fast zwei Generationen späterer Staatsbeamte, prägten seine Schüler fast ein halbes Jahrhundert der staatlichen Praxis in Osterreich. Ohne Rieggers theoretische Grundlegung wäre auch das praktische staatskirchliche System des Josephinismus sicherlich nicht so zum Tragen gekommen und wirksam geworden 178 ." Nach verschiedenen für jene Zeit sehr brauchbaren und notwendigen Gesetzessammlungen179, Abhandlungen über die Kirchenrechtsquellensammlungen180, Arbeiten zum Geltungsgrund des Kirchenrechts 18 1 und Dissertationen zu Einzelfragen 182 sind vor allem die lnstitutiones iurisprudentiae ecclesiasticae zu nennen, deren erster Teil (erstmals 1765) den Grund zum josephinischen Verständnis vom Verhältnis von Kirche und Staat ausformulierten183. Nachdem 1767 der zweite Teil in erster, 1770 in zweiter Auflage, 1772 der dritte und 1773 der vierte Teil nacheinander in Druck erschienen waren, lag das Werk in einer einheitlichen Auflage in allen vier Teilen im Jahr 1774 zum ersten Mal geschlossen vor 184 , also als Eybel bereits Kirchenrecht lehrte. Seifert urteilt mit Recht, man könne in den lnstitutiones keine Privatarbeit Rieggers sehen. Es handle sich nicht mehr um die Anschauungen des Autors allein, sondern um solche, denen die Regierung Maria Theresias (und die Kaiserin selbst, die Riegger so schätzte)185 die Approbation erteilt habe und deren Verbreitung sie mit allen Mitteln ihrer Autorität fördern ließ 186 . Maria Theresia, die schon 1762 Riegger einen „besonders guten Kanonisten" nannte, wußte, was sie in ihm besaß18 7. Den Grund- und Hauptpfeiler der Rieggerschen Argumentation und damit seiner Lehre überhaupt bildet die Vernunft, die ratio. Dieses Fundament von Rieggers Lehrgebäude ist „unverkennbar, unverwechselbar, unersetzbar". Riegger steht ganz im Banne des Geistes der Aufklärung 188 . Radikale Fortführung und Zuspitzung Rieggerschen Denkens darf niemandem mehr als Eybel angelastet werden, der ja auch Züge aufweist, die Riegger fremd waren, nämlid1 offene Jesuiten- und Ordensfeindlichkeit 189 . 179 Seifert, S. 204 - 211. 180 Seifert, S. 211 - 214. 181 Seifert, S. 214 - 219. 182 Seifert, S. 221 - 224. 183 Seifert, S. 224. 184 Seifert, S. 225. 185 Rieggers Bedeutung für das Werden des Josephinismus hebt ausdrücklich hervor Maaß, Frühjosephinismus, S. 76 - 87. 186 Seifert, S. 226. 187 Maaß, Frühjosephinismus, S. 77; vgl. ebd. S. 85. 188 Seifert, S. 313. 189 Seifert, S. 370. 76
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