Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

„Das ist möglich. Während der unlegierte Werkzeugstahl bereits bei 200 Grad seine Härte verliert, hält der Schnellstahl 600 Grad und Hart- metalle halten 1000 Grad Schneidtemperatur aus ." Pfragner meldet sich noch einmal: ,,Ist denn das Hartmetall nicht spröde, wenn es so hochhart ist?" „Natürlich. Die Hartmetalle sind sehr spröde, denn sie bestehen aus Karbiden, die eine außerordentliche Härte von sich aus haben und weder gehärtet noch angelassen werden können. Die Verwendung ist nur dadurch möglich, daß man das Hartmetall als Schneide in kleinen Plättchen auf zähe Stahlunterlagen auflötet und so der verschleißfesten Schneide eine bruch- sichere Unterlage gibt. - Wir haben also gesehen, daß man durch Wärme- behandlung des Stahles mit ihm Wunder wirken kann. Sie werden später noch erfahren, daß sich der Stahl wie ein Lebewesen benimmt, für be- stimmte Leistungen zweckmäßige Fonnen annehmen muß, sich dehnen, strecken und verfestigen kann, ermüdet und unter bestimmten Umständen verformungslos zerbricht, als hätte ihn der Schlag getroffen. Wunder über Wunder. " R. Huber Vater von Millionen Lehrwerkstätte: Werkzeugbau Wie oft im Leben trügt der Schein! Ein schönes Äußeres, ein klingen- der Name, ein seltener Ausdruck ziehen an. Was sich in das gewöhnliche Grau des Alltags einreihen läßt und einen vielgebrauchten Namen trägt, wird nicht gesucht, wird ohne die Mühe des Nachdenkens aufzuwenden über- gangen, beiseitegelassen. So geht es vielen, wenn sie vom „Werkzeugbau" reden hören. Was kann schon an einem Beruf interessant sein, der sich mit der Herstellung von Werkzeugen befaßt. Dabei denkt der Laie an Hammer und Zange oder an Bohrer und Schraubenzieher, vielleicht an Hobel und Stemmeisen, er weiß aber nicht, daß man heute eine Autokarosserie in hydraulischen Pressen in Mammutausführung in einem Arbeitsgang formt, dazu Werkzeuge be- nützt, die eine Tonne wiegen, pro Stück mehrere hunderttausend Schilling kosten und bestausgebildete Werkzeugbauer zu ihrer Herstellung brauchen. Er sieht das zierliche Armband mit hundert Gliedern in der Auslage liegen und denkt nicht an das vielfingrige Werkzeug, das aus aufgespultem Gold- draht diese Glieder ablängt, formt, miteinander verbindet und schließt ; die Einrichtung kostet etwa 2 Millionen Schilling, die Hersteller sind Werkzeug- bauer. Auch der Formenbau für die heute schon unabsehbare Menge von Kunststoffgegenständen gehört zu diesem Werkzeugbau. Die Schule beginnt mit den einfachsten Schnitt-, Stanz- und Ziehwerk- zeugen sowie Formen. Dabei deckt sie ihren Bedarf an Steckschildern, Ein- hängehaken für Sanunelmappen, Lüftungsgittern für Garderobekästen, Na- benstemen für Elektromotoren, Beschläge für Kühlrippen usw. In der Fachkunde wird dem Schüler zuerst der Bau und die Wirkungs- weise eines einfachen Schnittes erklärt, dann der Folgeschnitt, später das 32

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