Manfred Brandl - Der Kanonist Joseph Valentin Eybel 1741-1805

III . Viele Feier, Versehen, und so gar theologische Irrtümer, sind darinn verbessert. Endlich hat man IV. hin und wieder, jedoch ohne des Verfassers Sinn zu ändern, zu harte Ausdrücke gemildert; und an andern Stellen hat man, zufolge der erhaltenen Befele, den entscheidenden Ton bei einigen scholastischen Fragen vermieden ... " Innerhalb von wenigen Tagen seien 500 Exemplare des hernach suspendierten Kompendiums vergriffen gewesen. Martini sollte später, in einem Vortrag an Leopold II. vom 29. Juni 1790, diese Angelegenheit nochmals darstellen. Er sei unter der Bedingung, den „Riegger" zu verbessern und den Beschwerden der Geistlichkeit ein Ende zu bereiten, zur Studienhofkommission zurückversetzt worden. Er habe Bertieri und Gazzaniga von der Richtigkeit der Grundsätze Rieggers überzeugt. Den landesfürstlichen Gerechtsamen habe er nichts vergeben; lediglich einige Sätze seien gemildert worden. Die Hofräte Joseph von Spergs, von Spielmann, von Lederer und auch Schrötter hätten seine Fassung als tadelsfrei beurteilt und auch Migazzi habe sie gebilligt. ,,Was war der Lohn für die glückliche Entwicklung eines so verworrenen Geschäftes und für die dabei gehabten unendlich müden Arbeiten! Neid, Mißgunst und Ignoranz stürmten auf mich ein. Man gab vor, als wäre ich wider mein eigenes Wissen durch Vorstellungen zweier welcher Mönche getäuscht worden ... 113" Fassen wir die Reaktion der Gegner Martinis in dieser Angelegenheit zusammen. Abt Rauttenstrauch, Eybel, vor allem Heinke arbeiteten gegen Martini, etwas maßvoller im Hintergrund auch Hofsekretär Greiner. Kaunitz lehnte in einem Gutachten die martini'sche Bearbeitung ab und warf ihm „boshafteste Art" vor114 • Heinke rügte, daß Martini kein neues Buch geschaffen habe, sondern nur einen Auszug neu aufgegossen habe, welchen nach allgemeiner Meinung Rieggers Korrepetitor Georg ScheidleinllS verfertigt und 1774 auflegen hatte lassen. Scheidleins Auszug (die Elementa) sei noch verschlechtert worden, der Abstand zu Riegger größer denn je. Es sei nicht zu dulden, daß das neue Buch Riegger als Autor nennen dürfe116. 113 Vortrag Martinis, abgedruckt bei R. Kink, Geschichte, Bd. I/2, Beilage Nr. 97, S. 300 ff.; Seifert, S. 176. 114 Gutachten bei Holzknecht, Beilage A S. 91 - 98. 115 Georg Edler von Scheidlein, 1750 - 1825; Wurzbach XXIX, S. 168 f . 116 Heinkes Gutachten abgedruckt b. F. Maaß, Der Josephinismus, Bd. III, Nr. 4, S. 245 ff. 56

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