Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

haltekräfte ergibt sich erst aus dem Krafteck, welches entsteht, wenn man alle Kräfte entsprechend ihrer Größe und Richtung aneinanderreiht. Beginnen wir mit dem Krafteck für Hinterradantrieb, indem wir zuerst die Fahrwiderstände W und senkrecht dazu die Fliehkraft C auftragen (Punkte 1, 2 und 3). Ihre Größe nehmen wir als bekannt an. Bevor wir die Antriebskraft F einzeichnen, muß ich noch etwas hiezu bemerken: Fährt der Wagen mit konstanter Geschwindigkeit geradeaus, so ist die Antriebskraft immer gleid1 groß und den Fahrwiderständen entgegengesetzt, also F = W, denn diese halten einander das Gleichgewicht. Dies ist leicht einzusehen: Würde man z. B. die Antriebskraft an den Rädern durch mehr Gasgeben vergrößern, so wird der Wagen sofort schneller werden, d. h. daß W um den Beschleunigungswiderstand größer geworden ist, und es gilt wieder: F = W. Würden wir andererseits von einer schönen Betonstraße auf eine schlechte Landstraße kommen, erhöht sich sofort der Rollwiderstand, und wir müßten mehr Gas geben, um das vorige Tempo 'beibehalten zu kön- nen. Wir haben damit wieder die Antriebskraft vergrößert, damit sie den größeren Widerständen das Gleichgewicht halten kann. Die Gleichung F = W muß auch für Kurvenfahrt gelten. Wir fügen also im Krafteck an C (im Punkt 3 beginnend) die Kraft F parallel zu W und auch gleich lang an (Punkt 4) und schließen das so entstandene Rechteck durch eine Hilfslinie durch die Punkte 4 und 1. Hoffentlich haben Sie schon bemerkt, daß die Richtung der gezeich- neten Kraft F gar nicht mit jener von F H im Kräfteplan übereinstimmt. Wir ziehen deshalb im Krafteck von Punkt 3 eine Parallele zu FH des Kräfteplanes, deren Länge sich durch ihren Schnittpunkt 5 mit der erwähn- ten Hilfslinie ergibt. Hiemit haben wir die Größe der nötigen Antriebskraft an den Hinterrädern ermittelt. Wir können sie uns in 2 Komponenten zer- legt denken, deren eine, nämlidi die schon gezeichnete Kraft F, gleich groß wie W ist. Die zweite Komponente Kl will den Wagen nach außen drük- ken, unterstützt also die Fliehkraft. Jetzt muß das Krafteck 1-2-3-5 durch die erforderlichen Spurhalte- kräfte an den Vorder- und Hinterrädern geschlossen werden . Wir ziehen durch Punkt 5 eine Parallele zu SpH des Kräfteplanes, haben somit die Richtung von Sp H festgelegt, a'ber nod1 nicht die Größe. Durch Punkt J wird jetzt noch eine Parallele zu Sp v gezogen, und es ergibt sich Punkt 6. Daher ist die Strecke vom Punkt 5 bis 6 gleich SpH, die Strecke 6 bis J gleich Sp v. Das Krafteck ist geschlossen, es herrscht eitel Freude, ich wollte sagen, Gleichgewicht. Was war der Zweck des Krafteckes? Die Ermittlung der bei Hinterachsantrieb notwendigen Spurhaltekräfte! Und jetzt kommen wir zum Kern der ganzen Sache: Wir wollten doch wissen, warum der Vorderradantrieb in der Kurve günstiger ist. Zeichnen Sie daher noch ein zweites Krafteck für diese Antriebsart bei sonst genau denselben Verhältnissen wie vorhin . Also zuerst W, dann C (Punkte 1, 2 , 3), und F = W, sowie die Hilfslinie durch Punkt 1 und 4. Von Punkt 3 aus- gehend ziehen wir eine Parallele zu Fv, der Antriebskraft der Vorderräder 38

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