Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

chanik seines Kugelschreibers usw. zeigen. Und das recht oft und hin- reichend lang. Wird nun an Stelle des Schirmes ein Geigerzähler verwendet, wobei man mehrere Meter von der Röntgenröhre entfernt bleiben kann, so zeigt dieser starke Ausschläge, bzw. registriert laut und sdmell. Die Strahlung reicht demnach viele Meter weit und rundum. in einem großen Winkel. Das ist für alle überraschend. Plötzlich hat jeder vor der Röntgenröhre und den geheimnisvollen Strahlen großen Respekt. Jetzt versteht der Schüler, daß die Röntgenröhre mit Blei abgesd1innt werden muß, was durch den Strahlen- schutzkasten, der nur einen bestimmten Bereich freigibt , im Schulversuch bereits erfolgte, um Schüler und Lehrer zu schützen . Es wird nun eine Schattenkreuzröhre in Betrieb genommen, die der Schüler von früher als Gerät zur Demonstration der Ablenkung der Elektro- nen im Magnetfeld kennt, und mit einem Geigerzähler die Umgebung unter- sucht. Neuerdings wird über das Auftreten von Strahlungen gestaunt. Es können daher nicht nur beim Aufprallen von Elektronen auf Metalle, son- dern auch auf beliebige andere Stoffe, solche Strahlen erzeugt werden. Dem- nach muß auch ein Fernsehapparat oder Oszillograph Röntgenstrahlen er- zeugen, denn auch hier werden Elektronen abgebremst. Dies leuchtet nun ein, wenn der Begriff der Bremsstrahlung erklärt wird . Sicherlich sind die Inten- sitäten sehr klein, aber doch vorhanden. Die Röntgen- sowie die Elektronenstrahlröhre und eventuell Radium- präparate werden weggeräumt, und jetzt wird wieder der Geigerzähler einge- sdrnltet; auch jetzt gibt es Impulse! Also strahlt auch die Umgelbung, fort- während, jahraus, jahrein. Auch die Leuchtziffern der Annbanduhren strahlen ununterbrochen, wie dies die Versuche mit den von den Schülern gern zur Ver- fügung gestellten Uhren sofort zeigen, oft sogar sehr intensiv. Der Schüler erkennt, daß viel häufiger Strahlungen auftreten, als er glaubt. Er fragt sid1 nun: Was bewirken diese Strahlen? Sie können ionisieren, sagt ihm der Lehrer, und zeigt ihm dies in der Wilsonschen Nelbelkammer, in der ein Radiumpräparat in einer gesättigten Alkoholatmosphäre strahlt. Dort ent- stehen vor den Augen der Schüler di e Nebelbahnen , die von den ionisieren- den Strahlen hervorgerufen werden. So wie die Moleküle und Atome in der Nebelkammer werden aber auch jene, aus denen die Zellen des lebenden Organismus aufgebaut sind, ioni- siert . Diese ionisierten Atome sind oft sehr reaktionsfähig und: wirken auf andere Zellbausteine. Dies hat zur Folge, daß man auch nach dem Aufhö- ren der Strahleneinwirkung noch lange Zeit Nachwirkungen feststellen kann. Jeder lebende Organismus reagiert auf diese Strahleneinwirkungen allerdings mit Abwehrreaktionen. Unser Organismus kann ein gewisses Maß an ein- wirkenden Strahlen vertragen, denn wir sind fortwährend der natiirlid1en Strahlung, die von der Erde und vom Kosmos kommt, ausgesetzt. Kleine zusätzliche Mengen schaden dem Menschen nicht, doch soU er bestrebt sein, sich möglichst wenig solchen Strahlungen auszusetzen, z. B. beim Durch- leuchten, Schuhröntgen, Materialuntersuchungen mit Röntgen, damit im Notfall eine zusätzliche Strahlenbelastung ertragen wird. J. Eichlseder 24

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