Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

alten Auflage des Rieggerschen Compendii anzustellen, und gründlich einzusehen, vermögen 140." Nach einer langatmigen Vergleichung der beiden Riegger-Ausgaben stellen Martini oder sein Sekretär schließlich fest: ,,Durch diese äußerst genaue Vergleichung der beiden Ausgaben, ist hoffentlich völlig bewiesen, daß der Freiherr von Martini sich vollkommen wol eines Auftrages erlediget hat, welchem er sich zu entziehen vergeblich gesucht hatte, weil er dessen Schwierigkeiten und Gefaren kante. Er hat nicht nur überall mit dem den Kirchendienern gebürenden Respect gesprochen, sondern zugleich mit unerschütterliche Standhaftigkeit und Gedult die Rechte des Bistums und des Stats behauptet. Man fodert einen jeden auf, ein Werk zu nennen, wo die Gränzen inter Sacerdotium & Imperium mit mehr Richtigkeit, Klarheit und Präcision abgestochen wären, als hier in dem Auszuge Cap. XIII. § 231 - 258 geschehen ist. Hier hat also Hr. v. Martini, mit eben so viel Geschicklichkeit als Mäßigung, die Meinungen des Prälaten von Braunau und des seel. Rieggers redressirt, und diejenigen der beiden PP. Gazzaniga und Bertieri aufgeklärt. Er hat sogar die Approbation, nicht blos dieser beiden Professoren, sondern, was für den Frieden und die Einigkeit noch weit wichtiger war, auch des Beichtvaters der Kaiserin-Königin141 , und endlich auch die Sr Eminenz des Cardinal-Erzbischofs von Wien, erhalten, welcher letztere sonst Ursache gehabt hatte, sich über den wenigen Respect und das wenige menagement zu beschweren, womit man so delicate Materien tractirt hatte14 2." Ausführlich beschäftigen sich auch die Nouvelles ecclesiastiques vom 27. Februar 1781 mit der Rieggeredition Martinis, doch nimmt die Meldung nun, anders als die frühere vom 23. Jänner 1780, eine mittlere Position ein, stellt sich weder ganz auf Martinis Seite, noch verurteilt sie ihn. Von Martini oder Eybel ist sie also sicher nicht eingesandt worden; ob von Wittola, einem Korrespondenten des Blattes, muß fraglich sein, denn dieser stand auf Eybels und Heinkes Seite und war mit Gazzaniga eng bekannt. Kommt der andere österreichische Korrespondent, der Wiener Domherr Johann Baptist de Terme, in Betracht? Sei es wie immer, Martini wird gegen einstige Verdächtigungen der Wiener ultramontanen und jesuitischen Partei in Schutz genommen: ,,On avoit porte l'injustice & la passion contre lui, jusqu'a l'accuser plusieurs fois d'etre ennemi des pretres, & imbu des Principes des Protestans ... 143 Als Martini aber für die Neubearbeitung 140 Schlözers Briefwechsel, 7. Teil, 41. Heft, 1780, S. 294 - 296. 141 = Ignaz Müller, Probst von St. Dorothea. 142 Wie Anm. 140, S. 319. 143 Ne v. 27. 2. 1781, S. 34. 63

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