziemlich lange Zeit kämpften sie, oft recht energisch, miteinander und mit der widerstre'benden Materie. So etwa: ,, Du Narr, siehst du nicht ein, daß wir nie 105 Windungen mit 2 mm in die Nut 'neinbringen?" Der Lehrer mußte nachhelfen, auf die Einhaltung der rich- tigen Zusammenhänge zwischen Strom, Spannung und Widerstand aufmerk- sam machen und auf Luft-, Rücken- und Zahninduktion hinweisen. Schließ- lich wirkt die Einsicht, und eine entsprechende Wicklung ist gefunden. Nach den festgelegten Daten werden die Spulenelemente auf Schablonen gewik- kelt, in den Stator eingelegt, zusammengeschaltet und bandagiert. Nach 40 Arbeitsstunden steht der alte Motor mit seiner neuen Wick- lung auf dem Prüfstand. Die Leitungen werden über Meßgeräte angeschlos- sen und geprüft. ,,Alles fertig!" Der Anwesenden hat sich eine eigentümliche Spannung bemächtigt. ,,Achtung, einschalten!" Die Instrumentenzeiger schlagen aus, pendeln ein und zeigen den aufgenommenen Leerlaufstrom an. Jetzt wird der Motor belastet, und es ergibt sich, daß er trotz der herab- gesetzten Drehzahl seine Leistung von 5 auf 5,6 PS erhöht hat. Lehrer und Schüler freuen sid1 über den schönen Erfolg. Aber schon sind neue Aufträge auf gelben, grünen und roten Auftrags- scheinen eingelangt. 230 Drehstrommotoren mit Leistungen von 0,2 'bis J 5 PS und etwa 30 elektrische Handwerkzeuge wie Bohrmaschinen, Meißel. Schleifhexen, Scheren usw. sind in den Werkstätten in Betrieb und verlan- gen Wartung und Reparatur. Anläßlich der Erhöhung der Spannung von 220 auf 380 Volt mußte ein Großteil dieser Motoren neu gewickelt werden, um weiter verwendbar zu bleiben. 76 Dauernd werden neue Motoren hergestellt

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