Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

me des Monteurs: ,,Achtung f Kommen Sie hierher! Das ist die größte Kaplan-• Turbine, die wir je gebaut haben. Sie ist für Südamerika bestimmt. Sie wis- sen vielleicht, daß im Turbinenbau jeder Auftrag eine Maßarbeit ist, weil die Verhältnisse überall andere sind. Die Wassermenge in m 3 / sec. und die Fall- höhe in Metern sind jeweils durch die örtlichen Verhältnisse gegeben und 'be- dingen die A'bmessungen der Turbine. Kein Auftrag gleicht dem anderen. Es gibt keinen Serienbau. Hier das Gehäuse. Sie können gerade noch hinein- schauen. Es mußte nach strömungstechnischen Überlegungen dimensioniert wer- den, sodaß der Einbau von Teilen zu einem schwierigen Problem wurde. Wir haben daher vorerst alle Teile maßgenau aus Holz gebaut und die Montage versucht, denn wenn an Ort und Stelle der Zusammenbau wegen weniger Millimeter nicht möglich wäre, wäre es mehr als peinlich. Es ist zum Beispiel keine Kleinigkeit, Sechskantmuttem einzubauen, von denen eine etwa 200 kg wiegt! Dort liegen verschiedene Probestücke, sehen Sie? Nun- mehr ist erwiesen, daß der Zusammen'bau möglich sein wird." R. H. V. Jahrgang: Kraftwerk St. Andrä. Wir sind am frühen Morgen mit dem Autobus von Graz weggefahren und befinden uns auf der Packstraße, um über den Sattel nach: Kärnten ins Lavanttal zu kommen. Unser heutiges Ziel ist das kalorische Kraftwerk St. Andrä, das zu den größten und modernsten in Österreich zählt. Wenn wir als Kraftfahrzeugspezialisten vor allem uns dem Verbren- nungsmotor verschrieben haben, sei es um ihn zu bauen, zu verbessern oder uns dem von ihm getriebenen Fahrzeug gerne anzuvertrauen, so wie jetzt auf der mit 9 Prozent ansteigenden Packstraße, so ergibt sich aus dem Ge- spräch, das wir mit unserem Lehrer führen, daß die Kraftmaschine doch vor allem zum Antrieb des Generators verwendet wird, um Elektrizität zu erzeu- gen. Die Elektrizität, die unser Leben schöner und bequemer gestaltet: ,,Elek- trizität ist Zivilisation" . Österreich hat als wichtigsten Energieträger zur Erzeugung von Elek- trizität die Wasserkraft. Doch hat gerade der letzte Winter bewiesen, daß nur durch den Einsatz der kalorischen Kraftwerke während der niedrigen Was- serstände eine fast ungestörte Versorgung der Industrie sowie der Haushalte mit Elektrizität möglich ist. Es mußte ein Drittel der Gesamtenergie von Wärmekraftanlagen erzeugt werden. Während wir diese Mitteilungen erhalten und über weiße und schwarze Kohle diskutieren, nähern wir uns St. Stephan mit seinen riesigen Braun- kohlenfeldern. Das Vorkommen dieses Brennstoffes hat die Lage des Kraft- werkes bestimmt. Der Heizwert der Kohle ist so gering, daß ein weiter Bahn- transport unwirtschaftlich wäre. Also wird sie sozusagen an Ort und Stelle verbrannt. Schon sind wir in St. Andrä eingefahren und machen uns gleich auf zur Werksbesichtigung. Wenig abseits von der Bundesstraße und der Ortschaft bilden der große quaderförmige Bau und die beiden Kühltürme einen reizvollen Kontrast zur Landschaft. 102

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2