Brückenbau 1892 - Protokoll v. 16. März 1891

Protokoll aufgenommen am 16. März 1891 vom Gemeinderathe der Stadt Steyr. Gegenstand. Der Gemeinderath der Stadt Steyr hat in seiner Sitzung vom 14. November 1890 den einstimmigen Beschluss gefasst, er halte den jetzigen Zeitpunkt für geeignet, die beiden hölzernen Brücken über die Enns und die hölzerne Hauptbrücke über die Steyr durch solche aus eiserner Construction zu ersetzen. Im Jahre 1891 habe die Gemeinde große Auslagen, welche in den nächsten Jahren entfallen werden, wie der Schulhausbau, der Bau von Zinshäusern, die Subscription für die Steyrthalbahn 2c. Die sehr großen Aus¬ lagen werden im nächsten Präliminare entfallen und werde nur der Conto=Corrent=Vorschuss von höchstens 100.000 fl. zu decken sein. Im Vergleich zu den nachjährigen außerordentlichen Auslagen werden dann immer noch 80.000 bis 100.000 fl. erübrigen, um nun endlich die Brückenfrage erledigen zu können. In der begründeten Voraus¬ setzung, dass die derzeitigen Einnahmen der Gemeinde noch 3 bis 4 Jahre dauern, könnte dieselbe in den Jahren 1892, 1893, 1894 für diesen Zweck je 80.000 bis 100.000 fl. widmen, und es wäre dann für eventuell schlechtere Jahre die große Auslage für die Er¬ haltung der hölzernen Brücken erspart. Die Gemeinde könne so ohne jede Creditoperation die Kosten dieser Brückenherstellung zahlen, und könne, wenn die Alpine Montangesellschaft die Zahlung in der erwähnten Weise friste, im nächsten Jahre die Brücken haben; — ferner, er beschließt daher, das Amt zu beauftragen, bezüglich der eventuellen Erbauung der drei großen Brücken über die Enns und Steyr aus Eisenconstruction mit der Alpinen Montangesellschaft sowohl in technischer, als auch in finanzieller Hinsicht Fühlung zu nehmen und Vorerhebungen zu pflegen und das Resultat derselben dem Gemeinderathe zur Berathung und Beschlussfassung vorzulegen. Infolge dieses Beschlusses wurden mit der Alpinen Montan¬ Gesellschaft Verhandlungen eingeleitet und hat dieselbe mehrfache Pläne vorgelegt. Hierüber wurde vom Gemeinderathe in der Sitzung vom 19. December 1890 beschlossen, die Angelegenheit der Bausection zur Berathung und weiteren Antragstellung zu übergeben. Die Bausection hat sich entschlossen, dem Gemeinderathe den Bau der Brücken nach dem vorliegenden Projecte mit je einem Mittel¬ pfeiler zu empfehlen. Hievon wurde der hohen k. k. Statthalterei in Linz im Sinne des § 76 des o.=ö. Wasserrechtsgesetzes Bericht erstattet, welche mit Erlass vom 13. März 1891, Nr. 3707/I, anher eröffnete, dass die k. k. Bezirkshauptmannschaft in Steyr zur Vornahme der diesbezüg¬ lich zu pflegenden commissionellen Verhandlung delegiert wurde. Hierauf wurde in Einvernahme mit der k. k. Bezirkshauptmannschaft Steyr (Zuschrift vom 14. März 1891, Nr. 3091) für heute nachmittags 2 Uhr eine Localaugenscheins=Commission, zu welcher die in bei¬ liegender Currende vom 13. März 1891 ersichtlichen Interessenten ein¬ geladen wurden, ausgeschrieben, um zunächst das Brückensystem, die Brückenweite 2c. 2c. festzustellen. Beginn der Commission 2 Uhr nachmittags. Erschienen sind die Gefertigten. Nach eingehend vor¬ genommenem Localaugenschein wird zur Protokollierung geschritten und kommt zunächst in Verhandlung: Die sogenannte obere Ennsbrücke. Die sogenannte obere Ennsbrücke würde nach dem Beschlusse der heutigen Commission eine Gesammtbreite im Lichten von 8·0 Metern erhalten, wovon 5·0 Meter auf die Fahrbahn und je 1·50 Meter auf die beiden seitlichen Gehwege zu entfallen haben. Die Brücke erhält eine Gesammtlänge wie die sogenannte untere Ennsbrücke von zweimal 45 Metern Stützweite mit einem Mittelpfeiler. Die Fahrbahn wird gebildet aus einem Stöckelpflaster und die beiden Gehwege aus einem einfachen Ladenbeleg. Bei der Construction der Brücke ist auf die Anlage von Gas= und Wasserleitung entsprechend Rücksicht zu nehmen. Anrainer Woznicky Johanna, von deren Garten ein kleiner Streifen Gartengrund zur Straßenerweiterung benöthigt werden dürfte, erklärt den nothwendigen Grundstreifen, insoweit nicht ihr Brunnen berührt wird, gegen Herstellung der Einzäunung der Gemeinde zu überlassen. Bezüglich der Ausführung der erwähnten Stöckelpflasterung ist dieselbe aus weichem, imprägniertem Holze (System Rütger) herzu¬ stellen und der Abfluss des Wassers durch gusseiserne Sangstöckel neben dem Gehwege zu bewirken. Bezüglich der seinerzeit dem k. und k. Reichskriegsministerium zustehenden Aeußerung gibt der k. und k. Hauptmann Hans Stein¬ wender des k. k. Geniestabes als militärischer Vertreter die Erklärung ab, das Protokoll zur Kenntnis zu nehmen und alle Verfügungen, welche die Anlagen von Demolierungsminen betreffen, der Entscheidung des k. und k. Reichskriegsministeriums vorzubehalten, und bittet gleichzeitig, eine Protokollabschrift nebst den Ausführungsplänen an die k. k. Geniedirection einzusenden. Hans Steinwender, Hauptmann m. p. II. Die untere sogenannte große Ennsbrücke. Diese Brücke würde nach dem heutigen Beschlusse der Commission ebenfalls mit einem Mittelpfeiler auszuführen sein, und zwar genau nach dem von der österreichischen Alpinen Montangesellschaft vorgelegten generellen Project III, Alternative vom 17. Jänner 1891. Darnach würde die Brücke erhalten zweimal 45·0 Meter Stützweite mit einer nutzbaren Breite der Fahrbahn von 6·0 Metern, eine Trager=Ent¬ fernung von 6·9 Metern von Mitte zu Mitte und zwei seitliche Geh¬ wege von je 2 Metern Breite, welche außerhalb der Tragwände auf Consolen anzubringen sind. Die Eindeckung der Fahrbahn hätte mit Stöckelpflaster (System Rütger) zu erfolgen und die Eindeckung der Gehwege mit Pfosten aus Lärchenholz; für die Entwässerung der Fahrbahn sind gußeiserne Saugstöckel auf beiden Seiten der Fahr¬ bahn vorzusehen. Die Frage der Ausschmückung wird heute nicht weiter berathen, sondern wird die Brückenbau=Direction ersucht, dies¬ bezüglich eine separate Vorlage sammt Kostenvoranschlag einzusenden, Bezüglich der Ausführung dieses Brückenbaues ist noch zu erwähnen, dass die Axe mit der gegenwärtigen Axe nicht zusammen¬ trifft, sondern stromaufwärts rückt und eine kleine Schwenkung erleidet, derart, dass der Vorbau vom John'schen Hause abgetragen werden muss; das stromaufwärtige Gehweggeländer fällt sodann mit der neuen Ecke des John'schen und das stromabwärtige Ge¬ länder mit der Ecke des Schartinger'schen Hauses zusammen, womit die Brückenaxe vollständig fixiert ist. Zur Erzielung eines besseren Zuganges zum stromaufwärtigen Trottoir von Zwischenbrücken aus wird der einspringende rechte Winkel des Vorplatzes mittelst Eisen¬ construction und Pfostenbelag überdeckt. — Bezüglich der Einlösung des John'schen Vorbaues liegt die notarielle Erklärung bereits vor. III. Die Steyrbrücke. Diese Brücke würde nach dem heutigen Beschlusse der Commission ebenfalls mit einem Mittelpfeiler auszuführen sein und zwar im allgemeinen nach dem von der österreichischen Alpinen Montangesellschaft vorgelegten Projecte, Alternative III, vom 17. Jänner 1891, mit dem einzigen Unterschiede, dass die seitlichen Gehwege nicht 2·0 Meter, sondern je 1·60 Meter Breite erhalten, zweimal 35·6 Meter Stützweite, eine nutzbare Breite der Fahrbahn von 6 Metern. Die Fahrbahndecke würde in gleicher Weise wie bei den Ennsbrücken mit Stöckelpflaster, die der Gehwege mit Pfosten aus Lärchenholz herzustellen sein und hätte die Entwässerung ebenfalls mit Saugstöckeln zu geschehen. — Auch hier wird die Frage der Ausschmückung vorläufig nicht berathen, sondern hätte diesbezüglich auch die Brückenbauanstalt separate Projecte und Kostenvorschläge einzusenden. — Nach dem heutigen Commissions¬ Beschluss wurde die Axe der Brücke derart fixiert, dass die Ver¬ längerung des stromaufwärtigen Geländers der im ganzen vom Geländer zum Geländermittel 10·0 Meter breiten Eisenconstruction am linken Ufer der Steyr auf die Ecke des Strebepfeilers des Pfarr¬ hofgebäudes und auf dem rechten Ufer auf die Straßenecke des Wagner'schen Verschleißlocales (die Ecke, wo die Gaslaterne an¬ gebracht ist) trifft. — Die Herren Vertreter der Waffenfabrik er¬ klären sich mit vorstehender Darstellung der Axenstellung noch nicht einverstanden, und behalten sich vor, eine definitive Erklärung erst

dann abzugeben, wenn ein genauer Situationsplan vorliegt, da man aus den heutigen oberflächlichen Messungen kein Bild hat, ob diese Axenstellung richtig ist und ob der beanspruchte Raum der Heindl¬ mühle nothwendig ist. Herr Canonicus Johann Dürrnberger als Vorstadtpfarrer er¬ llärt sich mit vorstehendem Project einverstanden. Der Anrainer Müllermeister Mayr erklärt sich einverstanden, dass das Terrain vor dem Zugange zum Verschleißgewölbe gehoben und sonach die unterste Stufe cassiert wird, ferner, dass die Stiege nächst seinem Anwesen (zum Ortsquai) längs der Front seines anstoßenden Hauses verlegt wird; nur begehrt er, dass der Zugang zu seinem Mühlwerke in keiner Weise behindert wird. Durch die vorher erwähnte Erhöhung des Terrains am links¬ seitigen Ufer der Steyr würde die ohnehin schon in der Steigung befindliche Brücke eine um das Höhemaß der besagten Stufe größere Steigung erhalten. — Nachdem die Brücke nunmehr nur — 10·0 Meter breit wird, so werden sich die Kosten verringern. Es ist diesbezüglich die Erklärung der Brückenbau=Anstalt von der Firma Gärtner abzuwarten. Die beiden Vertreter der von der hohen k. k. Statthalterei in Linz delegierten k. k. Bezirkshauptmannschaft, k. k. Bezirks=Commissär Anton Rossi und k. k. Bezirksleiter Rudolf Wiesmayr, erklären, das Ergebnis der heutigen Verhandlung, welcher sie behufs vor¬ läufiger Instruierung anwohnten, zur Kenntnis zu nehmen mit dem Beifügen, dass es nunmehr Sache der Stadtgemeinde Steyr sein werde, unter Vorlage der erforderlichen Pläne im Sinne des § 78 des oberösterreichischen Wasserrechtsgesetzes vom 28. August 1870 bei der zuständigen politischen Behörde um die Bewilligung der in Rede stehenden Anlagen anzusuchen. — Die Herren Vertreter der k. k. Bezirkshauptmannschaft ersuchen um eine Abschrift dieses Protokolles. A. Rossi, k. k. Bezirkscommissär m. p. Rudolf Wiesmayr, k. k. Ingeniur m. p. Auf Grund vorstehenden Sachverhaltes wird zunächst die Stadtgemeinde Steyr folgendes zu veranlassen haben: 1. Ist eine genaue Aufnahme der Situation der projectierten Steyrbrücke bezüglich der Axenstellung und Breite der Brücke nach vorstehender Vereinbarung ohne Verzug ausarbeiten zu lassen. — 2. Sind an den projectierten Brückenstellen die betreffenden Querprofile zu ver¬ fassen, in welchen die Höhen=Coten sich auf den Brückenpegel am linksseitigen ersten Wasserjoche der untern Ennsbrücke beziehen müssen. Von den beiden Ennsbrücken hat die Unterkante der Eisenconstruction eine Minimalhöhe von 6·0 Metern über dem Nullpunkte des ob¬ bezeichneten Pegels zu erhalten und wird noch erklärend beigefügt, dass für die obere Ennsbrücke der Wasserspiegel bei gleichzeitiger Ablesung des Null=Wasserstandes am unteren Pegel für obige Be¬ stimmung maßgebend ist. Für die Constructions =Unterkante der Steyrbrücke gilt das Maß von 50 Metern über dem Nullpunkt des obbezeichneten Pegels. — 3. Sind in dem ad 1 besagten Situations¬ plan auch die Uferlinien, die Neufahrtslinie und die genaue Lage der Brückenwiderlager, der Strompfeiler in Beziehung untereinander geometrisch zu fixieren. — 4. Sind die nöthigen Projectsaus¬ arbeitungen behufs Vornahme der Baucommission und Abschlusses mit den Bau=Unternehmern zu veranlassen. Mit der Lieferung vor¬ stehender technischer Vorarbeiten werden die Brückenbauanstalt in Graz und die Firma Gärtner in Wien betraut, und erklären die ge¬ fertigten Vertreter dieser Firmen, diesen Auftrag in möglichst kurzer Zeit auszuführen. Für die österreichische Alpine Montangesellschaft: Hermann Hagen m. p. Für die Bau=Unternehmung E. Gärtner: M. Albert m. p. E. Swoboda m. p. Hierauf dankt der Herr Bürgermeister sämmtlichen Herren Erschienenen und erklärt die Versammlung für geschlossen, werauf die Unterschriften erfolgen. Johann Berger m. p. Bürgermeister. Johann Redl m. p. Josef Tureck m. p. Emil Göppl m. p. Josef Haller m. p. August Schraber m. p Karl Auböck m. p. Jakob Kautsch m. p. Franz Tomitz m. p. Leopold Anzengruber m. p. Gustav Ritzinger m. p. Franz Lang m. p. Josef Hack m. p. Dr. Alois Kurz m. p. Perz m. p. Für die Waffenfabrik: Baron Buddenbrock m. p. Dr. Johann Hochhauser m. p. August Dorn m. p. John m. p. Johann Amort m. p. Michael Schartinger m. p. Josef Reder m. p. Josef Mayr m. p. Johann Nep. Dürrnberger, Canonicus m. p. na Woznicky m. p. nkoffer m. p. Dr. Höfner m. p. B. Janetschek m. p. Hähnel m. p. Druck von Emil Haas & Co. in Stehr

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