Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

raupe doch bis ans Ende des Probestücks, und aufatmend wird das Gebilde betrad1tet. Es ist noch keine Schweißraupe, sondern eher zu vergleichen mit einem sidi vor Schmerzen windenden, furchtbar zerhackten und zerschunde- nen, mit Aussatz behafteten Wurm. Trotzdem darf keiner den Mut sinken lassen, und am Ende des ersten Schweißunterrichtes, nachdem man das ganze 01bungsstück mit seinen Kreaturen vollgepflastert hat, ist die Raupenplage überwunden, und es entsteht doch endlich so etwas, wie einet echte Schweiß- raupe. N. Flo11rer Wir gehen aufs Ganze Mechcmische Werhstättc Mit jenem forschenden Blick, der nur dem zukünftigen Benützer eigen ist, und mit der Hand da- und dorthin tastend, steht eine Gruppe von Schü- lern der IV. Höheren vor der neu gelieferten Bohrmaschine der GFM (Dipl.- Ing. Kralowetz) Steyr. Der Lehrer braucht die Maschine nicht zu erklären, jeder kennt sich damit aus . Dann aber kommen Fragen betreffend die Ein- richtung, über die die Firma verfügen mußte, um die Teile herzustellen und mit der erforderlichen Genauigkeit zu bearbeiten. ,,Bei uns ging' das nicht. Der Kupolofen ist noch nicht in Betrieb gegangen, den wir voriges Jahr gezeichnet haben, also haben wir keinen Guß. " ,, Und wie machen wir eine so lange Zahnstange? Unsere Fräse ist dazu zu klein." Meint ein anderer: „Dann müßten wir eben eine kleinere Bohrmaschine bauen, dann ginge es sdion." Ein dritter: ,,Brauchen wir denn eine?" ,,Freilich, mehr als eine. Und wenn nicht wir, dann ha'ben andere Schulen einen Bedarf. Mir hat der Herr Fadilehrer in der Blechbearbeitung gesagt, daß wir schon minde- stens 50 Serien von Drehmasdiinenteilen nach Wien geliefert haben, und noch ist' s zu wenig. Also wird man auch Bohnnaschinen brauchen können." Der Lehrer hat zugehört und schmunzelt: ,,Wenn ihr so gerne eine Ma- schine bauen wollt, idi kenne tatsädtlich eine nette Tischbohrmaschine, die man nachbauen könnte." ,, Woher nehmen wir den: Guß? " ,,Wir werden den Guß durch eine Schweißkonstruktion ersetzen." ,,Und die Zahnstange?" ,,Wir werden eine Hilfsvorrichtung an der Fräsmaschine anbringen." Drei Wochen später langen die ersten, in den Konstruktionsübungen hergestellten Bohrmaschinenzeichnungen in der mechanischen Werkstätte ein. Es soll zuerst eine Maschine zur Probe gebaut werden. Blechplatten mit den unterschiedlichen Dicken werden aus dem Eisenhof in die Schweißerei ge- bracht und dort autogen ausgeschnitten. Dickwandige Rohrstückei werden auf der automatischen Säge aibgelängt. Und schon gibt es in der mechanischen Werkstätte eine Menge zu drehen, hobeln und fräsen. Unter der kundigen Anleitung des Lehrers wird aus zwei Rohren und vier Platten ein Bohrarm zusammengestellt. Als er geschweißt ist, sieht er aus „wie gegossen" . ,,Wenn wir das jetzt bearbeiten, Herr Fachlehrer, verzieht sidi das Trum wie grünes Holz in der Sonne!" ,,Da haben Sie recht. Doch warten wir nicht darauf. sondern glühen den Bohrarm in unserem Glühofen spannungsfrei, ehe wir ihn aufs Bohrwerk nehmen und mit ein er Aufspannung die beiden Haupt- bohrungen fertig machen. Unzählige Fragen werden gestellt. Immer wieder 63

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