Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

Landmaschinen, Bauernknechte des 20. Jahrhunderts Lehrwerkstätte : Landmasdtinenbau Es ist noch nicht 8 Uhr morgens, und die Werkstätte ruht noch. Ein Gebirgsbauer aus der Umgebung von Ste.yr übernimmt soeben seinen Steyr- Traktor Type 188. Wegen eines Kupplungsschadens hatte er ihn am Vortag vertrauensvoll in die Schule gebracht. Heute kann er mit ihm schon wieder wegfahren ; die Schüler haben den Schaden behoben. Rechnung und Erlag- schein bekommt er auch mit. Ein älterer Ste.yrer Traktor Type 180 mit 26 PS ist zur gründlichen Überholung da. Er hat anscheinend seit 1950 noch keinen „Krankenurlaub " gehabt. Jetzt muß es aber sein. Auch zwei Motor- mäher sind hier. Auf dem Schweißtisch liegt der Mähbalken des einen und wartet auf die Auftragschweißung. Auf der neuen VÖEST. -Drehmaschine ist ein Tragzapfen eingespannt, a'ber auch für die zweite Drehmaschine, die Bohrmaschinen und den Sdmellhobler der Firma Anderle, Steyr, sind Ar- beiten vorgesehen. Vorsignal! Die Halle füllt sich. Vierunddreißig Burschen in blauer Ar- beitskleidung kommen herein. Nach Feststellung der Anwesenheit werden die Arbeiten zugewiesen. Drei Gruppen werden abgestellt und kommen in die mechanische Werkstätte, in die Schmiede und in die Spenglerei , wo sie Fertigkeit erlernen, die sie später 'bei der Herstellung oder Reparatur der Landmaschinen brauchen. Hier in der Halle wird jetzt das Spezialwerkzeug ausgegeben, das normale hat der Schüler in seiner Lade, und schon begin- nen die Maschinen zu laufen, die Schweißflamme zischt in der Kabine auf, Feilstriche erfolgen im Takt und Hammern;hläge. Zwei Schüler ziehen neue Laufbuchsen in den Motor'block des Traktors ein, zwei montieren die be- reits reparierte Kupplung, andere befassen sich mit dem Ausgleichsgetriebe. Auf der Werkbank werden die beiden Zylinderköpfe nachgearbeitet. Neue Ventilführungen müssen eingebaut werden, die Ventilsitze sind nachzufrä- sen und schließlich die Ventile einzuschleifen. Nachdem die Einspritzpumpen überholt wurden, werden sie eingebaut und der genaue Einspritzzei tpunkt eingestellt. Der Fachlehrer hat vollauf zu tun, um seine „Gehilfen" zu überwachen und immer wieder anzuleiten, wenngleich die meisten recht selbständig schei- nen wollen. Ein Schulwart kommt und verständigt den Lehrer, daß vor dem Tor ein „Ungeheuer" steht und in die Landmaschinenhalle einfahren will. Es ist der bereits angesagte Mähdrescher ; in der engeren Umgebung wirkt er sehr stattlich. Einige Schüler werden beauftragt, den Elevator umzulegen, damit das Gerät in die Halle eingeschleppt werden kann. Die Arbeit am Traktor ist plötzlich ganz uninteressant geworden. Wie ein Bienenschwarm um die Königin sammeln sich die Schüler um den Mähdrescher. Der Lehrer benützt das gezeigte Interesse und erklärt am Objekt den Aufbau und die Wirkungsweise genau und bespricht bei jedem Teil die möglichen Fehler und deren Behebung. Dann geht jeder wieder an seine Arbeit, auch der Mäh- drescher kommt sogleich dran. 70

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