Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

„Haben Sie schon nachgedacht, wieso wir in der Tabelle nie an die erste Stelle rücken können? Schauen Sie einmal, welche Anstalten vor uns gereiht wurden. Es sind lauter Schulen mit wesentlich, ja oft mit vielfach mehr Schü- lern, als an unserer Anstalt sind. Würde dargestellt werden, wieviel Prozent der Schüler Träger des Sportabzeichens wurden, dann wären wir wahrschein- lich die Tabellenersten. Es ist bei der Produktion der verschiedenen Staaten ähnlich. Glauben Sie, daß der Franzose, der Brite, der Deutsche usw. wirklich mehr produziert als der Österreicher?" Darüber waren die Meinungen sehr geteilt, sowohl was die Nationen als auch was die Waren betraf. Die meisten waren sicher, daß Rußland, die USA und England uns überflügelten. Ich hielt daher eine\ Klänmg für wich- tig und übergab in der nächsten Geographiestunde der wiß'begierigen Gruppe „Fischer's Weltalmanach 1962 " und veranlaßte sie, die Jahreserzeugung acht wichtiger Produkte möglichst vieler Länder aus den darin enthaltenen sta- tistischen Wirtschaftsangaben herauszusuchen und durch die Bevölkerungs- zahl zu teilen. Das Ergebnis war nicht nur für viele Schüler überraschend, sondern auch ganz außerordentlich aufschlußreich, als eine übersichtliche Tabelle angefer- tigt war. Eindeutig ergab sich, daß Österreich kein armes Land ist, daß es in 7 der 8 gewählten Produkte vor der oder in den Mitte der Tabelle liegt. In der Zellwolle liegt Österreich an 1. Stelle in der Weltproduktion, in Zement an 4. und in Eisen, Aluminium, Dünger und Papier an 5. Stelle, in Stahl noch an 7. und bei Elektrizität an 8. Stelle. Die Sowjetunion kommt in keinem Produkt an uns heran, ebensowenig Japan; China ist noch schlimmer daran, Polen ist ebenfalls schwach. Auch Italien ist in seinen spezifischen Produktionsziffern nicht viel weiter als die Oststaaten. Überraschend ist, daß Großbritannien uns nur um 5 Prozent beim Stahl und 8 Prozent in der elektrischen Arbeit (kWh) übertrifft. Aber auch der Deutsche in der Bundesrepublik übertrifft uns nur mit 19 Prozent bei Zement, 5 5 Prozent bei Eisen und 42 Prozent bei Stahl, in den anderen fünf Positionen ist er weniger produktiv, bei Aluminium sogar um 70 Pro- zent. Selbst der „Ami " übertrifft uns nur 'bei Eisen (16 Prozent), Alu (3 Pro- zent), Papier (28 Prozent), Stahl (10 Prozent) und Elektrizität (los Prozent), während wir in Zellwolle, Dünger und Zement fleißiger sind. Die Tabelle beantwortet übersichtlich die Frage, wer in jedem der 8 Produkte führend ist. In Zellwolle, das wurde schon gesagt, ist es der Österreicher. In Zement führt der S.chweizer ( + 23 Prozent gegenüber Österreid1), in Eisen der Belgier ( + 153 Prozent) , der Norweger in Aluminium (+ 325 Prozent) und Dünger ( + 200 Prozent), der Finne und, der Kanadier in Papier ( + 500 Prozent) , der Luxemburger in Stahl ( + 2770 Prozent) und nochmals der Norweger ( + 274 Prozent) in Elektrizität. Es sind bezeichnenderweise lauter kleine und mittlere Staaten, die ihre besondere Lage zu Spitzenleistungen ausnützen und aus den bei ihnen vorhandenen Naturschätzen Vorteile ziehen, wie Luxemburg aus Erz und 17

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