Brückenbau 1892 - Protokoll v. 5. Juni 1891

Durch die Brückenanlage ist am rechten Ufer die Ein¬ lösung eines Theiles des Hauses C.=Nr. 289 Enns¬ dorf/(C.=Nr. 2 Bahnhofstraße der Johann John's Nachfolger erforderlich und liegt bezüglich desselben die bedingte Erklärung des Vertreters der Eheleute Johann und Magdalena John, sowie der Sparcasse=Direction in Steyr vor und wird diesem Protokolle angeschlossen. Zur Sicherung der unbehinderten Flossfahrt am Ennsflusse während des Baues dieser Brücken ist es wünschenswert, dass die Montierung dieser Brücke, resp. die Herstellung der Gerüstbrücken nicht gleichzeitig bei beiden Brücken und womöglich in jener Zeit stattfindet, wo die Floßschiffahrt zum größten Theile sistiert ist; es ist dies die Zeit vom 1. November bis 1. März. Da jedoch während der Montierung die zeitweise Sperrung der Enns für die Schiffahrt oder jedenfalls eine bedeutende Beschränkung unausbleiblich sein dürfte, so hätte sich seinerzeit die Stadtgemeinde Steyr unter Vorlage der bezüglichen Gerüstungspläne an die hohe k. k. Statthalterei wegen Verfügung der nothwendigen Provisorial=Maßregeln zur Regelung eventueller Sistirung des Floßschiffahrtsver¬ kehres auf der Enns zu wenden. III. Verhandlung und Befund über die „Steyrbrücke“ Die Steyrbrücke liegt im Zuge der Steyrer=Reichsstraße in der Burgfriedenstrecke der Stadt Steyr, ist gegenwärtig eine Holzbrücke mit 2 gemauerten Strompfeilern und 2 gemauerten Widerlagern; ihre Spannweite beträgt in der Richtung der Brückenaxe 70·3 Meter die reine Durchflussweite 64·5 Meter. Die Brückenstelle ist nahe der Einmün¬ dung der Steyr in die Enns und sind infolge des Rück¬ staues die Hochwasserstände des Ennsflußes hier maßgebend. Die neue Brückenanlage wird an Stelle der bestehenden in gleicher Richtung nur flufsabwärts verschoben in der in den Plänen dargestellten Weise erbaut. Sie erhält demnach durch Erbauung eines neuen Strompfeilers unter Benützung der bestehenden Widerlager eine Gesammtstützweite von 71·2 Meter und eine freie Spannweite in der Höhe des Brückenauflagers von zusammen 69•95 Meter, dementsprechend eine Durchflussöffnung von 67°7 Meter. Der neue Strom¬ pfeiler wird senkrecht zur Brückenaxe im Altwasser der Steyr erbaut und erhält gegen die Richtung der alten Strompfeiler eine mehr der Uferrichtung entsprechende Lage. Die Brücken¬ fahrbahn steigt vom rechten zum linken Ufer um 2•67% und ist die Constructions=Unterkante um 5·58 Meter höher als das Nullwasser des Steyrflußes (Altwasser). Die auf dem Steyrfluß bestehende Ladenkahnfahrt passiert die Brückenstelle im rechtseitigen Werkswasser der Heindlmühle und wird durch den neuen Brückenbau in keiner Weise alterirt. In wasser¬ rechtlicher Hinsicht besteht demnach gegen die gewählte Spann¬ weite=Construction und Lage des Strompfeilers, Construction der Fahrbahn kein Anstand. Durch die neue Brückenanlage ist am rechten User die Einlösung eines Theiles des Werksgebäudes, Object XII (Heindlmühle), C.=Nr. 2 Stadt, am linken Ufer die Recon¬ struction der Aufgangsstiege beim Hause C.=Nr. 64 Steyr¬ dorf und C.=N. 15 Michaelerplatz nothwendig. — Bezüglich des erstgenannten Werksgebäudes geben die Vertreter der österr. Waffenfabriksgesellschaft Verwaltungsräthe Herr Jo¬ hann Berger und Herr Baron Robert Buddenbrock hinsichtlich der erforderlichen Ablösung im Namen des Verwaltungs¬ rathes die Zustimmung und bekräftigen dieselben durch die eigenhändige Unterschrift. Baron Buddenbrock Johann Berger Verwaltungsrath. Verwaltungsrath. Bezüglich der Gestattung der Reconstruction der Auf¬ gangsstiege beim Hause C.=N. 64 Steyrdorf ist die Zu¬ stimmungserklärung der Eheleute Josef und Theres Mayr in bedingter Weise im Original=Commissionsproto kolle vom 16. März 1891 enthalten. Die Vertreter der Stadtgemeinde Steyr erklären dieser Bedingung vollinhaltlich zuzustimmen. Es wird technischerseits noch angeführt, dass für die Eisenconstruction die Beanspruchung von 800 Klg. pro cm? für Fahrbahn und Gehwege von 900 Klg. für die Haupt¬ träger, bei einer Belastung von Menschengedränge mit 460 Klg. pro m2 und von Wagenlasten für die obere Ennsbrücke mit 12 Tonnen, für die beiden anderen mit 20 Tonnen zur Berechnung zugrunde gelegt wird. Der Herr Vertreter des k. u. k. Reichs=Kriegs=Mini¬ steriums gibt zu Protokoll: Hinsichtlich der militärischen Wichtigkeit dieser Objecte behält sich das k. u. k. Reichs¬ Kriegs=Ministerium sowohl die Forderung der Anbringung permanenter Minenanlagen, als auch die Zustimmung zu den Projecten im Allgemeinen, bis zu dem Eintreffen des vorliegenden, mit sämmtlichen Plänen instruierten Com¬ missions=Protokolles vor. Ich bitte um die Ueberlassung eines mit sämmtlichen Plänen instruierten verificierten Protokollsabdruckes behufs Vorlage an das k. u. k. Reichs=Kriegs=Ministerium. Friedrich K. v. Rosner Oberstlieutenant, k. u. k. Genie=Director. Herr Karl Reder, Vertreter der Genossenschaft der Schiffmeister und Holzhändler und der Ladenkahnfahrt=In¬ teressenten, gibt die Erklärung ab, dass er die Durchführung der oben beschriebenen Brückenobjecte im Interesse der Floss¬ schifffahrt und Ladenkahnfahrt geradezu freudigst begrüße und nur das Ersuchen stelle, während des Baues der Brücken die geeignete Vorsorge zu treffen, dass die Flossfahrt in keiner Weise behindert oder gehemmt wird, was wohl am leichtesten dadurch zu erzielen wäre, wenn der Bau nach Schluss der Flossschifffahrt und vor Beginn derselben, sohin zur Winterszeit zur Durchführung gelange. C. Reder. Die Vertreter der Stadtgemeinde Steyr geben noch die Erklärung ab, dass der Bau der 3 Brücken im Zeit¬ raume eines Jahres vollendet sein wird und daher diese Frist im Sinne des § 86 des Wasserrechtsgesetzes bei Ertheilung der zu erwartenden hohen Bewilligung aus¬ reichend ist. Nachdem sohin der Gegenstand der Verhandlung in genügender Weise erläutert und von keiner Seite gegen die Protokollierung irgend ein Anstand erhoben wird, so wird das Protokoll nach Verlesung geschlossen und von sämmt¬ lichen Anwesenden gefertigt. Friedrich K. v. Rosner, Oberstlieutenant, k. u. k. Genie¬ Director, als Vertreter des k. u. k. Reichs=Kriegs=Mini¬ steriums. — Hugo Hebenstreit, k. k. Bezirkshauptmann. Rudolf Wiesmeyer, k. k. Bezirks=Ingenieur. Dr. Angermann, Gemeinde¬ Redl, Vice=Bürgermeister. rath. — Josef Huber, Gemeinderath. Druck von Emil Haas & Co. in Steyr.

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