Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

frei fest. Daneben auf der Rundschleifmaschine läuft eine Welle, die nach ISO-Passungen geschliffen werden soll. Der Funkenregen läßt auf sehr gro- ben Vorschub schließen: ,,Sie, Mensch, Sie müssen doch sukzessive auf das Fertigmaß hinarbeiten, oder wollen Sie Ausschußfabrikant werden?" ,,Schar- tinger, Sie sollten ein geschliffenes Lineal läppen. Lassen Sie mich sehen, was Sie gemacht haben!" Der Lehrer hält das auf die Kante gestellte Lineal in Augenhöhe auf die Fläche eines Prüflineals und steht mit dem Gesicht zum Fenster: ,,Schartinger, Sie halten mich zum besten, oder Sie haben keine Augen im Kopf! Durch den Lichtspalt kann man ja bis Mariazell sehenrH Dem Lochner, der die Bohrung einer Büchse auf H 7 schleifen soll, wird Lob gespendet. Eine erkleckliche Anzahl von Meßgeräten ist in Verwendung. Der Ge- brauch des Mikrometers, des Minimeters, der Innentaster, der geläppten Meßlineale muß erklärt und geübt werden. Und damit wird am Ende der Ausbildungsperiode an allen Stücken der richtige Schliff erreicht - auch am Schüler r M. Sckmidt Es werde Licht EI ektroi11stal/atio11 Zehn Uhr abends. Im Internat ist Ruhe eingetreten. Das Gebäude ist in Dunkel gehüllt. Der Präfekt macht noch seinen Rundgang durch das Haus, um nach dem Rechten zu sehen. Da zerreißt der volle Ton des elektrisd1en Hornes die Stille der Nacht. ,,Störung der elektrischen Anlage" . Der Präfekt geht eilends in den Schlafsaal 5' und rüttelt den Zögling Springer an der Schulter. ,,Harald, auf, Störung r'' Der so Geweckte ist gleich aus dem Bett heraußen, schlüpft in Gewand und Mantel, hängt die bereitstehende Dienst- kassette mit Schlüsseln, Sicherungen und Meßinstrumenten um und begibt sich, vom Präfekten begleitet, ins Schalthaus. Dort stellt er das Horn ab. Jetzt blinkt nur mehr das optisd1e Störsignal. Ein Druck auf den Kontroll- knopf läßt die Kontrollampen sämtlidler in Betrieb befindlichen schaltbaren Anlagen aufleuchten. Eine bleibt dunkel. Störung in der Leitung zu den Nachtspeicheröfen im Schulnebengebäude, die sich um 22 Uhr selbsttätig hät- ten einschalten sollen. ,,Ich muß im Ne'bengebäude nachsehen", meint Sprin- ger, und schon ist er auf dem Weg, der Präfekt mit ihm. Die Haustür und dann der Schaltkasten werden aufgesperrt. ,,Das Verzögerungsrelais hat nicht angezogen", erklärt der Schüler, behebt den Schaden und beide gehen wieder ins Schalthaus zurück, warten noch einige Minuten, sehen aber bei einer nochmaligen Probe, daß jetzt alle Kontrollampen brennen. ,,Die hätten es morgen kalt gehabt", meint Springer auf dem Weg ins Bett. Fünf Minuten später sd1läft er bereits den Schlaf des Gerechten. Der Entstörungsdienst wird von drei Schülern geleistet, die mit der ge- samten elektrisd1en Anlage der Schule bestens vertraut sind und Tag und Nacht Bereitschaft halten; sie allein dürfen Störungen 'beheben. Notfalls sprechen sie ihren Fachlehrer um Hilfe an. Die gesamte Anlage ist jedoch so klar und übersichtlich gebaut, daß die Schüler nur in ganz seltenen Fäl- len Assistenz benötigen.

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