Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

weil dann der Wagen unter dem Einfluß der Fliehkraft aus der Fahrbahn hinausgetragen werden kann. Ein ähnlicher Fall tritt beim Bremsen auf: Auf Straßen mit Eisglätte ist die Bremskraft an den Rädern fast immer größer als der Kraftschluß, so daß Schleudern bei blockierten Rädern ein- treten ka1111. Die Antriebskraft der Räder muß also immer kleiner bleiben als der vorhandene Kraftschluß, damit das Drehschl eudern der Räder sicher ver- mieden wird. Wie verhält sid1 nun ein Fahrzeug in einer Kurve? Zunächst tritt eine Fliehkraft auf, deren Größ e, wie Sie ja wissen, von der Masse des Fahr- zeuges, von seiner Gesd1windigkeit und vom Kurvenradius abhängig ist. Wieso wird aber das Fahrzeug bei normalen Verhältnissen trotzdem nicht aus der Kurve getragen?" Es tönt wie aus einem Munde: ,, Weil dies durch die Reibung der Fahr- zeugräder auf der Fahrbahn verhindert wird". „Sehr richtig", setze ich fort , ,,allerdings nur, wenn die Haftreibung groß genug ist. Sie liefert also Gegenkräfte, sogenannte Spurhaltekräfte, die somit einen Teil des Kraftschlusses beanspruchen. Und jetzt wollen wir uns an der Tafel die Verhältnisse an Hand eines Kräfteplanes näher ansehen. Ich deute die vier Räder und die Achsen in ihrem Zusammenhang an. Bei ei nem Fahrzeug, das einwandfrei durch die Kurve rollen soll, müssen sich die verlängert gedachten Achsen aller vier Räder in einem einzigen Punkt (M) auf der verlängerten Hinterachse schnei- den. Daraus ergibt sich ein stärkerer Einschlag des kurveninneren Vorder- rades gegenüber dem zweiten Vorderrad, was durch das Lenkgestänge be- sorgt wird . Bekanntlich herrscht dann Gleichgewicht, wenn die Resultierende aller auftretenden Kräfte gleid1 Null ist . ,, Wie sieht dann das Krafteck aus?" Je- mand antwortet: ,,Es muß geschlossen sein!" ,,Ja. Wir müssen also alle Kräfte, die auf das Fahrzeug einwirken, in den Kräfteplan eintragen: D:i ist zunächst die Summe der Fahrwiderstände W, die man sich im Sd1wer- punkt S angreifend denken kann. W setzt sich aus dem Rollwiderstand und dem Luftwiderstand zusammen, deren Größe Sie ja schon berechnen gelernt haben. Die Richtung von W ist Tangente an den Kreisbogen, der den Weg des Sd1werpunktes S in der Kurve darstellt. Die Fliehkraft C wirkt radial nach außen, also normal zu W. Nun kommen die Antriebskräfte, die in den betreffenden Radebenen wirken. Ich zeichne sie für beidei Antriebsarten ein. Die Antriebskräfte der beiden Hinterräder werden zusammengefaßt zur Kraft F H, ebenso die an den Vorderrädern zur Kraft Fv, angreifend gedacht in Punkt N. (Es steht F v normal auf MN.) Nun legen wir noch die Rich- tungen für die nötigen Spurhaltekräfte fest: Sie greifen an allen 4 Rädern an und zeigen zum Mittelpunkt M. Aud1 diese Kräfte werden zur Verein- fadmng an jeder Achse zusammengefaßt und ergeben so Sp H an der Hinter- achse und Spy vorne. (Sp steht immer senkrecht auf F) . Die Größe der Spur- 37

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