Bundesgewerbeschule Steyr 1954-1963

Reihen von Pressen sind aufgestellt, sie stanzen , lochen und i-ormen vi ele Tausende von Bestandteilen für Fahrräder und Motorfahrzeuge. Unser Weg führt zur Montagestraße der PKW Puch 500 und Puch 600. Über unseren Köpfen schweben Karosserieteile dahin, hängen Autoreifen paarweise, kommen Sitzbänke, dann ein Rahmen, ein ganzer Motor ... Es ist zauberhaft. Und vor uns finden die Teile ihren vorbestimmten Platz, rückt das Band weiter, verläßt ein Wagen nach dem anderen fahrbereit die Montagehalle. Voll der Eindrücke verabschieden wir uns und fahren mit unserem Stey- rer Autobus stadtwärts. Nach einem Aufstieg auf den Uhrturm und Besich- tigung diese Wahrzeichens der Stadt an der Mur kehren wir in die Ju- gendherberge zurück, die uns für unseren Grazer Aufenthalt aufnahm. Mor- gen geht es weiter zu Ge'br. Böhler & Co. in Kapfenberg. F. W. III. J a h r g a n g : Lehrfahrt nach Tirol. Bei herrlichem Wetter begrüßten wir Salzburg mit der Feste Hohen- salzburg, hatten bei der Fahrt durch das deutsche Eck wunderbare Fernblick•~ und kamen über das echte Tiroler Dorf Lofer und über Wörgl nach Jenbach. Wir waren mit· unserem Autobus so früh von Steyr weggefahren, daß wir noch das Mittagessen einnehmen konnten und so den Nachmittag zur Be- sichtigung der Jenbacher Motorenwerke freihatten. Unser besonderes Inter- esse konzentrierte sich auf die Montage. Wir konnten den Zusammenbau von Dieselmotoren und Kompressoren verfolgen und Diesellokomotiven im Entstehen sehen. Ein in Montage begriffener kolossaler Gasmotor fesselte unsere Aufmerksamkeit. Abends besichtigten wir die Innsbrucker Altstadt, sahen hinauf zum Hafelekar, suchten aber bald die Jugendherberge auf. Der Morgen sah uns in den Röhrenwerken vo11 Solbad Hall. Es war äußerst lehrreich, die Entstehung der Rohre verschiedener Weiten in Schleu- derguß- und Sphärogußverfahren mit anzusehen . Den Zylinderbüchsen, die an die Steyr-Werke geliefeTt werden, gaben wir Grüße an die Heimat auf. Zu Mittag waren wir Gäste des Betriebes, saßen noch lange beisammen und diskutierten üitJer das Gesehene. Am Nachmittag fuhren wir auf den Berg Isel, grüßten das Denkmal Andreas Hofers und besichtigten das Museum. Mächtig beeindruckte uns die im Bau befindliche Olympia-Schisprungschanze mit ihren 60.000 Zuschauer- plätzen. Dann aber ging's die Brennerstraße hinauf zur Baustelle „Europa- brücke " . Der den Bau leitende Ingenieur erklärte so lebendig den Bau, daß es für uns ein Erlebnis eigener Art war. Er führte uns in das hohle Innere des größten, 190 m hohen Brückenpfeilers, mit nur 50 cm dicker Mauer, aber einem Fundament von 17 X 23 m = 391 m2, das 50 m tief reicht. Die Brücke wird 815 m lang und 22,2 111 breit . Der Autobus brachte uns hinauf zum Brückenkopf , wo wir die ersten 40 m der Stahlkonstruktion be- freten durften und tief unter uns die Sill rauschen hörten. Am Nachmittag waren wir bei den Eltern unseres Mitschülers Fischl in St. Martin zu Gast, besahen uns deren Musterbauernhof und ließen es un s bei einer ganz feinen Jause wohl sein. 100

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