Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

stunden möglichst viel zu erfassen und sich zu merken, da abends nur so viel Zeit bleibt, um den Stoff kurz zu wiederholen und diese oder jene Haus- übung zu machen. Der Unterschied zwischen der Höheren Abteilung und der an der An- stalt ebenfalls geführten Fachschule liegt nicht allein in der längeren Aus- bildungszeit, sondern vielmehr im wesentlich höheren Ausbildungsziel. Da- her sollte sich jeder, der Ingenieur werden will, darüber klar sein, daß er den höheren Anforderungen besonders im theoretischen Unterricht nur ·dann gewachsen sein wird, wenn er außer Lust und Liebe für seinen späteren Beruf auch eine gute Auffassungsgabe, Fleiß und Ausdauer besitzt. Wer glau'bt, daß er in der Kfz-Abteilung schon im ersten Jahr mit dem Kraftfahrzeug näher bekannt wird, der irrt. Die Ausbildung erfolgt im Laufe der fünf Jahre sowohl in Theorie wie auch in der Praxis in drei Stufen. Zuerst heißt es, sich die erforderlichen Kenntnjsse in Mathematik, Dar- stellender Geometrie, Physik, Chemie, im Techruschen Zeichnen und später auch in Mecharuk anzueignen und in den allgemeinbildenden Fächern er- heblich fortzuschreiten. Zweitens sind Fachkenntnisse auf breiter Basis zu erwerben. Der Unterricht in den Fächern des allgemeinen Maschinenbaues baut auf den im III. Jahrgang geführten Gegenständen Mechanische Techno- logie und Maschinenelemente mit Konstruktionsübungen auf. Die Schüler werden mit der Theorie, Berechnung und Konstruktion der Hebemaschinen, der Pumpen und Wasserkraftmaschinen sowie der Dampfkessel, Dampfma- schinen und -turbinen vertraut gemacht. Drittens und letztens erfolgt die Ausbildung in den Spezialfächern Kraft- fahrzeugbau und Motorenbau. Parallel mit diesem Aufbau des theoretischen Unterrichtes läuft die Ausbildung in der Werkstätte, die ebenfalls drei Stufen erkennen läßt : Der Sd1üler lernt zuerst alle handwerklichen Arbeiten am Schraubstock, in der Schmiede, Gießerei und aud1 in der Tischlerei kennen. Bald kann er präzise Hand- und Meßwerkzeuge nach Zeidmungen selbst herstellen. Später kommt er dam1 in die mechanische Werkstätte, wo er mit den verschiedensten Werkzeugmaschinen vertraut gemacht wird und eine pro- duktive verantwortungsvolle Arbeit leisten muß. Als dritte Stufe folgt die Spezialausbildung in der Motoren-, Fahr- gestell- und Karosseriewerkstätte. Nach Schluß des fünften Schuljahres tritt er zur Reifeprüfung an. Die Absolventen dieser A'bteilung haben somit eine Ausbildung erfah- ren, die sie befähigt, in ihrem Spezialgebiet, aber auch in allen anderen Sparten des Maschinenbaues als vollwertige Ted1ruker allen Anforderungen gerecht zu werden, die man in der Praxis an sie stellt. Ob als Konstrukteur oder als Betriebsassistent usw: , überall stellen sie ihren MaIUl und rücken bald in höhere Stellen mit größerer Verantwortung auf. Nach vier Jahren entsprediender Tätigkeit verleiht das Bundesministerium für Handel und Wie- deraufbau den Absolventen die Berechtigung zur Führung der Standesbe- zeidinung „Ingerueur". 158

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