Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

Höhere Lehranstalt für Maschinenbau, Motoren~ und Landmaschinenbau Zur höheren Ausbildung im Maschinenbau mit Reifeprüfung stehen den Absolventen des achten Pflichtschuljahres neben der Schule in Steyr noch zwölf andere Anstalten in Österreich zur Verfügung. Sie alle verlangen vom Aufnahmewerber körperliche Gesundheit, geistige Regsamkeit, erwiesen durch ein gutes Schulzeugnis, Vorliebe für das Redmen und das Zeichnen sowie für eine praktische Facharbeit. Steyr pflegt neben dem gesamten Maschinenbau auf Grund seiner Lage, sowohl an der Grenze zweier Bundesländer mit rei- cher Landwirtschaft als auch in der Stadt, in welcher sich das große Trak- torenwerk der Steyr-Daimler-Puch-AG. 'befindet, besonders den Landmaschi- nen- und den Motorenbau. Die höhere Abteilung für Maschinenbau mit diesen Spezialrichtungen wurde im Jahre 1946 auf Grund der Erkenntnis geschaffen, daß in Öster- reich, das gegenüber anderen Ländern stark zurückgeblieben war, rasch eine Hochmechanisierung der Landwirtschaft eintreten würde. Tatsächlich zwingen die zunehmende Verminderung der in der Landwirtschaft tätigen Mensclten und die steigenden Löhne den Landwirt immer mehr zu einem e-rhöhten Ein- satz technischer Hilfsmittel. Damit aber entsteht die Aufgabe, neue Maschi- nen und Geräte, womöglich mit Einmannbedienung, auf den Markt zu brin- gen. Modeme Ernteketten - um ein Beispiel zu nennen - wurden erdacht, um die mühsamen Einzelarbeiten in einem Arbeitsgang und 1 bei geringstem Aufwand an Handarbeit im Fließsystem durchzuführen: Neue, am Acker- schlepper (Traktor) angelenkte Pflugarten, Sägeräte für Rüben- und Mais- saat, Drillmaschinen, Hackgeräte und Ausdünnmaschinen für den Rübenbau, Sehwadenmäher, Heuvielfachgeräte, Aufnehmerpressen, Feld- und Mähhäcks- ler, Bunkermähdrescher, Bunkerköpfroder für die Zuckerrübenernte, Förderer für die verschiedensten Verwendungszwecke, Ablade- und Trockengebläse usw. Als zentrale Kraftquelle für viele Landmaschinen dient der Ackerschlepper in seinen zahlreichen Ausführungsformen, die den Anforderungen der Land- technik, in Hinblick auf das Anhängen der Maschinen und Geräte vor, zwi- schen und hinter den Achsen sowie auf den Seiten entwickelt wurden. Dazu kommen noch zahlreiche Geräte für die moderne Milch- und Hofwirtschaft. Seit 1949 hat sich die Zahl der betriebseigenen Maschinen in landwirtschaft- lichen Betrieben zum Teil verzehnfacht, bei Melkmaschinen sogar fast ver- fünfzigfacht l Im Zuge dieser einmaligen Aufwärtsbewegung stehen wir mit- ten im Übergang von empirisch gestalteten zu wissenschaftlich, ingenieur- mäßig konstruierten Landmaschinen, ein Übergang, der zahlreiche bestens geschulte Fachkräfte erfordert. Eine umfangreiche, praktische und theoreti- sche Spezialausbildung der Landmaschinentechniker und Landmaschineninge- n.ieure ist notwendig, um mit dieser Entwicklung Schritt halten zu können. Die: Landmaschinenwissenschaft ist also eine sehr junge Wissenschaft, in de- ren Rahmen noch viele Aufgaben zu lösen sind, interessante, vielfältige und dankbare Aufgaben, die einmal auch den Absolventen unserer Schule ge- stellt werden. 163

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