Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

wollte wissen, ob das wahr ist, was da auf dem Schild stand. Wir haben Kationen, Anionen, Gasanteile aufgefunden; die angegebene Analyse stimmte!" Herr Bed1er hätte noch länger „ aus der Sdrnle geplaudert", ich mußte aber in den Unterricht, und so verabschiedeten wir uns freundlich. Ludwig Boltzmann, der bekannte Molekularstatistiker, hat vor etlichen Jahrzehnten den Ausspruch getan: ,. Es gibt nichts Praktischeres als die Theorie". Die Theorie in Ehren, dennoch scheint das Experiment in der Chemie immer noch die Hauptrollei zu spielen. Für unsere Schüler jedenfalls ist es das Mittel. sie für die Chemie einzunehmen, und sie sind mit Feuer- eifer dabei. Dadurdi, daß sie experimentieren 1 er n e n, wird ihr Forsdier- drang in geregelte Bahnen gelenkt, ihr Beobachtungsvermögen ausgebildet, ein Empfinden für den Mikrokosmos geweckt, wenn in der Analytik Dif- ferenzen von tausendstel Gramm eine Untersudiung entscheiden. Ein Blick wird getan in den Aufbau der Materie und eine Offenbarung erhalten. A. Burger Sehen erleichtert das Verstehen Experimentalpl-tysil~ Innerhalb der letzten Jahre wurde die Lehrmittelsammlung für Physik durch eine große Zahl von Neuanschaffungen v.erbessert. Dadurdi ist es möglich, den Unterridit in Physik und angewandter Physik nidit nur in der Theorie, sondern audi mit dem Experiment den tedinisdien Erfordernissen en,tsprediend zu gestalten. Ein Beispiel dafür ist der Ultrasdiall, der in der Materialuntersudrnng in der Praxis eine bedeutende Rolle zu spielen be- ginnt. Ultrasdiall ist jener Sdiall, dessen Schwingungszahl größer als 20 000 Hertz ist, also Sdiwingungen ausführt, die oberhalb des mensdilidien Hör- bereiches liegen. Erzeugt werden diese Wellen auf elektrischem Wege mittels eines Ultrasdiallgenerators. Hochfrequente Sdiwingungen erregen einen Quarz, dessen Eigenfrequenz mit der elektrisd1en Erregerfrequenz überein- stimmt. Vorerst wird mit einer nur für experimentelle Zwecke dienenden An- ordnung die Erzeugung und das Wesen des Ultraschalles demonstriert. Der Wellencharakter des Sdialles wird durch Reflexionsversuche, Erzeugung von stehenden Wellen, Sammlungs- und Zerstreuungsversudien in Wasser ge- zeigt. Man sieht dabei u. a. die wesentliche Tatsadie, daß der Ultrasdiall beim Übergang von festen oder flüssigen Medien in Luft zur Gänze reflek- tiert wird. Versteht man die Grundversudie, ist es dann ein Leid1tes, die tech- nische Anwendung zu erfassen. Auch diese wird im Experiment gezeigt. Mit einem technisdien Ultraschallprüfgerät, das uns zur Verfügung steht, werden dann Materialien untersudit. Mit großem Interesse verfolgen die Sdiüler auf dem Oszillographenschirm das Auftreten der Zacken, die einen vorhandenen Materialfehler in diesem Bereidi anzeigen. Vergleichshalber werden verschie- dene Werkstücke mit sichtbaren Fehlern untersucht. Gespannt wartet jedir auf das Meßergebnis. Und siehe da, das Gerät irrt sich nicht. 49

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