Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

Werkzeug in der Hand des Lehrers erwiesen, vom Zünden und Ziehen des Lid1tbogens angefangen, über das Führen der Elektrode über das Blech bis zur fertigen Schweißraupe, die schnurgerade, in der richtigen Breite und Höhe, gleidlliläßig geschuppt, schließlich vor den unbewaffneten Augen der Zuseher liegt. Nun aber nimmt der Schüler den Platz am Schweißtisch ein, den Schweißschirm vor dem Gesicht. Schon beim Zünden des Lichtbogens be- ginnt der Kampf mit den unbotmäßigen Elementen. Kaum hat nämlich die Elektrode das Blech berührt, so entsteht ein Kurzschluß, die Elektrode, die nicht sofort abgehoben wurde, schmilzt an das Blech an und ist nur mehr mit Gewalt loszureißen. Um den peinlichen Vorfall sicher und rasch zu be- enden, nimmt der Schüler den Schweißschirm vom Gesicht weg, weil es ja dahinter finster ist und man bekanntlich ohne Licht nicht sehen kann. In der Eile bedenkt er nicht, daß beim Losreißen der Elektrode ein Lichtbogen, wenn auch nur für einen kurzen. Augenblick, entstehen muß. Das unbewaff- nete Auge sieht geradewegs in dieses Aufblitzen hinein, obwohl das Be- trachten des Lichtbogens ohne dunkles Glas gefährlich ist und untersagt wurde. Einige Sekunden Blindheit sind die Folge des „Verblitzens ", manch- mal auch eine schmerzensreiche Nacht. Um eine sel'bstgemachte Erfahrung ist man jedenfalls reicher. Nach mehrmaligen Versuchen gelingt es abeir doch irgendwie, einen et- was länger dauernden Lichtbogen zu erreid1en, und die ersten Tropfen flüs- sigen Elektrodenwerkstoffes verbinden sich mit dem örtlich aufgeschmolze- nen Blech. Die Elektrode wird durch das Abschmelzen immer kürzer, der arme Tropf von Schüler aber kommt nicht im selben Rhythmus mit dem Elektrodenhalter näher zum Blech. Der Abstand der Elektrode vom Blech wird dadurd1 immer länger, bis der Lichtbogen des Auseinandergezogenwer- dens müde wird und abreißt. Das Spiel muß nun wieder von vorne begin- nen. Das neuerliche Zünden geht nun sd1on besser, aber der Lichtbogen macht noch gewaltige Schwierigkeiten. Ob seiner unruhigen Führung knat- tert und prasselt er ganz fürchterlich, tanzt wie irrsinnig um seine eigene Achse, flattert „wie vom Winde verweht " umher, anstatt! ruhig und brav in die Schweißrichtung zu brennen. Der eine Schweißtropfen fällt dahin, der andere dorthin, nur nicht in die beabsichtigte Richtung. Es ist kein Wunder, wenn der Schüler durch das fortwährende Krachen und Blitzen immer unsi- cherer wird und nun mit der Elektrode wie ein Zittergreis auf dem darunterliegenden Blech hin- und hergeigelt. Schließlich reicht die Schweiß- Zuerst ist es noch keine Raupe, später jedoch schon eher 62

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